Keine Bonsais mehr
1992 wurde das Museo del Bonsái eröffnet – Am 16. November schließt es für immer seine Pforten
1992 wurde das Bonsai-Museum in Marbella eröffnet, jetzt schließt es seine Pforten
Marbella – lk. Rodrigo García Martínez wirkt wie einer, dessen Lebenstraum geplatzt ist. Traurig wirken seine Augen hinter den getönten Brillengläsern, leer sein Blick, seine Lippen sind zu einem dünnen Strich geformt. Wie ein Aktivist, der einen Baum besetzt hat, damit er nicht gefällt wird, steht der Museumsdirektor in seinem zwei Mal zwei Meter großen Holzverschlag und wartet darauf, bis er dem letzten Besucher das Ticket für den Besuch Bonsai-Kollektion verkaufen kann. Denn Marbellas Stadtverwaltung hat beschlossen, die Konzession nicht weiterlaufen zu lassen und das Museum am 16. November ein für alle mal zu schließen.
Danach wird er seine restlichen 104 Bäumchen in mehreren Fahrten auf eine Finca bringen und fortan Motorräder vermieten. 1992 hatte sein Vater Miguel Ángel García noch zu Zeiten, als Bürgermeister Jesús Gil y Gil, die Geschicke der Stadt lenkte, das Museo del Bonsái in Marbellas Parque de Arroyo de la Represa eröffnet. Da er viel gereist sei, habe sein Vater die Bonsái aus Japan und China mitgebracht. Bis vor kurzem beherbergte das Museum 265 Arten. Das japanische Wort bonsai (dt.: Anpflanzung in der Schale) geht zurück auf den chinesischen Begriff pénzāi. Ein Aspekt der Kunstform der Bonsais wurde penjin genannt (chinesisch: Pinyin pénjĭng ‚Landschaft in der Schale‘ (pén ‚Schale‘, jĭng ‚Landschaft, Szene‘)). Das Wort bonsai besteht aus den beiden Wörtern bon „Schale“und sai „Pflanze“. „In Japan werden die Bonsais von Generation zu Generation weitervererbt. Mein Sohn wird die Bäumchen nun nicht mehr pflegen können,“sagt García Martínez. Sein Vater habe ihm beigebracht, die Bäumchen zurückzuschneiden, zu wässern und zu düngen. „Jeder Miniaturbaum ist eine Welt für sich, der eine braucht mehr, der andere weniger Licht, der eine mehr, der andere weniger Wasser“, sagt der Museumsdirektor und seufzt. 15 Bäumchen stünden nun im Museo de Alcobendas in Madrid, andere seien nach Úbeda und Luxemburg gegangen oder von Liebhabern gekauft worden.
Bis zu 20.000 Besucher
Seinem Vater habe die Stadt damals eine Konzession über 25 Jahre zugestanden. Damit stellte sie ihm den Raum, er war für Museumsleitung und Instandhaltung des Gebäudes zuständig. „Pro Jahr kamen bis zu 20.000 Besucher aus aller Welt ins Museum“, sagt der Museumsleiter und zuckt mit den Achseln. „Außer dem Museo del Grabado haben wir in Marbella doch wenig Kultur zu bieten“, bemerkt der Museumsleiter. Vor etwa zwei Jahren habe er mit dem damals von der PSOE gestellten Bürgermeister José Bernal gesprochen. Er habe ihm versichtert, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, da die Konzession ohnehin weiterlaufe. Zu dieser Zeit habe ihm die Stadt Málaga angeboten, sein Museum dort zu eröffnen.
Diese Chance sei nun vertan. García Martínez ist zermürbt, er will mit dem Thema Bonsai für immer abschließen. Als die PP im August 2017 wieder ins Rathaus von Marbella einzog, wendete sich das Blatt und die Stadt entschied, dass in das Gebäude eine Bibliothek einziehen solle. „Gebäude, die sich für Bibliotheken eignen, gibt es doch zuhauf in Marbella“, echauffiert sich García Martínez. Traurig streicht er über den Stamm eines Miniatur-Ahorns und sagt: „Gestern rief mich eine Frau aus Barcelona an und weinte. Sie hatte das Museum jedes Jahr besucht. “