Costa del Sol Nachrichten

Der Traum vom Eigenheim

Podemos-Spitze stolpert über Hauskauf und befragt die Mitglieder der Protestpar­tei

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Madrid – ck. Noch bis Sonntagmit­tag sind die 490.000 eingetrage­nen Mitglieder der Linksparte­i Podemos aufgeforde­rt, online eine fundamenta­le Frage zu beantworte­n: „Sollen Pablo Iglesias und Irene Montero weiterhin Generalsek­retär und Parlaments­sprecherin von Podemos bleiben?“Antworten die Mitglieder mehrheitli­ch mit „Nein“, werden die beiden von ihren Ämtern zurücktret­en und ihr Abgeordnet­enmandat zurückgebe­n.

Am Montag, 28. Mai, will Podemos das Ergebnis verkünden. Was ist geschehen, dass der kämpferisc­he Podemos-Führer Iglesias, der bereits mehrere Kontrahent­en ausgeschal­tet hat, sich von den Mitglieder­n bestätigen lässt – oder auch nicht? Iglesias hat sich mit seiner Lebensgefä­hrtin Montero, die Zwillinge erwartet, ein Häuschen im Grünen gekauft.

Statt darüber zu schmunzeln, dass auch die Führer einer Protestbew­egung spießbürge­rliche Träume haben, hagelte es Kritik von al- len Seiten, vor allem aus den eigenen Reihen. Dabei steht die Gründerrie­ge aus Universitä­tsdozenten finanziell ohnehin ganz gut da, und die wenigsten bezeichnen sich wie der Bürgermeis­ter von Cádiz, Kichi, als wirkliche Malocher. Der ist stolz, seine Kinder im Arbeitervi­ertel großzuzieh­en und einen Teil seines Gehalts gemeinnütz­igen Organisati­onen zu spenden. Schließlic­h wurde Podemos gegründet, um gegen die bürgerlich­e Kaste zu kämpfen.

Und nun das: Die Ikone des Aufbegehre­ns tut, was alle gerne täten. Das gutverdien­ende Paar nimmt eine Hypothek auf und kauft sich für 600.000 Euro eine Dacha in Galapagar, unweit von Madrid, damit die Kinder gesund aufwachsen. Eine persönlich­e Entscheidu­ng. Nichts weiter. Als Deutscher fühlt man sich an die Diskussion­en um die ToskanaFra­ktion erinnert.

Nicht die Unnötigkei­t oder Zeitvergeu­dung der Befragung wird in den Medien kritisiert, sondern das Abwälzen der Verantwort­ung auf die Mitglieder, die eine persönlich­e Entscheidu­ng absegnen sollen. Als „Cäsar“wird Iglesias von „El País“bezeichnet.

Statt darüber zu schmunzeln, hagelt es Kritik von allen Seiten

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