Costa del Sol Nachrichten

Im Rathaus herrscht Sparhans:

Die meisten Städte und Gemeinden in Spanien machen ernst mit dem Schuldenab­bau

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Meist kleinere Kommunen erlagen vor über zehn Jahren den Reizen des Immobilien­booms. Jetzt wird ernsthaft gespart

Madrid – tl. Hartnäckig hält sich die Meinung, Linke könnten nicht mit Geld umgehen. Madrids Bürgermeis­terin Manuela Carmena vom Podemos-Ableger Ahora Madrid, widerlegt derzeit das weit verbreitet­e Vorurteil. Seit die ehemalige Kommunisti­n in der Hauptstadt das Sagen hat, wurde der Rekordschu­ldenstand, den die Vorgänger auf acht Milliarden Euro hatten anwachsen lassen, um mehr als die Hälfte reduziert. Zur Ehrenrettu­ng der Konservati­ven sei gesagt, dass erste Sparanstre­ngungen bereits unter PP-Rathausche­fin Ana Botella in Angriff genommen wurden.

Bürgermeis­terin Carmena ist sicherlich das prominente­ste Beispiel dafür, wie ernst inzwischen in den meisten Rathäusern Spaniens der Umgang mit öffentlich­en Geldern genommen wird. Nach Daten des Finanzmini­steriums (Stand: Ende 2017) haben von den über 8.000 Kommunen, die es in Spanien gibt, insgesamt 4.639 Sädte und Gemeinden Schulden seit 2012, dem Höhepunkt der Krise, senken können. 2.814 Rathäuser haben gar nicht erst Schulden gemacht. Lediglich 673 Kommunen machen weiter neue Schulden.

Zu den Sparmeiste­rn in absoluten Zahlen nach Madrid zählt das ebenfalls linksregie­rte Valencia, das seinen Schuldenst­and um 424 Millionen Euro gesenkt hat. Auch die Links-Regierung in Barcelona hat den Schuldenbe­rg seit 2012 um 339 Millionen Euro abgetragen. Es folgen die Großstädte Málaga (minus 269 Millionen), Sevilla (minus 159 Millionen), Las Palmas (minus 124 Millionen), Córdoba (minus 101 Millionen), Elche (minus 97 Millionen), Alicante (minus 93 Millionen) und Santander (minus 87 Millionen Euro).

Zu den Negativ-Beispielen zählt die PP-regierte Großstadt Parla bei Madrid, deren Schulden seit 2012 um 378 Millionen Euro gewachsen sind. Mit einem Schuldenwa­chstum im dreistelli­gen Millionenb­ereich warten auch Jerez de la Frontera auf sowie Jaén, Los Barrios (Cádiz), Gandía (Valencia) und Murcia.

Gerade viele kleinere Kommunen erlagen vor über zehn Jahren den Reizen des Immobilien­booms und realisiert­en überdimens­ionierte oder völlig am Bedarf vorbeigepl­ante Bauprojekt­e, deren Folgekoste­n völlig aus dem Blick gelassen wurden. Beispiel Vallada bei Valencia: Das PP-Rathaus plante ein Trockendoc­k für die America’s-Cup-Segler sowie eine Segelschul­e und kaufte dafür Grundstück­e. Nur: Vallada liegt 80 Kilometer vom Meer entfernt. Heute weist der 3.000-Einwohner-Ort mit 7.592 Euro die höchste Pro-KopfVersch­uldung aller spanischen Kommunen auf. Seit 2012 ist sie um 6.900 Euro gestiegen.

Bis 2012 waren die Schulden der Kommunen in Spanien eher geheime Kommandosa­che. Erst mit dem Kreditprog­ramm der Regierung Rajoy für die Rathäuser, um offene Rechnungen von Dienstleis­tern zu bezahlen, kam Licht in die Bilanzen. Geld vom Staat gab es nur gegen Offenlegun­g der kommunalen Finanzen. Damals kam heraus, dass sich die Städte und Gemeinden mit 44 Milliarden Euro verschulde­t hatten. Fünf Jahre später sind es nun ein Drittel weniger.

Gerade viele kleinere Kommunen erlagen vor über zehn Jahren den Reizen des Immobilien­booms

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Foto: dpa Hauptstadt-Bürgermeis­terin Manuela Carmena bekommt die Verschuldu­ng von Madrid zunehmend in den Griff.

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