Ein Jahr nach den Attentaten:
Gedenkfeier mit König – Neue Erkenntnisse über die Terroristen – Verfassungsschutz versagte
Am Freitag wird in Barcelona und Cambrils der islamistischen Attentate gedacht, bei der 18 Menschen aus sieben Ländern ums Leben kamen
Barcelona – ck. Am Freitag wird in Barcelona und Cambrils der islamistischen Attentate am 17. und 18. August 2017 gedacht, bei denen 18 Menschen aus sieben Ländern ums Leben kamen. Sechs Terroristen wurden von der Polizei erschossen. Drei sitzen im Gefängnis, zwei sind auf freiem Fuß mit Auflagen. Über 100 Personen waren verletzt worden.
Ein Teil der Ermittlungsberichte wurde in den vergangenen Wochen veröffentlicht. Demnach hatte die Gruppe sich im Internet über Ziele für ein Attentat informiert, bei dem eine größtmögliche Zahl von Opfern getroffen werden sollte. Unter anderem Liga-Spiele im vollbesetzten Fußballstadion Camp Nou oder Gaudís Sagrada Familia in Barcelona. Auch das ReggaeFestival Rototom in Benicássim in Valencias Provinz Castellón wurde erwogen.
Was den Ermittlern und der Bevölkerung der 10.000-Einwohner-Stadt Ripoll noch immer Rätsel aufgibt, sind die Gründe für die plötzliche Radikalisierung der jungen Männer. Es handelte sich um Moslems der zweiten Generation, Brüder und Cousins, die in Katalonien aufgewachsen und integriert waren. Sie hatten Arbeit und Hobbys, und niemand ahnte, dass sie im Namen Allahs ein Massaker anrichten wollten.
Als ein Haus in Alcanar in die Luft flog und einer der jungen Männer sowie der Iman Abdelbaki Es Satty getötet wurden, war die Polizei von einer Gasexplosion in einem Drogenlabor ausgegangen. Tatsächlich hatte die Zelle Bomben gebastelt. Für die ursprünglichen Attentats-Pläne war keine Zeit mehr. Younes Abouyaaqoub mietete einen Lieferwagen und raste am Nachmittag des 17. August mit Vollgas auf die Rambla. 15 Menschen waren sofort tot, eine Frau starb später. Einen Mann erstach Abouyaaqoub, der zu Fuß aus dem Zentrum Barcelonas flüchtete, um sein Auto zu stehlen. Im Badeort Cambrils in Tarragona wollten fünf Terroristen nachts ein Attentat verüben, töteten eine Touristin und wurden von der Polizei erschossen. Vier Tage später wurde auch Abouyaaqoub erschossen.
Urheber der schnellen Radikalisierung war offensichtlich der Iman von Ripoll Es Satty. Der wegen Drogenhandels vorbestrafte Islamprediger war unbehelligt in Ripolls Mezquita am Werk.
Der Polizei, den katalanischen Mossos, der Guardia Civil und der Nationalpolizei, aber auch dem Verfassungsschutz werden schwere Vorwürfe gemacht. Zumal Katalonien die Region mit den meisten Moslems – eine halbe Million – und 80 Mezquitas mit salafistischer Tendenz ist und deshalb verstärkt beobachtet wurde. Seither aber werden Imane strenger kontrolliert. In den Gefängnissen, so Zahlen des Innenministeriums, gehen die Behörden von 300 radikalen Islamisten aus. Sie zu kontrollieren hat Vorrang, um zu vermeiden, dass sie andere Häftlinge mit ihren Ideen anstecken oder sich selbst organisieren.
Felipe VI. in Barcelona
In Barcelona werden zum Gedenken strenge Sicherheitsvorkehrungen herrschen. Touristen werden gewarnt, dass es zu Behinderungen im Straßenverkehr kommt. Diskutiert wurde im Vorfeld, ob König Felipe VI. bei der Feier geduldet würde oder nicht – die katalanischen Separatisten in der Regionalregierung streben die Republik an und wollten den Monarchen ausladen.
Andererseits soll es bei der Gedenkfeier am Jahrestag der Attentate um die Opfer gehen und nicht um politische Positionen. „Niemand wird ausgeladen“, sagte Bürgermeisterin Ada Colau. Der König als Staatsoberhaupt Spaniens wird dabei sein.
Katalonien ist die Region mit den meisten Moslems und 80 Mezquitas mit salafistischer Tendenz