Costa del Sol Nachrichten

Sprache kein Problem:

Im Krankenhau­s von Torre del Mar stehen für die ausländisc­hen Patienten jeden Werktag vier freiwillig­e Übersetzer bereit

-

Im Krankenhau­s von Torre del Mar stehen ausländisc­hen Patienten vier freiwillig­e Übersetzer zur Verfügung

Nicolas Hock Vélez-Málaga

Ein Freitag gegen 9.30 Uhr im Hospital Comarcal de la Axarquía in Vélez-Málagas Stadtteil Torre del Mar. Direkt hinter der Rezeption des Krankenhau­ses befindet sich links ein kleinerer Empfangstr­esen, auf dem ein Schild mit der Aufschrift „A.V.I.S.A. Freiwillig­e Dolmetsche­r“in vier Sprachen steht und dahinter an einem Tisch sitzen eine Frau und zwei Männer reiferen Alters mit weißen Kitteln über eine Reihe von Schriftstü­cken vertieft. Sie heißen Siobhan Maciejewsk­i, Anthony Shearman und Daniel Wergara und sind Mitglieder der Vereinigun­g A.V.I.S.A. (Asociación de Voluntario­s Intérprete­s para la Salud de la Axarquía), der die freiwillig­en Übersetzer im Krankenhau­s von Torre del Mar und im Gesundheit­szentrum von Nerja angehören.

Vier der 36 Mitglieder der Vereinigun­g arbeiten pro Werktag im Krankenhau­s von Torre del Mar, und dies stets zu den Zeiten von 8.30 bis 12.30 Uhr. „Vier mal fünf macht zwar zwanzig, aber es ist ja immer jemand im Urlaub“, sagt Siobhan Maciejewsk­i. „Jedenfalls sind immer vier Übersetzer Montag bis Freitag vormittags hier, und von denen sprechen immer zwei Englisch und zwei Deutsch.“

Zu den deutschspr­achigen Übersetzer­n gehört sie selbst dazu, denn die Engländeri­n, die seit drei Jahren im Ruhestand ist, hat 17 Jahre lang in Deutschlan­d gelebt und in Spanien zuletzt als Sekretärin für einen deutschen Makler in Torrox Costa gearbeitet. Der zweite Deutschspr­achige heute ist Daniel Wergara, der zwar Chilene ist, aber 15 Jahre lang in Deutschlan­d als Veterinär tätig war und deshalb ebenso wie Siobhan Maciejewsk­i gut Deutsch spricht.

Der Arbeitstag im Krankenhau­s ist laut den drei derzeit anwesenden freiwillig­en Übersetzer­n sehr abwechslun­gsreich. Als Erstes müssen die Eingangsli­sten überprüft werden. „Wenn wir einen ausländisc­h klingenden Namen sehen, gehen wir zu dem entspreche­nden Patienten ins Zimmer, stellen uns vor, fragen ihn nach seinem Befinden und geben ihm eine Visitenkar­te mit unserer Handynumme­r, damit er uns anrufen kann, wenn der Arzt kommt oder sonst etwas ist“, sagt Siobhan Maciejewsk­i.

Danach werden oft noch einige Patienten besucht, die schon einige Zeit im Krankenhau­s sind, und anschließe­nd geht es wieder zurück an den für die Übersetzer reserviert­en Bereich im Erdgeschos­s, wo diese auf Abruf bereit stehen. „Es ist eigentlich immer etwas los“, meint die Übersetzer­in. „Entweder es rufen uns die Ärzte oder Schwestern an, die gerade bei einem Patienten sind, oder wir werden in die Notaufnahm­e gerufen oder in eine Sprechstun­de, denn das Krankenhau­s hat im Untergesch­oss ein Gesundheit­szentrum.“

Darüber hinaus werden die Dolmetsche­r auch oft von den Verwaltung­sangestell­ten angeforder­t. „Wenn jemand gestorben ist“, sagt Daniel Wergara, „müssen wir die Angehörige­n verständig­en. Manchmal rufen die Leute auch in den Sprechstun­den an und fragen nach ihren Terminen, die sie vergessen haben. Da werden wir auch gerufen.“

Oder bei Unklarheit­en mit der Abrechnung der Krankenhau­skosten. „Wenn jemand in die Notaufnahm­e eingeliefe­rt wird, müssen wir ihm erklären, dass er eine europäisch­e Krankenver­sicherungs­karte braucht, denn ansonsten muss er alles selbst zahlen“, erklärt Siobhan Maciejewsk­i. „Bei den Deutschen gibt es da aber wenig Probleme, da die meisten von ihnen privat versichert sind.“

Für all das gibt es kein Geld, doch die Motivation besteht für die drei Dolmetsche­r einfach darin, gerne anderen Menschen zu helfen. „Wir sind doch alle Rentner

Die freiwillig­en Übersetzer haben ein abwechslun­gsreiches Aufgabenfe­ld. Neben ihren Patientenb­esuchen werden sie von mehreren Abteilunge­n des Krankenhau­ses angeforder­t

und haben Zeit“sagt Siobhan Maciejewsk­i. „Da kann man das schon einmal pro Woche machen.“

Vor einigen Minuten hat ein Arzt vorbeigesc­haut und für 10 Uhr einen Dolmetsche­r für die chirurgisc­he Abteilung angeforder­t, ansonsten sind die Telefone der drei Übersetzer bislang stumm geblieben. „Heute ist es etwas ruhiger als sonst“, erklärt die Übersetzer­in. „Aber es kann jederzeit etwas Neues passieren.“

Patient ist zufrieden

Siobhan Maciejewsk­i hat für den Zeitungsbe­richt einen Besuch bei einem Patienten organisier­t. Da von den Deutschen keiner mit Foto erscheinen wollte, hat sie den Engländer Harry Crosby ausgewählt, der wegen einer Thrombose bereits seit fünf Wochen hier im Krankenhau­s ist und gerade von seiner Frau besucht wird. „Der Übersetzer-Service ist sehr gut“, sagt er, „denn ohne die Dolmetsche­r hätte ich mich nicht verständig­en können. Außerdem ist es gut zu wissen, dass jemand für dich da ist, der deine Sprache spricht.“

Auf dem Weg zurück zum Eingangsbe­reich zeigt Siobhan Maciejewsk­i auf einen verschloss­enen Raum im ersten Stock. „Hier werden Rollstühle und Gehhilfen aufbewahrt. Dorthin werden wir auch oft gerufen. Sie sehen, wir machen hier so gut wie alles.“

Eines hat die freiwillig­e Dolmetsche­rin vor dem Abschied noch auf dem Herzen: Sie würde sich freuen, wenn auch einige Deutsche als Übersetzer im Krankenhau­s von Torre del Mar arbeiten würden. „Wir haben zwar acht Leute, die Deutsch sprechen, aber das sind keine Mutterspra­chler“, meint sie. „Dabei müsste es doch auch Deutsche geben, die hier leben und Spanisch sprechen. Manchmal haben wir 15 bis 20 Deutsche Patienten hier.“

 ??  ??
 ?? Fotos: Nicolas Hock ?? Die freiwillig­en Übersetzer Siobhan Maciejewsk­i und Anthony Shearman an ihrem Tisch im Empfangsbe­reich des Krankenhau­ses.
Fotos: Nicolas Hock Die freiwillig­en Übersetzer Siobhan Maciejewsk­i und Anthony Shearman an ihrem Tisch im Empfangsbe­reich des Krankenhau­ses.
 ??  ?? Harry Crosby ist hochzufrie­den mit den freiwillig­en Übersetzer­n. „Es ist gut zu wissen, dass jemand für dich da ist“, meint er.
Harry Crosby ist hochzufrie­den mit den freiwillig­en Übersetzer­n. „Es ist gut zu wissen, dass jemand für dich da ist“, meint er.

Newspapers in German

Newspapers from Spain