Ein Rettungsanker
Ein Rettungsanker: Pro Jahr nehmen rund 90 Personen die Programme von Proyecto Horizonte Hombre Marbella in Anspruch
Mit viel Engagement kümmert sich der Drogenhilfsverein Proyecto Horizonte Hombre Marbella um Suchtkranke. Im CSN-Interview berichtet sein Direktor, Jaime Álvarez, über die Arbeit des Vereins.
Marbella – lk. Sieben Jahre braucht der Bambussamen, bis er keimt. Sobald das Pflänzchen aber die ersten Blätter zeigt, dauert es nur sechs Wochen, bis eine stattliche, über 30 Meter hohe Bambusstaude herangewachsen ist. Im Wartezimmer des Drogenhilfsvereins Proyecto Horizonte Hombre in Marbella hängt dieses japanische Sprichwort an einer Pinnwand. Es soll als Parabel für den Reifeprozess eines Menschen dienen, vor allem für solche, die durch eine Sucht bei Null anfangen möchten.
Wie der Bambus sollen sie sich Zeit für den Reifeprozess nehmen, nicht verzweifeln, wenn die ersten Schritte in Richtung eines anderen, suchtfreien Lebens schwerfallen, Rückfälle den Weg zeichnen oder sie von Gewissensbissen geplagt werden. Ein junger Mann mit kahlgeschorenem Kopf betritt das Wartezimmer und begrüßt eine langhaarige junge Frau. Sie warten auf den Therapeuten, denn sie machen mit beim Programm „Concilia“, das Suchtkranken hilft, sich mit den Ursachen ihrer Sucht auseinanderzusetzen. Im Gespräch mit anderen sollen sie sich selbst besser kennenlernen und verstehen, weshalb es wichtig ist, das soziale Umfeld zu wechseln. Auch Themen wie emotionale Intelligenz werden angesprochen.
1981 begannen die Gründungsväter der Vereinigung Horizonte, sich um Suchtkranke zu kümmern. 1983 wurde der akonfessionelle, parteilose und gemeinnützige Verein Horizonte gegründet. Seit 1986 gibt es die Stiftung „Centro Español de Solidaridad de Málaga“, aus der Proyecto Hombre Málaga hervorging. Einige der Prinzipien sind Respekt, Kompromiss, Transparenz und Empathie. Wer sich für eine Therapie bei Horizonte Proyecto Hombre entscheidet, der muss abstinent bleiben und auf Drogen jeglicher Art sowie Alkohol verzichten. Auch alkoholfreies Bier und Cocktails ohne Alkohol sind tabu. Bei einigen Sitzungen werden Partner oder Familienangehörige mit einbezogen.
Dabei richten sich die Therapeuten nach einem Konzept, das in den 1970er Jahren erfolgreich in den USA angewandt wurde. Der 2010 verstorbene italienische Priester Mario Picchi entwarf 1979 das Programm Proyecto Hombre. Dabei orientierte er sich im Wesentlichen an der Methode der Gruppentherapie, die der britische Psychiater Maxwell Jones entwickelt hat. Im Mittelpunkt steht das Konzept der Selbsthilfe, damit die Suchtkranken lernen, in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen, mit Familie und Mitmenschen auszukommen und mit einem gestärkten Selbstbewusstsein zu leben. Pro Jahr nehmen in Spanien etwa 12.000 Personen die von Proyecto Hombre angebotenen Therapien in Anspruch, in Marbella sind es etwa 90 Personen jährlich. Wie beim Bambus braucht es Zeit, bis der Erfolg sichtbar wird, denn auch wenn man meint, dass nichts vorangeht, so wächst ein zartes Pflänzchen in einem. Wer auch die Niederlagen in Kauf nimmt, so das japanische Sprichwort, und in kleinen Schritten vorangeht, der wird merken, dass er sich ganz allmählich verändert. Manchmal mag es sieben Jahre lang dauern.
Wie beim Bambus reifen persönliche Veränderungen langsam. Dazu braucht es Geduld
Proyecto Horizonte Hombre Marbella
Calle Galvestón,5
952 775 353 <https://horizonteproyect hombremarbella.org/> Alle zwei Monate, jeweils am ersten Sonntag des Monats, organisiert der Drogenhilfsverein einen Flohmarkt in Marbellas Parque de la Alameda. Freiwillige Helfer verkaufen dort Bücher, Second-Hand-Kleidung und Dekoartikel.