Wirtschaft
Dekret regelt Verwendung in den kommenden Jahren – Ab 1. Juli keine kostenlose Abgabe mehr
Schach der Plastiktüte: Auch Spanien will den Plastikmüll in Meeren und auf Müllkippen nicht weiter wachsen lassen. Ab 1. Juli gilt ein neues Dekret
Madrid – tl. Auch Spanien will das Plastikmeer in den Ozeanen und auf den Müllkippen dieser Welt nicht weiter wachsen lassen. So hat das Kabinett bei seiner Sitzung am vergangenen Freitag ein Königliches Dekret verabschiedet, wonach Abgabe und Verwendung von Einweg-Plastiktüten im Einzelhandel erheblich eingeschränkt werden. Die Regierung folgt damit einer EU-Direktive.
Hintergrund ist eine EU-Richtlinie von 2015, die den Mitgliedstaaten vorschreibt, dass der Verbrauch von Plastiktüten reduziert werden muss – bis Ende 2019 auf maximal 90, bis Ende 2025 auf maximal 40 Stück pro Kopf. Wie die Mitgliedstaaten das Ziel erreichen, schreibt die Richtlinie nicht vor.
Auch das vom Kabinett verabschiedete Dekret gilt für alle Kunststofftragetaschen, mit oder ohne Tragegriff, die eine Wandstärke zwischen 15 und 50 Mikrometer (0,015 und 0,05 Millimeter) haben und in den Märkten erhältlich sind. 83 Prozent aller verwendeten Plastiktüten fallen unter diese Kategorie. Keine Plastiktüten im Sinne des Dekrets sind Tiefkühltragetaschen, Permanenttragetaschen und sehr leichte Plastiktüten (dünner als 15 Mikrometer) – zum Beispiel für Obst und Gemüse.
Ab 1. Juli dürfen Plastiktüten zwischen 15 und 50 Mikrometer nicht mehr kostenlos an die Kunden abgegeben werden. Zwar verlangen jetzt schon viele Supermärkte in Spanien Geld für eine Plastiktüte. Ab Juli ist diese Regelung für spanienweit alle Märkte verbindlich. Das Dekret schreibt indes keinen Preis vor.
Ab 1. Januar 2020 wird zudem die Verwendung von sogenannten „oxo-biologisch abbaubaren“Plastiktüten, bei denen der Kunststoff in Mikropartikel zerfällt, verboten. Auch diese Tütenart hat sich als umweltschädlich herausgestellt. Ebenfalls ab 2020 müssen laut Königlichem Dekret Plastiktüten mit einer Wandstärke von mehr als 50 Mikrometern zu mindestens 50 Prozent aus recyceltem Plastikmaterial bestehen.
Ein weiterer Schritt erfolgt ab 1. Januar 2021. Dann sind grundsätzlich alle Plastiktüten bis 50 Mikrometer Stärke verboten. In Supermärkten dürfen nur noch Tüten an Kunden abgegeben werden, die biologisch abbaubar sind und in die Biotonne können. Bis dahin sollen Biotonnen – hierzulande die Braune Tonne – auch flächendeckend vorhanden sein.
Jeder Spanier verbraucht pro Jahr im Schnitt 144 Plastiktüten. 90 Prozent werden nur einmal verwendet, dann fliegen sie auf den Müll. In Deutschland ist der ProKopf-Konsum 2016 auf 45 Tüten gesunken. Der EU-Schnitt liegt bei 176 Tüten.
Jeder Spanier verbraucht pro Jahr im Schnitt 144 Plastiktüten