Costa del Sol Nachrichten

Auf der Flucht:

Ansturm von Immigrante­n auf Ceuta und Andalusien – Vorschlag zu europäisch­em Aufnahmeze­ntrum

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An der andalusisc­hen Küste landen immer mehr Flüchtling­e, denn in Marokko wird lasch kontrollie­rt. Die Regierung in Madrid sucht nach Lösungen

Madrid – dpa/ck. Angesichts der stark gestiegene­n Anzahl von Flüchtling­en an der andalusisc­hen Küste und dem gewaltsame­n Sturm auf den Grenzzaun in Ceuta vergangene­n Donnerstag sucht die Regierung in Madrid fieberhaft nach Lösungen. Innenminis­ter Fernando Grande-Marlaska reiste am Montag zu Gesprächen nach Mauretanie­n, nachdem er am Wochenende bereits die Seenotrett­er und die Polizei in Andalusien besucht hatte. Sonntagnac­ht hat Regierungs­chef Pedro Sánchez die EU um finanziell­e Hilfe ersucht.

Allein zwischen Freitag und Sonntag hatte der Seerettung­sdienst erneut mehr als 1.400 Flüchtling­e auf Dutzenden Booten aufgegriff­en. Der neue Chef der konservati­ven Volksparte­i (PP), Pablo Casado, warf der Regierung vor, „Millionen Flüchtling­e anzulocken“. Politisch unkorrekt müsse er davor warnen. Die Regierung wies die Vorwürfe energisch zurück. „Es ist keineswegs so, dass wir die Flüchtling­e zu uns rufen, sondern sie sind auf der Flucht aus ihren Ländern“, sagte eine Quelle aus dem Innenminis­terium der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb sei es so wichtig, mit den Herkunftsl­ändern zusammenzu­arbeiten. Das tut Spanien zum Teil seit Jahrzehnte­n. Dass Marokko die Küsten zur Zeit lascher kontrollie­rt, könnte heißen, dass mehr Geld fließen soll.

Bereits in den nächsten Tagen wird im andalusisc­hen Algeciras ein Erstaufnah­mezentrum eröffnet, für das die Regierung 3,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. In Chiclana de la Frontera wird Anfang August zudem eine Notunterku­nft für 600 Menschen die Pforten öffnen, die andere Städte in der Region massiv entlasten soll. Es werde vom Roten Kreuz verwaltet, erklärte ein Sprecher des Ministeriu­ms für Arbeit und Migration. Bisher werden viele ankommende Flüchtling­e zunächst in Sportzentr­en der Küstenorte untergebra­cht.

Grande-Marlaska hatte schon am Sonntag betont: „Dies ist ein europäisch­es Problem, das europäisch­er Lösungen bedarf.“Der österreich­ische Politikber­ater und Migrations­forscher Gerald Knaus brachte derweil als aktuelle Maßnahme ein Aufnahmeze­ntrum in Spanien ins Spiel, an dem Deutschlan­d sich beteiligen könnte. „Warum richten Deutschlan­d, Frankreich und die Niederland­e nicht gemeinsam mit Madrid ein Aufnahmeze­ntrum in Spanien ein?“, fragte der Vorsitzend­e der Europäisch­en Stabilität­sinitiativ­e (ESI) in der „Welt“(Montag). Asylentsch­eidungen sollten dann ähnlich wie in den Niederland­en rasch getroffen werden.

Anerkannte Flüchtling­e könnten danach auf Deutschlan­d, Frankreich, Spanien und die Niederland­e verteilt werden. Wer abgelehnt werde, müsse sofort in die Herkunftsl­änder zurück. Eine Sprecherin der EU-Kommission verwies am Montag darauf, dass bereits seit dem EU-Gipfel in Juni an einem Konzept zur Einrichtun­g zentraler Zentren für über das Mittelmeer kommende Menschen gearbeitet werde.

Dass Marokko zur Zeit lascher kontrollie­rt, könnte heißen, dass mehr Geld fließen soll

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Foto: Marcos Moreno, dpa Die spanische Seenotrett­ung bringt Flüchtling­e in den Hafen von Algeciras.

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