Engel in Bikerkluft
Barber Angels schneiden Obdachlosen kostenlos die Haare und wollen sich in Spanien etablieren
Der Club Barber Angels schneidet Obdachlosen die Haare und sucht Friseure auf dem Festland
Alicante – fin. Es sei jedes Mal aufs Neue eine emotionale Achterbahnfahrt für ihn, wenn er den ganz normalen Friseur-Smalltalk mit seinen ganz besonderen Kunden anfängt, sagt Markus Schmitt. Jene Kunden, die keinen Cent für einen neuen Haarschnitt oder den frisch getrimmten Bart zahlen, die auch nicht in Schmitts Salon auf Mallorca kommen und die er sonntags bedient, wenn der Laden geschlossen ist. Schmitt ist Mitglied der Barber Angels Brotherhood, einem Verein von ehrenamtlichen Friseuren, die am Wochenende Obdachlosen und Bedürftigen gratis die Haare schneiden.
Helfer und Vereine gesucht
Angefangen hat der Verein vor eineinhalb Jahren mit zehn Friseuren in Deutschland. „ Jetzt sind wir auf über 170 Mitglieder gewachsen und arbeiten in fünf europäischen Ländern“, sagt Schmitt. Seit Anfang des Jahres schneiden er und ein paar Mitstreiter auch auf Mallorca kostenlos Haare. Jetzt will der Friseur die Barber Angels auf dem Festland etablieren und sucht hier Kollegen, die sich engagieren möchten. „Neben Friseuren, egal ob deutschsprachig oder nicht, suchen wir Helfer, die bei der Organisation helfen. Sei es beim Dolmetschen oder bei der Verpflegung“, erklärt Schmitt.
Die erste Kontaktaufnahme zu Obdachlosen und Bedürftigen erfolgt meist über Wohltätigkeitsorganisationen, die sich anderweitig bereits um die Bedürftigen kümmern. „Am 22. September laden wir auf Mallorca zu einer großen Veranstaltung ein, damit die Leute uns kennenlernen. Es haben sich schon 800 Gäste angemeldet“, sagt Schmitt und meint mit „Gäste“eben jene Kunden, die kein Geld für den Friseurbesuch haben. Im Anschluss wird alle sechs bis acht Wochen nachgeschnitten.
Beim Haareschneiden, sagt Schmitt, geht es um viel mehr als nur eine neue Frisur. „Wir geben diesen Menschen ein Stück Würde und Selbstachtung zurück“, sagt Schmitt und erzählt, wie seine Gäste beim Blick in den Spiegel in Tränen ausbrechen und ihn so fest umarmen, dass es weh tut: „Sie gehen ein Stück größer heraus, als sie gekommen sind.“
Nach anfänglicher Zurückhaltung bekommen Schmitt und seine Kollegen oftmals auch die Lebensgeschichten zu hören und stellen fest, dass gerade zum Beispiel ein ehemaliger Chirurg unter ihrer Schere sitzt. „Meine Sichtweise auf Obdachlose hat sich verändert, nachdem ich so vielen zugehört habe. Fast immer ist im Leben von diesen Menschen etwas Schlimmes passiert, das sie nicht verkraftet haben“, sagt Schmitt.
Ein Merkmal der Barber Angels ist übrigens, dass die Friseure ihrer Sonntagsarbeit immer in schwarzer Bikerkluft verrichten. „Wir wollen dadurch die Hemmschwelle verringern, den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Das klappt mit der Lederkluft wunderbar“, sagt der Friseur.
Schmitt sucht nicht nur Friseure auf dem Festland, sondern auch Helfer und Vereine, die Kontakt zu Obdachlosen oder Bedürftigen pflegen. Kontakt 685 417 649, info@cutfor cut-mallorca.com. Infos zu den Barber Angels: http://b-a-b.club