Der Polizei-Spitzel und die Regierung aus Granit
Kabinett will keine weiteren Rücktritte – Ex-Kommissar José Manuel Villarejo erpresst munter weiter
Madrid – ck. Es wird keine weiteren Rücktritte geben, das Kabinett sei ein Team aus Granit, schloss Regierungssprecherin Isabel Celaá am Freitag die Pressekonferenz im Regierungspalast. Wissenschaftsminister Pedro Duque war wegen einer Grundbesitzgesellschaft in schiefes Licht geraten, und die Justizministerin Dolores Delgado wird am 10. Oktober erklären, inwiefern sie erpressbar sein könnte, wegen Äußerungen als Staatsanwältin gegenüber dem Ex-Kommissar José Manuel Villarejo. Nach dem Rücktritt des Kulturund der Gesundheitsministerin in den ersten 100 Tagen der sozialistischen Regierung hat Pedro Sánchez von seiner NordamerikaReise aus zum Durchhalten aufgefordert.
Dunkle Geschäfte
Allerdings sind die Berichte des ehemaligen Polizisten und Privatdetektivs Villarejo eine Zeitbombe für das Land. 25 Jahre lang soll er als Spitzel, teils im Auftrag von Regierungsmitgliedern, Personen beschattet, zu Gesprächen bewegt und heimlich aufgezeichnet haben. Andere hatten ihn um Gefallen gebeten, um dunkle Geschäfte zu betreiben oder zu bereinigen.
Seit September 2017 sitzt der 67-Jährige in Untersuchungshaft. Kopien der Aufzeichnungen habe er in drei Ländern hinterlegt, ließ er wissen. Selbst Altkönig Juan Carlos war durch Tonband-Mitschnitte der Prinzessin Corinna mit Schwarzgeldkonten in der Schweiz in Verbindung gebracht worden.
Vorwürfe gegen Garzón
Inzwischen ist auch der ehemalige Starjurist Baltasar Garzón in neue Schwierigkeiten geraten. Aus Aufnahmen Villarejos geht hervor, dass der Gürtel-Prozess gegen die Volkspartei von langer „politischer“Hand vorbereitet worden war. Nun droht Garzón eine Klage wegen Amtsmissbrauchs. Der verklagt zunächst die Medien, die die Geschichte aufbrachten.