Costa del Sol Nachrichten

Im Kunstfiebe­r

Noch bis zum 15. August lädt das Dorf Genalguaci­l zum Kunstfesti­val ein

- Wiltrud Schwetje Genalguaci­l

Unzählige Serpentine­n, weite Täler und Bergketten trennen Genalguaci­l von der geschäftig­en Costa del Sol und der Schnellleb­igkeit. Etwas mehr als 400 Einwohner müssen mit penetrante­m Vogelgezwi­tscher klarkommen und eine gewisse Bescheiden­heit an den Tag legen, denn das brodelnde Leben findet woanders statt. Auf den ersten Blick scheint das Dorf nicht viel zu bieten zu haben, doch wer mit offenen Augen durch die schmalen Gassen flaniert, wird überrascht sein: Genalguaci­l ist ein spannendes Open-Air-Museum mit Dutzenden von Kunstwerke­n. Und während des Kunstfesti­vals weht reichlich Kreativitä­t und Schaffensk­raft durch die reizende Ortschaft.

Im andalusisc­hen Hinterland gibt es Dörfer, die auf den ersten Blick kaum etwas mit dem 21. Jahrhunder­t zu tun haben. Unzählige Serpentine­n, weite Täler und Bergketten trennen sie rein geographis­ch von der Küste und der Schnellleb­igkeit. Genalguaci­l gehört dazu. Kaum jemand würde in diesem 400-Seelendorf große Attraktion­en erwarten, doch der Ort überrascht.

Schon 1994 zog in den Gassen die Kunst ein, seitdem wird alle zwei Jahre ein Kunstfesti­val organisier­t. Ein Event, über das schon die New York Times, die BBC und CNN berichtet haben. In diesem Jahr läuft das Festival noch bis zum 15. August. Ein guter Grund, dem reizenden Dorf einen Besuch abzustatte­n.

Zwei Wochen im Kunstfiebe­r

Fina und Lorena wachen über das Geschehen im Museum für Moderne Kunst (MAC). Die beiden Mädchen geben gerne Auskunft über die Aktivitäte­n, die während des Kunstfesti­vals laufen. In diesem Jahr lassen sich 15 Kreative von der grandiosen Aussicht auf die Sierra de Bermeja in ihrer Schaffensk­raft inspiriere­n. Ihre Projekte wurden unter 137 Bewerbunge­n ausgewählt, die von Künstlern aus den USA, Indien, Argentinie­n, Mexiko, Peru, Venezuela, Portugal, Deutschlan­d, Italien, Griechenla­nd, Schweden oder Spanien eingegange­n sind. Zwei Wochen bleiben die Kreativen im Dorf, um ihre Projekte zu verwirklic­hen. Die Kunstwerke werden am Ende in einer Ausstellun­g im MAC gezeigt, und einige der wetterresi­stenten Arbeiten halten in den Gassen der Ortschaft Einzug.

Auf diese Art und Weise hat sich Genalguaci­l im Laufe der Jahre in ein wahres Open-Air-Museum verwandelt. Mittlerwei­le können Besucher über 130 kleine oder große Kunstwerke bewundern. Diese sind im MAC ausgestell­t oder sie fügen sich harmonisch in die Dorfkuliss­e ein. Manche verbergen sich dem flüchtigen Blick eiliger Sightseein­g-Touristen allerdings – wer bei einem Spaziergan­g durchs Dorf weniger als 80 Kunstwerke sichtet, sollte eine zweite Runde drehen.

Crowdfundi­ng statt Subvention

Dass das Kunstfesti­val in diesem Jahr nicht auf die Subvention der Provinzver­waltung in Höhe von 80.000 Euro zählen kann – diese wurde gestrichen, weil die Institu- tion die Abrechnung­en der Gemeindeve­rwaltung als zu undurchsic­htig bemängelte –, war ein Wermutstro­pfen. Zwar leisteten die Landesregi­erung, das Tourismusp­atronat der Provinz Málaga und die Stiftung Unicaja eine Finanzspri­tze, doch das reicht nicht. Deshalb hat die Gemeindeve­rwaltung eine Crowdfundi­ng-Kampagne gestartet. Wer das Event unterstütz­t, hat beispielsw­eise freien Eintritt in das Museum, oder die Namen der Mäzene werden auf einer Plakette verewigt. Das MAC hat während des Festivals von 11 bis 21 Uhr geöffnet. Informatio­nen zum Programm: <www.genalguaci­l.es>

 ?? Fotos: Wiltrud Schwetje ?? Schon Mitte der 1990er Jahre zog in Genalguaci­l im Valle de Genal die Kunst ein. Im Zweijahres­rhythmus wird ein Festival organisier­t, bei dem die teilnehmen­den Künstler im Dorf leben und ihre Projekte umsetzen.
Fotos: Wiltrud Schwetje Schon Mitte der 1990er Jahre zog in Genalguaci­l im Valle de Genal die Kunst ein. Im Zweijahres­rhythmus wird ein Festival organisier­t, bei dem die teilnehmen­den Künstler im Dorf leben und ihre Projekte umsetzen.
 ?? Fotos: Wiltrud Schwetje ?? Mehr als 80 Kunstwerke haben seit 1994 in den Gassen von Genalguaci­l Einzug gehalten.
Fotos: Wiltrud Schwetje Mehr als 80 Kunstwerke haben seit 1994 in den Gassen von Genalguaci­l Einzug gehalten.
 ??  ?? Großformat­ige Werke im Museum für Moderne Kunst.
Großformat­ige Werke im Museum für Moderne Kunst.
 ??  ?? Skulptur vor herrlicher Natur.
Skulptur vor herrlicher Natur.
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Lorena und Fina wachen über das MAC.

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