Angriff auf die Krebszellen
Quirónsalud setzt Hoffnungen auf Immuntherapie in der Krebsbehandlung – Keine endgültige Lösung
Torrevieja – red. Die Immuntherapie oder die Verabreichung von Medikamenten, die das Immunsystem anregen, ist eine neue Art der Krebsbehandlung und soll bessere Ergebnisse mit geringeren Nebenwirkungen ermöglichen. Das verspricht der Direktor der Onkologie-Station des Krankenhauses Quirónsalud in Torrevieja, Dr. Antonio Brugarolas.
„Immuntherapiebehandlungen, die sich in den vergangenen vier bis fünf Jahren durchgesetzt haben, haben sich bei Tumoren verschiedener Organe, wie etwa Lungenund Lebertumoren, als sehr wirksam erwiesen“, so der Onkologe.
Die in der Immuntherapie verwendeten Medikamente, die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, erzeugen eine Reaktion des Immunsystems gegen die Tumore, wie der Arzt erläutert. Aufgabe der Inhibitoren ist es, den Angriff von Lymphozyten auf die Tumore zu ermöglichen. Diese Reaktion erfolgt bei Krebserkrankungen nicht auf natürliche Art und Weise, weil der Tumor dies verhindert.
„Die Verbreitung der Immuntherapie bedeutet eine Revolution“, versichert Brugarolas und bestätigt, dass der Hauptvorteil dieser Medikamente darin bestehe, dass sie bei verschiedenen Krebsarten „sehr interessante Reaktionen“mit weniger Nebenwirkungen auslösen als bei anderen Behandlungen, wie einer Chemotherapie.
Die Inhibitoren-Medikamente werden in mehreren Sitzungen über zwei bis drei Wochen intravenös verabreicht und erzeugen keine Nebenwirkungen wie Haarausfall, das Auftreten von Wunden oder eine Abnahme der Leukozyten. Der Onkologe rechnet mit einer Ansprechrate von rund 20 Prozent. Er weist darauf hin, dass etwa jeder vierte Patient, der auf eine Immuntherapie anspricht, langfristig reagiert.
Jedem vierten Patienten hilft die Immuntherapie langfristig
Brugarolas betont, dass die Immuntherapie derzeit nicht die „endgültige Lösung“gegen Krebs sei. Es sei auch nicht nachgewiesen, dass sie isoliert verabreicht heilen kann. Aber er betont, dass sie die Wirksamkeit von Chemotherapien erhöhe und die Lebensqualität der Patienten verbessere. „Wir sind überzeugt davon, dass diese neuen Medikamente eine der vielen Türen dieses komplexen Gebäudes öffnen, und zwar die der Immunität.“Damit diese „Tür“wirklich effektiv ist, sieht der Arzt von Quirónsalud die Notwendigkeit eines multidisziplinären Ansatzes bei Krebsbehandlungen. Das bedeute, dass „eine einzige Fachrichtung nicht das gesamte Verfahren abdecken kann“, sondern dass die verschiedenen Abteilungen mit einem Patienten gleichzeitig und dauerhaft zusammenarbeiten und miteinander kooperieren müssen.
Dieser Ansatz, den der Spezialist seit fast zwei Jahrzehnten in die Praxis umsetzt, sei bei der Anwendung der Immuntherapie besonders wichtig, da in solchen Fällen eine Koordination zwischen Onkologen, Immunologen, Pathologen und dem Labor unerlässlich sei.
Brugarolas betont zudem, dass die Immuntherapie den individuell gestalteten Ansatz in der Onkologie notwendiger denn je macht. Dabei passt sich die Behandlung an die Besonderheiten jedes Patienten an. „Jeder Fall ist unterschiedlich“, erläutert der Arzt und erklärt, dass deshalb „bei jedem Tumor ein Microarray-Test durchgeführt werden muss, bei dem analysiert wird, ob er krebserregende Gene enthält. Und es wird seine Reaktion auf die Medikamente überprüft, um vorherzusagen, wie er reagieren wird“, so Brugarolas.