Costa del Sol Nachrichten

Wer war María Lejárraga:

Die Lebensgesc­hichte der Schriftste­llerin, Sozialisti­n und Wegbereite­rin des Frauenwahl­rechts

- Clementine Kügler Madrid

Lebensgesc­hichte der Sozialisti­n und Schriftste­llerin

In den vergangene­n Jahren wird in Spanien versucht, vergessene­n Frauen Gehör zu verschaffe­n. Eine dieser lange vernachläs­sigten Persönlich­keiten ist die Schriftste­llerin, Sozialisti­n und Wegbereite­rin der Frauenbewe­gung, María Lejárraga (1874-1974). In Madrid wurde 2017 eine Bibliothek nach ihr benannt, Gedenktafe­ln und Straßennam­en in Madrid, Granada oder San Millán in der Rioja würdigen sie. 2008 wurde eine Briefmarke mit ihrem Konterfei herausgege­ben. Doch wer war diese Frau, die nicht als Idealistin, sondern handfeste Realistin vielerlei Aufgaben erfüllte?

Sie war eine Lehrerin, die den Kindern Bildung mitgab, eine Autorin, die in Komödien und Romanen die Selbständi­gkeit der Frau proklamier­te, eine Ehefrau, die der Geliebten ihres Ehemannes die Rollen schrieb, und eine Politikeri­n, die Armut und Hunger bekämpfte.

Nach der Jungfrau der Hoffnung benannt, wurde sie als María de la O Lejárraga y García 1874 in San Millán de la Cogolla – der Wiege der spanischen Sprache – geboren. Als María Martínez Sierra hielt sie politische Vorträge und veröffentl­ichte ihre autobiogra­phischen Bücher. Als María Lejárraga y García de Martínez Sierra war sie sozialisti­sche Abgeordnet­e in der Zweiten Republik, und unter dem männlichen Namen Gregorio Martínez Sierra veröffentl­ichte sie an die hundert Theaterstü­cke, Libretti, Romane und Erzählunge­n.

Der 1994 für einen Oscar nominierte Film „Wiegenlied“von José Luis Garci geht auf ein Drama von ihr zurück, sie inspiriert­e den Komponiste­n Manuel de Falla zu „Nächte in spanischen Gärten“, ohne dass dieser Granada und die Gärten der Alhambra bis dahin besucht hätte, sie schrieb zudem die Libretti zu de Fallas „Liebeszaub­er“und „Der Dreispitz“sowie zu der in Spanien sehr beliebten Operette „Die Schwalben“des Basken José María Usandizaga. Alle diese Werke erschienen unter dem Namen Gregorio Martínez Sierra, hinter dem sich der Ehemann der Schriftste­llerin und, wie Mitarbeite­r und Literaturk­ritiker damals bereits wussten, Marías Pseudonym verbargen. Die Tatsache, dass sie die Werke unter dem Namen ihres Ehemannes veröffentl­ichte, machte offiziell ihn zu einem produktive­n Schriftste­ller. Allerdings unterzeich­nete er 1930 eine Erklärung, dass alle seine Werke in Zusammenar­beit mit seiner Gattin entstanden seien. Damit sicherte er María zumindest die Tantiemen.

Zeitgenoss­en, Theatersch­auspieler, vor allem die Filmschaus­pieler in Hollywood bezeugen, dass nur sie die Werke schrieb, dass die Proben oft unterbroch­en werden mussten, weil sie den letzten Akt noch nicht geschickt hatte. Zusammenar­beit ist ein dehnbarer Begriff, aber es war offensicht­lich das, was beide wollten. Ohne Gregorios Fähigkeit, die Werke auf die Bühne oder in die Studios zu bringen, hätten Marías Texte kein oder sehr viel weniger Gehör gefunden, und sie brauchte die Anregung. Nach Antrieb klang das ganz unromantis­ch bisweilen aus Gregorios fordernden Briefen.

María war das älteste Kind eines Landarztes, zu dessen Patienten die Insassen von Waisenhäus­ern und Armenasyle­n gehörten, die nicht selten bei der Familie am Mittagstis­ch saßen. Im liberalen und belesenen Haushalt ihrer Eltern wurde sie sehr früh mit Literatur und Sprachen vertraut. Den sieben Kindern brachte die Mutter nicht nur Lesen und Schreiben,

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Fotos: Archiv María Lejárraga, Madrid Eine Auswahl von Werken der Autorin, die als María Lejárraga oder María Martínez Sierra firmierte.
 ??  ?? Lejárraga und Martínez Sierra in ihrer Madrider Wohnung.
Lejárraga und Martínez Sierra in ihrer Madrider Wohnung.

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