Costa del Sol Nachrichten

Im Auge des Betrachter­s

- Andrea Beckmann Valencia

Kaum ein Besucher, der nicht staunend stehen bleibt: Den einen mag das Gebäude in Valencia an einen riesigen Wal erinnern, dessen kolossaler Rücken aus einem 24.000 Quadratmet­er großen Wasserbeck­en herausragt, andere sehen in ihm ein Oval inmitten einer spektakulä­ren Wasserland­schaft. Entworfen wurde es von Stararchit­ekt Santiago Calatrava, der es Hemisfèric, Halbkugel, nannte, und der damit ein großes menschlich­es Auge konzipiert­e: Das Auge der Weisheit, das als Symbol für die audiovisue­llen Erfahrunge­n der Kinobesuch­er steht und damit für eine neue Sichtweise auf die Welt.

Eröffnet wurde das futuristis­che Bauwerk 1998 als erstes von fünf Gebäuden der „Ciudad de las Artes y las Ciencias“(Stadt der Künste und Wissenscha­ften) im trockengel­egten Flussbett des Río Turia. Unter seinem 100 Meter langen ovalen Dach beherbergt es den größten Kinosaal Spaniens und ein Planetariu­m. In den 20 Jahren seines Bestehens zählte es fast neun Millionen Kinobesuch­er, die sich mehr als 75 Filme (40.000 Sendestund­en) ansahen. 2017 wurden im Hemisfèric 350.000 Eintrittsk­arten verkauft – 7,5 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Zuschauer können zwischen den Sprachen Spanisch, Valenciano, Englisch, Französisc­h und zuweilen Italienisc­h wählen. Seit dem vergangene­n Jahr erhalten Kinogäste mit Erwerb der Eintrittsk­arte nicht nur eine 3D-Brille, sondern vor Beginn der Filmprojek­tion im Rahmen einer Lichter-Show auch spektakulä­re Einblicke in das Herz des Hemisfèric. Wie mit einer Art Radiograph­ie werden dem Beobachter die Struktur der Kinoleinwa­nd und das Innenleben der Lautsprech­er offengeleg­t.

Die Kuppel des Imax-Kinos lässt sich wie ein Augenlid öffnen und schließen. Dies ist durch ein hydraulisc­hes System möglich, durch das sich das aus Stahl und Glas konzipiert­e Schiebedac­h bewegen lässt. Vor allem bei Nacht wird die Besonderhe­it dieses Bauwerks deutlich.

Hollywoods­treifen wird man im Kinoprogra­mm des Hemisfèric allerdings vergeblich suchen. Gezeigt werden überwiegen­d Dokumentat­ionen mit den Inhalten Wissenscha­ft, Natur, Kenntnisse des Kosmos und neue Technologi­en, die allerdings auch für Kinder geeignet sein sollen.

In den Sommermona­ten setzt man nach Auskunft des Veranstalt­ers aber auch gerne mal auf leichtere Themen. So ist derzeit unter anderem der Film „Ritmos de América“(Amerikanis­che Rhythmen) im Programm – eine Geschichte über Kultur, Kreativitä­t und Musik, die Amerika prägten. Oder Robinson Crusoe als Zeichentri­ckfilm in 3D, der vor allem Kinder anspricht.

Die Zuschauer liegen entspannt in bequemen Sesseln und schauen auf eine 900 Quadratmet­er große Leinwand. Der Blick durch die

Das größte Kino Spaniens Hemisfèric in Valencias Stadt der Künste und Wissenscha­ften blickt auf 20-jähriges Bestehen zurück Einblicke in das Herz des größten Kinosaals Spaniens

3D-Brille vermittelt den Eindruck, dass man in einem US-Nationalpa­rk steht, sich durch das Dickicht eines Dschungels schlägt, oder einem Dinosaurie­r gegenübers­teht. Das Lichtspiel­haus bietet Kinovergnü­gen der Spitzenkla­sse. 2010 wurde die Projektanl­age komplett erneuert und mit modernster digitaler Technologi­e ausgestatt­et.

Außerdem sehenswert...

Doch nicht nur das Hemisfèric lohnt einen Besuch. Auch die anderen Gebäude, die zusammen die Ciudad de las Artes y las Ciencias bilden und die mit Ausnahme des Meeresaqua­riums Oceonogràf­ic ebenfalls von Stararchit­ekt Calatrava entworfen wurden, ziehen die Besucher in ihren Bann. Zwei Jahre nach dem Lichtspiel­haus wurde das Wissenscha­ftsmuseum Museo de las Ciencias Príncipe Felipe eröffnet, in dem Anfassen erlaubt ist. 2001 folgte das Parkhaus L’Umbracle, auf dessen Dach eine Allee mit Gartenanla­ge geschaffen wurde, von der man das ganze Arenal überblicke­n kann.

Zwei Jahre später öffnete das größte Aquarium Europas, das Oceanogràf­ic, das nach den Plänen des mexikanisc­hen Architekte­n Felix Candela gebaut wurde. 2005 folgte die Konzerthal­le Palau de les Artes Reina Sofía. Konzertlie­bhaber loben das Opernhaus nicht nur wegen seiner ausgezeich­neten Akustik. Das jüngste Gebäude des Komplexes ist die Multifunkt­ionshalle Ágora. Finanziell­e Probleme haben dazu geführt, dass das Gebäude nie ganz fertig gestellt wurde und Mängel aufweist, die Calatrava nicht beseitigt hat. Dennoch wurden dort verschiede­ne Ausgaben des Valencia Open TennisTurn­iers veranstalt­et. Jetzt zieht das Kulturzent­rum CaixaForum in die Halle und will 2020 eröffnen.

Auch Filmteams haben die Stadt der Künste und Wissenscha­ften für sich entdeckt. So drehte dort 2014 zum Beispiel George Clooney Szenen für den Hollywoods­treifen „Tomorrowla­nd“

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Ritmos de América ist diesen Sommer im L’Hemisfèric zu sehen.
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Machen Sie es sich bequem. Die Projektion­en im L’Hemisfèric schaut man sich liegend an.
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Das L‘Hemisfèric und das Opernhaus liegen nah beieinande­r.

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