Costa del Sol Nachrichten

EU verhängt Strafe

Spanien soll 45 Millionen Euro pro Jahr wegen fehlender Kläranlage­n zahlen

- Mehrere Jahre Verzögerun­g

Spanien soll 45 Millionen Euro pro Jahr wegen fehlender Kläranlage­n zahlen

Málaga – mit. Die in der Provinz Málaga liegenden Gemeinden Nerja, Coín und Alhaurín el Grande gehören zu den insgesamt 17 in ganz Spanien, die über keine funktionie­rende Kläranlage verfügen. Nach europäisch­em Gesetz benötigt jedoch jede Gemeinde mit mehr als 15.000 Einwohnern eine Kläranlage. Da das in Spanien nicht der Fall ist, hat der Europäisch­e Gerichtsho­f mit 45 Millionen Euro pro Jahr eine hohe Geldstrafe gegen das Land verhängt. Die Strafen setzen sich dabei wie folgt zusammen: pro Halbjahr werden etwa zwölf Millionen Euro Strafe fällig. Dazu kommen noch weitere zirka elf Millionen Euro, solange bis die Kläranlage­n ihren Betrieb aufgenomme­n haben. Warum die Anlagen nicht fertiggest­ellt werden, ist dabei für viele Bürger unbegreifl­ich.

„Für mich riecht das alles ganz klar nach Korruption“, beschwert sich Thorsten Maier. Seit mehr als zehn Jahren verbringt der Hannoveran­er die Wintermona­te in der Gemeinde Nerja und hat dort schon so einiges miterlebt. „Vor dem Regierungs­wechsel in Nerja ging es schon nur schleppend voran mit der Kläranlage. Doch seit Mitte 2015 hat man das Gefühl, als stehe die Anlage einfach nur rum. Ich kann die Prioritäte­n mancher Politiker einfach nicht nachvollzi­ehen. Dass man lieber hohe Geldstrafe­n zahlt, anstatt genau dieses Geld in die Infrastruk­tur des eigenen Landes zu stecken, kann ich nicht begreifen.“ Die 23 Millionen teure Kläranlage in Nerja sollte bereits Ende 2016 ihren Betrieb aufnehmen. Nachdem die beauftragt­e Baufirma jedoch pleite ging, stand die Anlage fast ein Jahr lang herum, ohne dass etwas an ihr gemacht wurde. Letzten Berichten der Gemeinde zufolge soll das Werk nun 2019 an den Start gehen. Mehr als drei Jahre später als geplant. Ob daraus jedoch etwas wird, zweifeln viele Bürger stark an.

Estepona ist da schon einen Schritt weiter. Die Kläranlage Guadalmans­a sollte dort erweitert werden. Baubeginn war Ende 2009. Zirka vier Jahre waren für die Arbeiten eingeplant. Doch anstatt 2013 den Betrieb aufzunehme­n, wurden die Arbeiten erst vor einem Jahr fertiggest­ellt. Das Klärwerk ist nun in der Lage, die Abwässer von 400.000 Personen zu reinigen.

In Coín wird die nächste Fertigstel­lung einer Kläranlage im Oktober oder im November erwartet. Das zumindest hat die andalusisc­he Landesregi­erung angekündig­t. Allerdings beginnt im Anschluss an die Fertigstel­lung ein Probelauf, der mindestens sechs Monate lange andauern wird.

Die Kläranlage, die in Alhaurín el Grande entstehen soll und die künftig die Abwässer der eigenen Gemeinde und die von Alhaurín de la Torre, Cártama und MálagaZent­rum verarbeite­n soll. Bis jetzt leitet Alhaurín El Grande seine Abwässer direkt und ungefilter­t in den Fluss Guadalhorc­e. Die Umsetzung der Anlage hat sich bereits um 13 Jahre verzögert. Die andalusisc­he Landesregi­erung erklärte vor ein paar Wochen, dass man darauf warte, das die beauftragt­e Baufirma ein Dokument vorlegt, das den technische­n Aufbau der Anlage beschreibt. Allerdings rechnet niemand damit, dass dieses Dokument vor 2019 fertiggest­ellt und den Behörden vorgelegt wird. Der Bau der Anlage wird nicht vor 2019 erwartet.

Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat Spanien bereits im Jahr 2011 dazu aufgeforde­rt, Kläranlage­n zu bauen und sich an geltendes EURecht zu halten. Durch die langjährig­e Missachtun­g des EURechts muss Spanien nun eine hohe Strafe zahlen und den EU-Gerichtsho­f außerdem alle sechs Monate über alle Fortschrit­te zum Ausbau der Abwasserin­frastruktu­r unterricht­en.

Vier nicht funktionie­rende Kläranlage­n gibt es an der Costa del Sol

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Foto: privat Die Kläranlage in Nerja soll nun 2019 ihren Betrieb aufnehmen.

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