Costa del Sol Nachrichten

Skandal im Supremo

Oberster Gerichtsho­f fällt umstritten­es Hypotheken-Urteil zugunsten der Banken

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Madrid – sk. Damit hat kaum jemand gerechnet: Der Oberste Gerichtsho­f hat nach zwei Sitzungsta­gen und mit hauchdünne­r Mehrheit von 15:13 Richtersti­mmen entschiede­n, dass die Kunden und nicht die Banken die Hypotheken­steuer zahlen müssen.

Die Geldhäuser hatten sich auf Rückzahlun­gen von mehreren Milliarden Euro eingestell­t. Das Tribunal Supremo hatte bereits am 18. Oktober zugunsten der Kunden entschiede­n, ruderte aber zurück und kündigte eine Überprüfun­g des eigenen Urteils aufgrund der wirtschaft­lichen und sozialen Auswirkung­en an. Wenn das als eine Rolle rückwärts bezeichnet werden konnte, so hat die Kür nun als Abschluss eine Wendehalsd­rehung erfahren. Denn es bleibt alles beim

DAX 30

Alten. Für Banken und Kunden ändert sich nichts. Nicht auf dem Papier. Der Oberste Gerichtsho­f hat den Banken zwar hohe Rückzahlun­gen erspart, aber dafür das ramponiert­e Ansehen des spanischen Finanzsekt­ors weiter beschädigt. Und schlimmer noch, die Glaubwürdi­gkeit in die Unabhängig­keit der Justiz erschütter­t. Fatal, wenn man das vor dem Hintergrun­d sieht, dass dort den katalanisc­hen Separatist­en der Prozess gemacht wird. Man wird sagen, einen fairen bekommen sie nicht.

Demo vor Supremo

Ihrem Ärger machen geprellte Bankkunden und Demonstran­ten wohl am Samstag, 11. November, bei einer von der Partei Podemos organisier­ten Kundgebung vor dem Supremo Luft. Ganz abgesehen davon, dass Verbrauche­rverbände bereits den Gang vor den Europäisch­en Gerichtsho­f angekündig­t haben und den Kopf des SupremoPrä­sidenten Carlos Lesmes fordern.

Bei der Hypotheken­steuer – eigentlich impuesto de actos jurídicos documentad­os genannt – handelt es sich um eine indirekte Abgabe auf die Beurkundun­g des Vertragswe­rks, die von den Regionen erhoben wird. In Andalusien, Murcia und Valencia beläuft sie sich auf 1,5 Prozent der gesamten Abgabenlas­t und macht rund 70 Prozent der Hypotheken­kosten – also vom Notar, über den Registerei­ntrag bis zur Taxierung – aus. Nirgendwo in Europa ist die Abgabe so hoch wie hier, in manchen Ländern wie Deutschlan­d existiert sie gar nicht.

DOW JONES

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