Mit dem Tablet in die Vergangenheit
Ausgrabungsstätte in Villaricos soll instandgesetzt werden – Führungen mit neuer Applikation
Cuevas del Almanzora – sg. Mit dem Tablet unter dem Arm können Besucher der archäologischen Ausgrabungsstätte in Villaricos in Zukunft weit in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte eintauchen. Eine Applikation auf dem Tablet führt sie zum Beispiel durch die monumentalen Gräber aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus.
Auf dem Bildschirm werden die unterirdischen, mit Gewölben versehenen Grabbauten dreidimensional nachgebildet. Türen aus Holz und Stein, welche die Gruften verschließen, sind zu sehen genauso ebenso wie verputzte, mit Malereien verzierte Wände oder Grabbeilagen. Die App wurde mit den heutigen Kenntnissen über die Ausgrabungsstätte entwickelt und vergangene Woche in Villaricos präsentiert.
Der Landeskulturminister von Andalusien Miguel Ángel Vázquez (Sozialisten, PSOE) testete die Applikation und sprach von einem Mehrwert für die Ausgrabungsstätte. Gleichzeitig kündigte er Instandsetzungsmaßnahmen des Fundortes und seiner Umgebung an. Die scheinen nach Ansicht der Umweltorganisationen Ecologistas en Acción und Asociación Graeca auch dringend nötig zu sein.
Obwohl die Ausgrabungsstätte in Villaricos zum Gut von kulturellem Interesse (BIC) erklärt wurde und damit unter Schutz steht, befinde sich das ganze Gebiet in einem beklagenswerten, verwahrlosten Zustand, hieß es. An der Stätte hätten sich Müllberge angesammelt, und es fehle an Hinweisschildern und Informationstafeln über dieses Kulturgut. Die Organisationen forderten das Rathaus von Cuevas del Almanzora und die Landesregierung von Andalusien auf, den Fundort wenigstens sauber zu halten und zu kennzeichnen.
2.000 Gräber gefunden
Die Ausgrabungsstätte befindet sich auf der linken Seite der Flussmündung des Río Almanzora und erstreckt sich über 300.600 Quadratmeter. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem belgischen Ingenieur Luis Siret entdeckt. Die Ursprünge der archäologischen Enklave gehen auf die Kupferzeit zwischen 11.500 und 800 vor Christus zurück und reichen bis ins Frühmittelalter (500 bis 1.050 nach Christus).
800 vor Christus gründeten die Phönizier die Siedlung Baria, die sich heute unter dem Ortskern von Villaricos befindet. Die Phönizier wurden damals durch das Silber in der Sierra Almagrera, den fruchtbaren Boden, die reichhaltigen Fischgründe und die strategische Lage angezogen. Archäologen fanden auch eine Totenstadt in Baria und legten bisher mehr als 2.000 Gräber frei, die meisten gehörten reichen Familien. Die ersten Ruhestätten stammen aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Nach der Eroberung durch die Römer dehnte sich Baria ab dem ersten Jahrhundert vor Christus aus. Produktionsstätten für Fischsoße und Lagerhallen kamen hinzu. Baria war bis zum vierten Jahrhundert nach Christus auf Expansionskurs. Danach zogen die Menschen weg und besiedelten den nahe gelegenen Berg Cerro Montroy bis zum 9. Jahrhundert vor Christus.
Noch bis Ende September werden kostenlose Führungen durch die Ausgrabungsstätte in Villaricos angeboten. Die Touren starten dienstags, donnerstags und samstags jeweils um 19 Uhr vom Castillo de Villaricos und dauern etwas mehr als eine Stunde. Information: www.juntadeandalucia.es/ cultura/enclaves/enclave-arqueologico-villaricos.