Wirtschaft
Energiekonzerne bereiten sich auf die Schließung ihrer Kraftwerke vor
Kohle-Aus rückt näher: Der Energiekonzern Iberdrola hat schon im November 2017 die Schließung seiner letzten Kohlekraftwerke angekündigt
Madrid – tl. Im November 2017 kündigte der Energiekonzern Iberdrola die Schließung seiner letzten beiden Kohlekraftwerke an. Der damalige Energieminister Álvaro Nadal wollte das per Dekret verhindern. Im Parlament konnte der PPMinister allerdings niemanden finden, der mitmachen wollte. Denn alle – außer offenbar der Volkspartei – wussten: Kohle hat in der Stromproduktion keine Zukunft.
Nach dem abrupten Regierungswechsel kann Iberdrola die Schließungspläne wieder aus der Schublade holen. Auch den übrigen Betreibern von Kohlekraftwerken – Endesa, Gas Natural, Viesgo und Hidrocantábrico – kommt der Regierungswechsel nicht ungelegen: „ Es ist jetzt leichter, die Schließung anzugehen“, verlautet es aus dem Sektor. Kohlekraftwer- ke seien nicht mehr wirtschaftliche zu betreiben.
Wie es nach einer Umfrage der Zeitung „ El País“unter den Konzernen heißt, sieht es derzeit so aus, dass acht der insgesamt 15 noch bestehenden Kohlekraftwer- ke in Spanien schon innerhalb der nächsten zwei Jahre stillgelegt werden. Die Eile der Unternehmen ist vor allem vor dem Hintergrund schärferer Umweltbestimmungen der EU zu sehen. Ab Juni 2020 gelten neue Emissionsrichtlinien. Die zu erfüllen wäre bei Kohlekraftwerken mit hohen Kosten ver- bunden. Bei vielen Anlagen lohnt sich die Investition nicht mehr. Auch der europaweite Handel mit Emissionsrechten für das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) kommt den Konzernen immer teurer.
Die 15 Kohlekraftwerke produzieren zwar noch immer 17,2 Prozent des gesamten Stroms, der in Spanien verbraucht wird. Dafür sind sie ziemliche Dreckschleudern. Sie pusten im Jahr 46,5 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre und sind aktuell für 14 Prozent der Treibhausgase verantwortlich, die Spanien ausstößt.
Einen konkreten Kohle-Fahrplan hat die neue Regierung Sánchez indes noch nicht. Allerdings ist bei der Ressortbildung deutlich geworden, wohin die Reise geht. Die Zusammenlegung der Ressorts Energie und Umwelt zu einem Ministerium ist ein klares Signal. Auch die Besetzung des Ministeriums mit der ausgewiesenen Klimaexpertin Teresa Ribera sagt einiges aus über die künftige Energiepolitik.
Unterdessen wird in den Kohleabbaugebieten vor allem im Norden des Landes der Kurswechsel in der Politik mit Sorge betrachtet. Noch arbeiten im Kohlebergbau gut 2.300 Menschen. Vor 30 Jahren waren es allerdings über 50.000. Aktuell stammen auch nur 14 Prozent der in den Kraftwerken verfeuerten Kohle aus heimischem Abbau. Der Todesstoß für die Kohleregion kommt aber auch wieder aus Brüssel. Alle EU-Mitglieder stimmten 2010 dafür, dass ab 2019 keine Beihilfen mehr für die Kohleförderung fließen.
Einen konkreten Kohle-Fahrplan hat die neue Regierung Sánchez indes noch nicht