Juwel unter der Erde
Mine voll mit glasklaren Kristallen – Geode im andalusischen Pulpí für Besucher geöffnet
Pulpí – sg/sk/ms/mit. 1999 machten Mineralogen aus Madrid in einer Mine bei Pulpí in Almería eine unglaubliche Entdeckung: Eine zwei Meter hohe und acht Meter lange Höhle voller durchsichtiger Gipskristalle mit Dimensionen von bis zu zwei Metern Länge. Seit Anfang August ist Europas größte Geode für Besucher geöffnet.
Die Kristallnische mit dem trichterförmigen Eingang befindet sich im tiefsten Bereich der Mina Rica in der Sierra del Aguilón, mehr als 60 Meter unter der Erde. In den Hauptstollen wurden von 1873 bis in die 1960er Jahre Eisen, Blei und Silber abgebaut.
Die Entstehungsgeschichte der Kristalle ist lang und kompliziert. Die Mine Rica besteht aus Karbonat-Gestein mit einer Bruchstelle, die sich mit einer warmen und an Mineralien reichen Flüssigkeit gefüllt hatte. Mit der Zeit löste sich das Karbonat auf und die Mineralien formten beim Abkühlen einen eiförmigen Hohlraum, in dem sich die Kristalle bildeten.
Außerdem spielten tektonische Verschiebungen in den Bergspalten eine Rolle. Vulkanische Aktivitäten und Überschwemmungen durch Meerwasser taten ihr übriges, damit die Kristalle über Millionen Jahre wachsen konnten.
Bedeutendste Geode
Den Bergbau hat es in Pilar de Jaravía seit Menschengedenken gegeben. Ihren letzten Höhepunkt erreichte die Metallindustrie zwischen 1890 und 1922, ihren jüngsten Niedergang 1970. Danach schürften Privatsammler in der Mine, in der die Geode liegt, nach Mineralien. „Die Entdeckung der Geode von Pulpí ist die ideale Präambel, das reiche Kulturerbe des Bergbaus von der Almagrera und Bédar bis zur Sierra del Aguilón zu pflegen“, hieß es 1999, als das unterirdische Juwel erstmals zum Vorschein kam.
Wegen der Größe, Transparenz und der perfekten Formen der Kristalle halten Mineralogen diese Nische für eine der weltweit bedeutendsten. Weil kurz nach der Entdeckung zwei Kristalle spurlos verschwanden, hatte das Rathaus den Zugang zu der Höhle in der alten Mine einst dicht gemacht.
Von August bis September dieses Jahres bekamen die Besucher die spektakulären, bis zu zwei Meter großen Kristalle gegen Eintritt aus nächster Nähe zu sehen, allerdings mussten sie Abstand halten, denn das Höhlenmineral ist hochempfindlich, zu viel Atemluft kann bereits Schäden anrichten. Auch anfassen ist deshalb strengstens verboten.
Kaum hatte Pulpís Bürgermeister Juan Pedro García (PP) Anfang Juli die frohe Nachricht von der Öffnung der Höhle verkündet, liefen die Telefonleitungen im Rathaus heiß. Tausende Anrufer aus aller Welt wollten wissen, wo sie Eintrittskarten kaufen könnten. Das Rathaus habe kurz vor dem Kollaps gestanden, sagte García dem Radiosender Ser. Ruckzuck waren die Tickets deshalb ausverkauft. Nun können sich Interessierte für den Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 19. Januar 2020 für geführte Touren durch die Mina Rica, in der sich die Geode befindet, auf der Internetseite www.geodapulpi.es anmelden. Das Höhlen-Erlebnis ist nicht ganz billig. Die Eintrittspreise liegen bei 22 Euro für Erwachsene. Kinder und Jugendliche von acht bis 16 Jahren sowie Residenten aus Pulpí zahlen 10 Euro. Für Senioren ab 65 Jahren, Studenten, Gruppen ab 15 Personen, Großfamilien und Behinderte kostet der Eintritt 15 Euro. Bis zum 8. September sind die Führungen jedoch ausgebucht.
Die Geode kann dafür jederzeit virtuell in 3D besichtigt werden. Eine entsprechende Installation ist im Castillo de Terreros in San Juan de los Terreros aufgebaut.
Die Geologin und Koordinatorin der geführten Touren, Mila Carretero, beschreibt die Geode als acht Meter langen, 1,80 Meter breiten und 1,70 Meter hohen Hohlraum innerhalb eines Felsen, der mit durchsichtigen Gipskristallen ausgestattet ist.
Interessierte Besucher melden sich online unter www.geodapulpi.es oder unter 671 413 549 und 671 413 547 an. Informationen sind erhältlich unter informacion@geodapulpi. es und reservas@geoda pulpi.es.