Weit mehr als nur Western
Neben den Wettbewerbsbeiträgen und den außer Konkurrenz laufenden Filmen bietet das Festival ein buntes Begleitprogramm
Den Urhebern des Film-Festivals von Tabernas ging es, als sie die Veranstaltung seinerzeit ins Leben riefen, nicht zuletzt darum zu zeigen, dass der Western als filmische Machart noch längst nicht zu Grabe getragen werden kann. Tatsächlich werden Jahr für Jahr rund um den Globus noch immer unzählige Spät-Western produziert, zuzüglich der Filme aus verwandten Subgenres wie dem Neo-Western, quasi eine postmoderne Variante des klassischen Western.
Ein klarer Beleg dafür ist das Auswahlverfahren im Vorfeld der diesjährigen Ausgabe des „Almería Western Film Festival“: Nur wenige Tage nach Eröffnung des Bewerbungsverfahrens Mitte März waren bereits mehr als 200 Filme eingereicht worden. Bis zum Einsendeschluss vier Monate später stieg die Zahl der Beiträge noch auf über 1.600 Filme an, die aus vier verschiedenen Kontinenten stammen, mitunter aus so exotischen Ländern wie Costa Rica, Südkorea, Iran oder Nepal.
Zehn lange und 20 kurze Filme
Von diesen wurden für den offiziellen Wettbewerb schließlich zehn Spielfilme und 20 Kurzfilme auserwählt. „Diese werden als Fenster dienen, um in die Welt hinauszuschauen und zu sehen wie auf internationaler Ebene heutzutage zeitgenössische Geschichten im Western-Format erzählt werden oder auch wie die traditionellen Themen des Western mit aktuellen sozialen Problematiken verbunden werden“, bemerkt der Festivaldirektor Juan Francisco Viruega, der das Event seit drei Jahren leitet.
In der Kategorie für Spielfilme werden drei Streifen aus den USA, jeweils zwei aus Spanien und Australien sowie ein Film aus Frankreich, einer aus den Niederlanden und mit „Western“von Valeska Grisebach schließlich noch ein Beitrag aus Deutschland gezeigt. „Bei der Auswahl haben wir, wie es bei den renommierten Filmfestivals üblich ist, Autorenfilme bevorzugt sowie Filme, deren Vertrieb noch aussteht oder gerade erst anläuft“, stellt Viruega fest. So kommt es, dass von den zehn Filmen sieben in Spanien, vier in Europa und einer sogar weltweit seine Uraufführung haben wird.
Die zwanzig Kurzfilme sind auf zwei unterschiedlichen Sektionen verteilt worden, um die au- Das Rahmenprogramm des Filmfestivals umfasst unter anderem mehrere Konzerte, zumeist natürlich mit Country-Musik. thentischen Western und die NeoWestern separat laufen zu lassen. Außer Konkurrenz werden daneben noch zwei weitere Rubriken angeboten. Ein Novum wird die Sparte „Panorama“sein, in der Dokumentarfilme mit einer auf den Western bezogenen Thematik ausgestrahlt werden. Die „Retrospektive“dient wiederum dazu, an die für Tabernas glorreiche Zeit der Italo-Western zu erinnern.
In dieser Rubrik wird Sergio Leones Meisterwerk „Spiel mir das Lied vom Tod“aus dem Jahr 1968 eine zentrale Rolle spielen. Anlässlich seines 50. Jubiläums wird der legendäre Italo-Western im örtlichen Theater zu sehen sein. Daneben wird der Graffiti-Künstler Nauni an einer Mauer im Parque de los Pinos ein von dem Film inspiriertes Wandgemälde anfertigen. Außerdem wird eine Kapelle im Westerndorf „Mini Hollywood“die unvergessenen, von Ennio Morricono für den Film komponierten Melodien interpretieren, während im Westerndorf „Western Leone“wiederum Laiendarsteller einige Szenen aus dem Filmklassiker nachspielen werden.
Beiträge zeigen aktuelle Tendenzen des Western rund um den Globus auf
Anerkennung für Carlo Simi
Zu guter Letzt ist eine posthume Ehrung des italienischen Architekten und Designers Carlo Simi (1924-2000) vorgesehen. Simi, der lange Jahre mit Sergio Leone zusammenarbeitete, entwarf seinerzeit die Bühnenbilder sowie die Kostüme für „Spiel mir das Lied vom Tod“. „Die verdiente Hommage erfolgt im gemeinsamen Namen der drei Western-Dörfer aus Tabernas, da sie alle größtenteils nach den Plänen von Carlo Simi errichtet wurden“, teilt der Direktor des Filmfestivals mit.
Das breit gefächerte Begleitprogramm wartet darüber hinaus noch mit einer Vielzahl an kulturellen oder auch didaktischen Aktivitäten auf, die während der fünf Tage, die das Festival dauert, für Unterhaltung und Abwechslung sorgen werden. Wie etwa ein Bierfest, ein Straßenumzug, Kleinkunsttheater, Tanzdarbietungen sowie Konzerte mit Country-Musik. Besondere Erwähnung verdienen nicht zuletzt die beiden Galas mit denen das Festival sowohl eröffnet als auch beschlossen wird.
Eröffnung und Klausur
Zum Auftakt wird der Musiker und Improvisationskünstler Alberto de Paz am Abend des 9. Oktober eine humorvolle Show abliefern mit den Titelmelodien berühmter Western-Filme als Leitmotiv. Und zur Klausur wird der Schauspieler und Entertainer Alex O‘Dogherty die am Abend des 13. Oktober anstehende Prämierung der Sieger moderieren und mit Showeinlagen untermalen.
Das komplette Programm kann auf der offiziellen Homepage <www.almeriawesternfilmfestival.es> eingesehen werden.