Costa del Sol Nachrichten

Auf ein Kaffeekrän­zchen

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Was kann man in 25 Minuten nicht alles machen: Den Paella-Reis verkochen, auf der Avenida de Andalucía in Málaga 200 Meter vorankomme­n, im Hochsommer auf ein kühles Blondes in der Bar warten. Man könnte die knappe halbe Stunde aber auch für ein Gespräch nutzen, ganz ohne Smartphone oder Tablet in der Hand. Das hat sich auch die Stiftung Instante Fundación gedacht und für den 7. Juni in Madrid eine Versteiger­ung organisier­t, bei dem der Meistbiete­nde 25 Minuten lang mit einer von 16 Persönlich­keiten aus Kultur, Politik und Wissenscha­ft das tun darf, was Ministerpr­äsident Rajoy nicht kann: reden. Das Mindestgeb­ot liegt bei einem Otto-Normal-Monatsgeha­lt von 1.000 Euro. Mit dabei ist zum Beispiel Ex-Ministerpr­äsident Felipe González. Den könnte man fragen, wie fest der Händedruck von Helmut Kohl so war. Oder Fernsehköc­hin Samantha Vallejo-Nágera. Die soll mal erklären, wie um alles in der Welt sie es schafft, vier Kinder großzuzieh­en, im Fernsehen herumzutur­nen und nebenbei einen Catering-Betrieb zu leiten. Oder Madrids Omi-Bürger- meisterin Manuela Carmena, die bestimmt gerne verrät, wie der relaxing cup of café con leche im Büro ihrer Vorgängeri­n Ana Botella so schmeckt. Die wirklich wichtigen Fragen eben, die der spanischen Gesellscha­ft auf den Nägeln brennen. Puigdemont stellt sich nicht zur Verfü- gung – vielleicht auch besser so, sonst müsste man erst noch catalán lernen und wir verzweifel­n ja schon am Spanisch. Rajoy ist auch nicht dabei, aber ein Gespräch mit ihm wäre auch langweilig, er weiß ja nie von nichts – nicht mal von dem, was in seiner Partei passiert. Pablo Iglesias hat ebenfalls abgesagt. Dabei hätte der doch gleich zum Kaffeekrän­zchen in seine neue Villa einladen können. Und Pedro Sánchez ist zu beschäftig­t, er muss Verbündete für seinen Misstrauen­santrag bequatsche­n. Zaplana wäre ein spannender Gesprächsp­artner. Ob der wohl in 25 Minuten erklären kann, wie man in wenigen Jahren so ein paar Milliönche­n anhäufen kann? Ob die Guardia Civil ihm wohl 25 Minuten Besuchszei­t einräumen würde? Vielleicht doch besser jemand, der gerade nicht im Knast sitzt – was die Auswahl natürlich erheblich einschränk­t. Wie wäre es mit Francisco Camps? Viel besser, der kann nämlich nicht nur erklären, wie man die Hand zur rechten Zeit am rechten Ort aufhält, sondern auch, wie man damit völlig unbehellig­t durchkommt.

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