„Leiser sprechen gegen Lärm“
Lokale Medien nehmen Bürgermeister Francisco de la Torre kräftig auf die Schippe
Grund zum Schmunzeln hat in den vergangenen Tagen Málagas Bürgermeister Francisco de la Torre (PP) gegeben. „Der Bürgermeister hat die Lösung für das Lärm-Problem: Leise sprechen“stand so oder in abgewandelter Form am Freitag in den Lokalzeitungen und auch etliche Fernseh- und Radiosender brachten die Neuigkeit.
Was war passiert? Auf einem Wirtschaftsforum – dem sogenannten Fórum Europa-Tribuna Andalucía – am Tag zuvor im Hotel Miramar hatte De la Torre auf die Frage, was die Stadtregierung gegen den Lärm im Stadtzentrum unternehmen wolle, erklärt, dass der Lärm ein kulturelles Problem sei. Dann sagte er wörtlich. „In der mediterranen Kultur wird sehr laut gesprochen, aber wir müssen uns selbst dazu erziehen, leise zu sprechen. Wenn ich die Stimme senke, herrscht Stille, und wenn Stille herrscht, kann man noch leiser sprechen. Wir müssen den Kreislauf unterbrechen, dass, wenn einer laut spricht, der andere noch lauter spricht, damit man ihn hört.“
Dass die Medien sich so auf diese Äußerungen des Bürgermeisters stürzten, lag daran, dass es der Fragesteller höchstwahrscheinlich darauf abgesehen hatte, zu wissen, wie weit die Stadtregierung mittlerweile mit ihrem angekündigte Lizenzvergabe-Stopp für Kneipen und Restaurants gekommen ist. Nachdem bei zahlreichen Messungen im Stadtzentrum und im Universitätsviertel Teatinos festgestellt worden war, dass in vielen Straßen die erlaubten Dezibel-Werte deutlich überschritten werden, hat die Stadtregierung bereits vor Jahren angekündigt, per Dekret beide Zonen für akustisch saturiert zu erklären und in der Folge keine neuen Öffnungslizenzen mehr für Gastronomiebetriebe zu erteilen. Die Verabschiedung des Vorhabens wurde jedoch immer wieder verschoben, zuletzt, weil eine Art Bürgerbefragung dazu im Internet durchgeführt wurde. Spott wird ausgeweitet
Die Anwohnervereinigung des historischen Stadtzentrums (Asociación de Vecinos Centro Antiguo de
Málaga), die in den vergangenen Monaten immer wieder auf die Umsetzung des LizenzvergabeStopps gedrängt hatte, verspottete De la Torre auf ihrer FacebookSeite mit einem Video, auf dem die Äußerungen des Bürgermeisters mit Szenen aus dem lauten Nachtleben der Stadt zusammengeschnitten sind.
Auf Twitter setzte die Anwohnervereinigung noch eines drauf und veröffentlichte ältere Artikel der spanischen Tageszeitungen, die in die selbe Richtung gingen. Die Titel lauten: „Der Bürgermeister bittet die Bürger der Stadt, keine urbanistischen Infraktionen zu begehen, damit sie nicht das städtische Bauamt lahmlegen“, „Das Rathaus bittet die Besitzer von Touristenapartments, dass sie die Aufnahme problematischer Kunden einschränken“und „Der Bürgermeister stoppt die Zeit zum Duschen, um zu beweisen, dass er nicht mehr als elf Liter verbraucht.“
Vor allem letztgenannte Aktion, im Jahr 2014 nach der Erhöhung der Wassergebühren von De la Torre wirklich durchgeführt, hatte unter den Einwohnern Málagas für große Erheiterung gesorgt. Erst recht die Karrikaturen, die De la Torre mit Badehaube in der Dusche und seine Ehefrau Rosa Francia mit der Stoppuhr zeigen.