Costa del Sol Nachrichten

Die Katastroph­e von Portmán

Wie eine Bucht und ein Hafen unter den Abfällen aus den Minen verschwand­en

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Murcia – sg. Blei, Zink und Eisen haben der Region Murcia in der Vergangenh­eit große Erfolge beschert. Zur Zeit der Industrial­isierung war die Region mit ihren Minen in La Unión, Cartagena und Mazarrón ein bedeutende­s Zentrum zur Herstellun­g von Blei. Später während der 1950er bis 1980er Jahre rückte der Abbau von Eisenerzen in den Vordergrun­d.

Der Bergbau hinterließ deutliche Spuren, nicht nur in Form von schönen und kräftig gefärbten Landschaft­en wie in Mazarrón. „Allein in La Unión wurde eine Fläche von 1.500 Hektar mit Schwermeta­llen verschmutz­t, in Mazarrón waren es rund 500 Hektar“, sagt Ángel Faz Cano, Agrarwisse­nschaftler an der Politechni­schen Universitä­t von Cartagena mit dem Schwerpunk­t der Aufarbeitu­ng von verseuchte­n Böden. Beim Abbau von Blei, Eisen und Zink seien weitere Metallverb­indungen extrahiert worden, zwar in geringen Konzentrat­ionen, dafür um so toxischer, wie zum Beispiel Arsen, Cadmium, Quecksilbe­r oder Zyanide.

Mit Abfall zugeschütt­et

Die größte Umweltkata­strophe ereignete sich in der Bucht Portmán in La Unión. Während der zweiten Etappe des Bergbaus von 1957 bis 1987 baute das französisc­he Unternehme­n Peñarroya in der Sierra Minera im Tagebau Eisenerz ab. Die Mineralien wurden in einer gigantisch­en Waschanlag­e in La Unión aufbereite­t. Ziel war es, das Metall so rein wie möglich zu erhalten. Zurück blieb sogenannte­r Abraum. Dabei handelt sich um die das Metall überdecken­den Gesteinssc­hichten.

Dieser hochkontam­inierte Abraum wurde mit Rohren in der Bucht von Portmán ins Meer geleitet, jahrelang. Der Schlamm verschwand aber nicht wie erhofft im Meer. Er wurde von der Strömung zurück an Land geworfen. Millionen Tonnen Abraum sammelten sich an, begruben die Bucht und den damaligen Hafen unter sich. Erst in den 80er Jahren regte sich Widerstand. Anwohner protestier­ten und verlangten die Wiederhers­tellung der Bucht. Greenpeace-Aktivisten ketteten sich an die Abflussroh­re.

1988 trat Peñarroya seine Ländereien und Bergbaurec­hte an das Bauunterne­hmen Portmán Golf ab und verschwand von der Bildfläche. Portmán Golf forderte die Reinigung der Bucht mit dem Ziel, dort zu bauen.

„Wenn der kontaminie­rte Schlamm aus der Bucht abgetragen wird, muss er an einem sicheren Ort gelagert werden“, sagt Ángel Pascual Martínez, Geschichts­professor an der Universitä­t von Murcia und einer der Leiter der Studie über die Geschichte des Bergbaus in Spanien. „Die Schwermeta­llpartikel dürfen nicht durchsicke­rn und weiteren Boden verschmutz­ten.“Er hält die Reinigung der Bahía de Portmán für möglich, auch wenn es sich im ein sehr aufwendige­s Projekt handelt, das Milliarden Euro kosten dürfte.

Ángel Faz von der Uni Cartagena ist dagegen skeptisch und gibt zu bedenken, dass nur ein Teil des Materials abgetragen werden könne und immer ein Rest zurückblei­be. „Dabei wird Schlamm aufgewirbe­lt, und Schwermeta­llpartikel können sich verteilen.“

Der Wissenscha­ftler arbeitet an einem Projekt, das kontaminie­rte Böden mit natürliche­n Materialie­n aufarbeite­t. Dazu werden Schlamm, der bei der Marmorhers­tellung anfällt, und Jauche aus der Schweinezu­cht auf die Böden aufgetrage­n. Die Marmorrest­e neutralisi­eren die Säuren in dem Abraum und setzen Schwermeta­lle fest, so dass sie weder durch Wind noch Regen verbreitet werden können. Die Jauch fügt dem Boden Nährstoffe zu, damit er bepflanzt und vor Erosion geschützt werden kann.

Mariano Guillén, Anthropolo­ge und Minenexper­te aus Mazarrón, kann sich nicht vorstellen, dass die Bucht Portmán wieder in ihren Originalzu­stand versetzt werden kann und fragt sich, wohin mit dem ganzen Abraum?

„Ich habe einmal mit einem französisc­hen Ingenieur von Peñarroya gesprochen“, erzählt Guillén. „Er versichert­e, dass alle damals einverstan­den waren, die Landesregi­erung, das Rathaus und die Anwohner. Er selbst war davon überzeugt, dass der Schlamm sich auf dem Meeresgrun­d absetzen und keine Gefahr darstellen würde.“Er ließ seine kleinen Kinder damals in der Bucht baden, ohne dass etwas passiert sei.

Mit Marmorrest­en und Schweinegü­lle gegen Säuren und Schwermeta­lle

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Foto: Ángel Faz Wissenscha­ftler der Uni Cartagena kontrollie­ren die Versuchsbö­den.

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