A Saupreiß beim Oktoberfest
Nein. Schunkeln werde ich nicht. Schlimm genug, dass sich ein Berliner – a Saupreiß a damischer – überhaupt zu einem Oktoberfest überreden lässt. „Du machst ein Gesicht, als wenn du zur Schlachtbank geführt würdest“, kommentiert eine Kollegin schnippisch. Ich habe dann doch geschunkelt. Kurz. Der Mensch ist ja ein Herdentier.
Und mei. Lustig war’s. Ein bayerisches Oktoberfest im spanischen Calp klingt ja an sich schon ulkig. Und dann noch mit einer Festkönigin, die in New York geboren wurde, russlanddeutsche Wurzeln hat und in Spanien lebt. Unter dem... äh..., in München würd’s das wohl nicht geben.
Ein bisschen angsteinflößend sind „wir Deutschen“schon. Wenn man mal so von außen auf uns schaut. Finden Sie nicht? Sogar das Feiern ist bei uns bis ins Detail durchorganisiert. Begrüßung, Ausschank, auf „Befehl“aufstehen, klatschen, wippen, schunkeln – ausschließlich im 2/4-Marschtakt der Bajuwaren-Sevillanas. Hände hoch, Krüge hoch, ein wummerndes Medley alten deutschen Liedgutes von DJ Ötzi bis zu einem knallroten Gummiboot. 1,2,3 gsuffa, Zickezacke, aber immer schön gemütlich bitte.
Die Spanier scheinen im Calper Festzelt die größten Fans der Sause zu sein – so wie Australier und Italiener auf der echten Wiesn. Eine Gruppe hat sich sogar extra „I-love-Oktoberfest“-TShirts gedruckt. Das Oktoberfest hängt uns Deutschen ja weltweit als urtypisch an. Dabei ist es ungefähr so typisch wie Stiere schlachten für Spanier. Entscheiden Sie, was brutaler ist.
In Calp wie München bringt das Oktoberfest die Menschen aus aller Herren Länder zusammen, sogar aus anderen Universen wie Preußen kommen sie. Zum Feiern, mal abschalten, für eine unbeschwerte Zeit. Das ist schon mal einen Kater wert.