Mittelmeer ersäuft im Plastik
WWF und Greenpeace mit Studie über Zustand der Meere – Spanien und Türkei als Plastiksünder
Madrid – dpa/sk. Plastikmüll breitet sich immer mehr in alle Winkel der Welt aus. Selbst die Lebensräume der Antarktis sind mit Plastikteilchen und umweltschädlichen Chemikalien belastet, wie Untersuchungen der Umweltorganisation Greenpeace ergaben. Im Mittelmeer wiederum schwimmen laut WWF bereits Rekordmengen an Plastikmüll – und die Scharen von Touristen, die im Sommer die Strände bevölkern, verschärften die Lage noch, schreibt der WWF einem Report zum Tag der Meere.
„Auf das Plastikmüllproblem müssen wir eine globale Antwort finden. Wir brauchen ein „ParisAbkommen für den Ozean, das die Verschmutzung der Meere stoppt“, sagte Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. Laut WWF bedroht Plastik weltweit 700 Meerestierarten. Dutzende Fischarten sowie alle drei heimischen Meeresschildkrötenarten, Seevögel sowie Wale und Delfine im Mittelmeer sind betroffen. 18 Prozent der Thunfische und Schwertfische haben Plastik im Magen. Der Abfall stammt vor allem aus der Türkei und Spanien.
Mittelmeer als Plastikfalle
Demnach verbraucht Spanien 2016 rund 4,6 Millionen Tonnen Plastik, von dem nur 38 Prozent aufbereitet wird. Das Land konsumiert zehn Prozent des Einmalplastiks in der EU, 3,5 Milliarden Plastikflaschen und 1,5 Milliarden Kaffeebecher belasten demnach die Umwelt. Zu 95 Prozent besteht der im Wasser und an Stränden gefundene Müll aus Kunststoff. Als Hauptursache gilt das lückenhafte Abfallmanagement vieler Anrainer. Es gebe ungesicherte Mülldeponien, und Abfall wird illegal in den Flüssen entsorgt.
Gerade das Mittelmeer droht laut WWF zu einer „Plastikfalle“zu werden. Obwohl es nur rund ein Prozent des Wassers auf der Erde enthält, finden sich sieben Prozent des weltweiten Mikroplastiks darin. Die Konzentration dieser Kunststoffpartikel ist fast viermal so hoch wie im nördlichen Pazifik. Sie liegt bei bis zu 1,25 Millionen Fragmenten pro Quadratkilometer.
Der Tourismus treibt die Belastung weiter hoch. Im Mittelmeerraum leben 150 Millionen Menschen, alljährlich reisen zudem 320 Millionen Urlauber an. Nach vom WWF zitierten Studie erhöhen die Touristen die Plastikmüll-Menge um 40 Prozent. „Hotels und Schiffe müssen wirksame interne Abfallsammelsysteme einrichten und den Müll trennen. Wir können nicht zulassen, dass das Mittelmeer in Plastik ertrinkt“, so Vesper.
Mikroplastik und chemische Schadstoffe werden durch Wind und Meeresströmungen sowie über die Atmosphäre in entlegene Regionen getragen und bleiben teils Jahrzehnte in der Umwelt. Greenpeace hat in sieben von acht Wasserproben aus der Antarktis Spuren von Mikroplastik gefunden,
Verbot von Einmalplastik
Über die Nahrung können sie sich in Organismen wie Pinguinen, Robben und Walen anreichern. „Die Antarktis mag uns als unberührte Wildnis erscheinen, doch auch dieses Ende der Welt ist verschmutzt durch Umweltgifte der Textilindustrie und die Rückstände des Plastikwahnsinns“, sagt Thilo Maack, Meeresexperte bei Greenpeace. „Die Regierungen müssen bei der Produktion ansetzen, damit diese Schadstoffe gar nicht erst in die Meere gelangen.“Das vorgeschlagene EU-Verbot von Einmalplastik könne dabei nur der Anfang sein.