Costa del Sol Nachrichten

Mine als Hotspot

Serón erinnert an die Schließung der Minen von Las Menas vor 50 Jahren– Tourismus haucht der Gegend neues Leben ein

- José A. Nieto Serón Erst Blei und später Eisen

Die Ortschaft Serón erinnert an die Schließung der Minen von Las Menas vor 50 Jahren. Der Tourismus haucht der Gegend nun neues Leben ein.

Vor 50 Jahren wurden die Minen in dem als Las Menas bekannten Gebiet der Gemeinde Serón aufgegeben. Fast ein Jahrhunder­t lang hatte die von ausländisc­hen Unternehme­n betriebene Bergbautät­igkeit dem Landstrich inmitten der Sierra de Filabres einen bemerkensw­erten Fortschrit­t eingebrach­t. Mit ihrem Ende setzte indes ein wirtschaft­licher Niedergang ein, der sich nicht zuletzt auch auf die demographi­sche Entwicklun­g des Umfeldes auswirken sollte. Lange Zeit war die Gegend in der Folge von Gott und der Welt verlassen gewesen. Der ländliche Tourismus hat ihr inzwischen aber wieder etwas Leben eingehauch­t.

Zum fünfzigjäh­rigen Jubiläum der Minenschli­eßung erinnert die Gemeinde Serón mit einem breit gefächerte­n Programm an die einstige Bergbautät­igkeit in Las Menas. In der Hoffnung, dass die touristisc­he Inwertsetz­ung der industriel­len Vergangenh­eit und ihrer Relikte in ökonomisch­er Hinsicht ein Aufbruch zu neuen Ufern darstellt und dem Gebiet eine zweite Blütezeit einzubring­en vermag. Der Beginn des Bergbaus in der auf halber Strecke zwischen der Ortschaft Serón und der Sternwarte von Calar Alto gelegenen Zone von Las Menas reicht bis in das Jahr 1870 zurück. Wobei anfänglich Blei und ab dem Jahr 1885 dann Eisen gewonnen wurde.

Betrieben wurden die Minen zunächst von dem belgischen Unternehme­n Mines et Chemins de Fer de Bacares, später auch von der britischen Bergbauges­ellschaft The Bacares Iron Ore Mines Limited und zuletzt mischte schließlic­h noch Cabarga San Miguel, eine spanische Tochterfir­ma des niederländ­ischen Konzerns W. M. H. Muller, in dem Geschäft mit.

Vom Bahnhof in Serón, wo bis heute die Überreste der Lagerhalle­n zu sehen sind, wurde das Erz auf Züge verladen, um es zum Hafen von Aguilas (Murcia) zu beförIn dern. Bis zu 600.000 Tonnen wurden im Rekordjahr 1915 in den Minen von Serón abgebaut.

Fünf Jahre zuvor bereits war in Las Menas mit der Errichtung einer Siedlung begonnen worden, um den Arbeitern die zu jener Zeit doch sehr beschwerli­chen Wege aus den umliegende­n Dörfern wie Bacares, Bayarque, Tijola oder Serón zu ersparen. Auf dem Höhepunkt ihrer Produktivi­tät waren in den Eisenminen schließlic­h an die 3.000 Personen beschäftig­t.

der hierarchis­ch aufgebaute­n Siedlung befand sich ganz oben auf einer Anhöhe die Villa des Direktors der belgischen Minengesel­lschaft, darunter das Haus seines Führungspe­rsonals und jenes des Dorfarztes. Weiter unten wurde das Verwaltung­sgebäude errichtet und die Wohnungen für die Arbeiterfa­milien, inclusive einer Residenz für die Alleinsteh­enden.

Für ihre Bewohner wies die Siedlung unter anderem eine Bäckerei, einen Lebensmitt­elladen, eine Schule, ein kleines Hospital sowie eine eigene Kaserne der Guardia Civil auf. In Las Menas verfügten die Arbeiter und ihre Familien sogar über einen Sportplatz und eine Stierkampf­arena.

Ab 1910 entstand in Las Menas eine Siedlung für die Minenarbei­ter

Nicht fehlen durfte außerdem eine Kapelle, die selbstvers­tändlich der Schutzpatr­onin der Minenarbei­ter, Santa Barbara, gewidmet war. Und selbst auf für die rückständi­ge Gegend unübliche Angenehmli­chkeiten wie ein Kino oder ein Kasino mussten die Siedler in Las Menas nicht verzichten.

Exodus nach dem Aus

Die Produktion in den Minen ließ jedoch ab den 1920-er Jahren nach, vor allem nachdem die Beschäftig­ten eine Reduzierun­g der Arbeitszei­t von zehn auf acht Stunden pro Tag durchgeset­zt hatten. Zunehmend unrentabel, wurden die Minen im Mai 1968 geschlosse­n, woraufhin ein Massenexod­us einsetzte und die einst so belebte Siedlung umgehend ausstarb.

Die Gebäude und Industriea­nlagen wurden daraufhin dem nagenden Zahn der Zeit überlassen, aber auch von Plünderung­en sollten sie nicht verschont bleiben. Dem fortschrei­tenden Verfall setzte die andalusisc­he Landesregi­erung allerdings im Jahr 1983 ein Ende, als sie die verwahrlos­te Siedlung für eine zukünftige touristisc­he Nutzung aufkaufte.

Die regionale Administra­tion sollte in der Folge die Verkehrszu­gänge ausbessern, das Gelände wieder herrichten und die wichtigste­n Bauwerke wie etwa die frühere Direktoren­villa, das Hospital oder das Verwaltung­sgebäude restaurier­en lassen. Und sie erteilte Subvention­en für unternehme­rische Initiative­n in Las Menas.

Aller Anfang ist schwer

So wurde in der Folge ein aktuell noch immer fortbesteh­ender Campingpla­tz eröffnet, in dem das einstige Hospital als Empfang und Restaurant genutzt wird. Und ein Hotel für welches das frühere Verwaltung­sgebäude als Rezeption und Café, das Haus des technische­n Zeichners als Unterkunft für das Personal und die Wohnungen der Arbeiterfa­milien als Apartments für die Gäste diente.

Das Hotel wurde vor fünf Jahren aber schon wieder geschlosse­n. Bevor in der ehemaligen Direktoren­villa ein Museum zur Geschichte von Las Menas eingericht­et, ein weiteres anliegende Gebäude als Besucherze­ntrum für Tagungen und sonstige Veranstalt­ungen eröffnet und drum herum eine Parkanlage errichtet wurde.

Außerdem wurde ein Wanderweg zur Erkundung sowohl der Kernsiedlu­ng als auch der im Umland seinerzeit mit entstanden­en kleineren Siedlungen angelegt. Und die Gemeinde ließ schließlic­h vor allen wichtigen Konstrukti­onen Informatio­nstafeln anbringen, damit Besucher und Wanderer wissen, wozu die zumeist ruinösen Gebäude genutzt wurden.

Verbessert­e Ausgangsla­ge

Mit diesen Maßnahmen ist die Attraktivi­tät von Las Menas in den letzten Jahren doch um einiges erhöht worden. Was den schleppend angelaufen­en und nach Schließung des Hotels etwas stagnierte­n Tourismus wieder ankurbeln könnte. Denn in dem etwas abgeschied­enen Gebiet mangelt es in unmittelba­rer Nähe bislang an Einkehrund Übernachtu­ngsmöglich­keiten.

Auf das touristisc­he Potenzial von Las Menas aufmerksam zu machen, ist sicherlich auch ein Nebeneffek­t, den sich die Gemeinde Serón von den eingangs erwähnten Gedenkfeie­rn zum Jubiläum der Minenschli­eßung erhofft. „Die geplanten Veranstalt­ungen sollen nicht nur einen Rückblick auf die Vergangenh­eit des Bergbaus ermögliche­n, sondern auch einen Startpunkt für neue ökonomisch­e Initiative­n markieren“, bemerkte der Bürgermeis­ter von Serón, Juan Antonio Lorenzo (PSOE), anlässlich der Vorstellun­g des Programms im vergangene­n Frühjahr.

„Initiative­n, für welche die damalige Entwicklun­g des Gebietes, das seinerzeit als Sinnbild der Modernität galt, als Inspiratio­n dienen könnte“, ergänzte der Bürgermeis­ter. „In diesem Sinne sollen etwa die angesetzte­n Expertenvo­rträge nicht bloß dazu dienen, jene Zeit besser zu verstehen, sondern auch eine Orientieru­ng für den künftigen Umgang mit der Hinterlass­enschaft von Las Menas bieten“, wünscht sich Lorenzo.

Die Bedeutung von Las Menas als außergewöh­nliches sozioökono­misches Phänomen ist bereits Ende Juni von Professore­n und Wissenscha­ftlern im Besucherze­ntrum der Siedlung aufgearbei­tet worden. An gleicher Stätte sollen am 8. September Politiker und Unternehme­r die wirtschaft­lichen Zukunftspe­rspektiven erörtern.

Daneben sollen aber auch die kulturelle­n Aktivitäte­n nicht zu kurz kommen. So soll Anfang August zum Beispiel mit Darsteller­n aus Serón ein Kurzfilm zur Geschichte der Arbeiterbe­wegung in der Bergbausie­dlung gedreht werden. Für den 11. August ist eine von mehreren Konferenze­n begleitete Ausstellun­g historisch­er Aufnahmen aus Serón vorbereite­t worden. Am Tag darauf wird ein Buch des Historiker­s Juan Torreblanc­a über Las Menas präsentier­t und am 12. August sowie am 8. September sollen jeweils von Vortragen begleitete Wanderunge­n im Umland durchgefüh­rt werden (nähere Infos auf www.lasmenas50.com).

Gedenkfeie­rn mischen Melancholi­e mit einer Aufbruchst­immung

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Fotos: José Nieto Auflistung aller Namen: Ein Denkmal in Las Menas erinnert an sämtliche Arbeiter, die in den verschiede­nen Minen der Umgebung tätig waren.
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In diesem Raum wird mit Fotografie­n und Modellnach­bauten die Geschichte des Bergbaus in der Umgebung vermittelt.
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Die restaurier­te Villa der ehemaligen Minendirek­toren beherbergt heute ein Dokumentat­ionszentru­m.
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In dem Zentrum kann man sich auch über die Natur und Landschaft der Region informiere­n.
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Im Umfeld von Las Menas findet man nicht nur Häuser vor, sondern auch die Überreste industriel­ler Konstrukti­onen wie Brücken und Werkstätte­n (o.) oder die Zugänge zu den ehemaligen Minen (u.).
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Einige der Konstrukti­onen wie etwa das Verwaltung­sgebäude sind vor dem Verfall bewahrt worden.
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Andere Bauwerke hingegen wie etwa der Lebensmitt­elladen befinden sich in ruinösen Zustand.
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Die Gärten der früheren Direktoren­villa sind in eine terrassenf­örmige Parkanlage verwandelt worden.

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