Rüstige Runzelrocker
Wer eine Leidenschaft fürs Motorradfahren hat, den bremsen weder altersbedingte Zipperlein noch niedrige Temperaturen
Der locker zusammengewürfelte Haufen von Schweizern, Holländern und Deutschen vom Campingplatz in Almayate liebt das Motorradfahren. Bei den gemeinsamen Ausflügen wird Gas gegeben, gelacht und gescherzt.
Vor der Ausgrabungsstätte von Acinipio parken schnittige Motorräder, auf denen die Markennamen BMW, Suzuki oder Yamaha prangen. Die Fahrer der chromglänzenden Geschosse warten hinter dem Eingangstor und verblüffen den Mann an der Rezeption, der die antiken Steinhaufen von „La Ronda Vieja“bewacht. Eine MotorradClique in fetziger Biker-Kluft sieht er eher selten. Was daran liegen könnte, dass der geschichtsschwangere Ort, der etwa 20 Kilometer von Ronda entfernt liegt, ein Mauerblümchen-Dasein führt und – wenn überhaupt – Urlauberpärchen, Familien und Schulklassen anlockt, die in Mietwagen oder Bussen anreisen. Aber noch etwas überrascht: Der bunt zusammengewürfelte Haufen, der bei eisigen Januartemperaturen auf seinen Maschinen angerückt ist, könnte sich durchaus bei einem Casting für eine Neuauflage des Films „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“bewerben. Diese ebenso skurrile wie humorvolle Geschichte, die nach dem Buch des schwedischen Schriftstellers Jonas Jonasson 2013 in die Kinos kam und sich um den Rentner Allan Karlsson rankt, der am Tag seines 100. Geburtstags aus dem Altenheim flüchtet, weil er keinen Bock auf das Gratulationskomitee – samt Bürgermeister und Presse – hat.
„Wir sind die Runzelrocker“, sagt Wilfried B. mit markantem Kölner Dialekt und charmantem Lächeln. Man könnte ihn als den Vater der Kompanie bezeichnen, denn er war es, der vor sechs Jahren die Idee hatte, alle, die sich von Oktober bis März auf dem Campingplatz in Almayate in der Nähe von Torre del Mar tummeln und mit einem Motorrad ausgerüstet sind, zu gemeinsamen Ausflügen zu animieren.
Vor dem kalten Wetter flüchten
Seitdem ist die lockere Gruppe von Belgiern, Holländern, Franzosen, Spaniern und Deutschen immer größer geworden, mittlerweile melden sich bis zu 20 Teilnehmer für die Touren an. Alle dürfen sich als Winterschwalben bezeichnen, die vor dem grauen und kalten Wetter in ihrer Heimat flüchten, um im sonnigeren Andalusien das Rentnerdasein zu genießen. Immer dienstags wird Gas gegeben, freitags ist Stammtisch, bei dem die aufgenommenen Videos und Fotos