Lindbergh und Ibiza
Der verstorbene Modefotograf war Spanien sehr verbunden – Insel als Rückzugsort
Ibiza – ck. Der Modefotograf Peter Lindbergh galt als einer der einflussreichsten Meister der Kamera und hat mit seinen SchwarzWeiß-Fotografien von Naomi Campbell, Cindy Crawford, Claudia Schiffer, Kate Moss oder Linda Evangelista das Supermodel-Phänomen der 90er Jahre geschaffen. Am 3. September ist er im Alter von 74 Jahren in Paris gestorben. Lindbergh arbeitete für alle großen Modezeitschriften und Magazine, von „Vanity fair“bis „Rolling Stone“und „Stern“. Für die September-Ausgabe der „Vogue“hat er 15 mutige Frauen abgelichtet, darunter die Umweltaktivistin Greta Thunberg, die mit kindlichem Ernst in die Kamera blickt.
Von den Models, Schauspielerinnen und Rockstars wurde er wegen seiner großen Eigenwilligkeit geliebt. Er wollte die ungeschminkte Essenz herausstellen und wehrte sich entschieden gegen Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop und die verzerrten Schönheitsideale. „Das Bild, das von Frauen gemacht wird, ist skandalös. Photoshop kreiert Roboter, als wäre es ein Vorteil, 1,80 Meter groß zu sein und 45 Kilo zu wiegen. Diese Norm führt uns ans Ende der Zivilisation. Eine große Tragödie“, wird er von der Zeitung „Diario de Ibiza“zitiert.
Auf Ibiza hatte der 1944 im deutsch besetzten Polen als Peter Brodbeck geborene Lindbergh seit den 1990er Jahren ein Haus. Er war in Duisburg aufgewachsen, hat in Krefeld und Berlin studiert, erst Kunst, dann Fotografie, kam 1962 als Hippy auf die Baleareninsel und ließ sich 1978 in Paris nieder. Im selben Jahr bescherte eine Fotoserie im „Stern“ihm den Durchbruch. Zuletzt pendelte er zwischen Paris, Arles und New York.
In einer der landschaftlich schönsten Gegenden Ibizas, in Es Cubells, hat er sich einen Rückzugsort geschaffen, den er mehrmals im Jahr zur Entspannung aufsuchte. „Ich arbeite hier nur, wenn es unbedingt nötig ist. Ich will dieses Haus nicht zu meinem Arbeitsplatz machen“, erzählte er. Aber er arbeitete sehr wohl in Spanien.
Lindbergh hat die Fotos bei der Hochzeit von Marta Ortega gemacht, der Tochter des InditexKönigs Amancio Ortega. Für die spanische Juli-Ausgabe von „Vogue “porträtierte er die Sängerin Rosalía. Er zeigte sie ohne viel Klimbim, auch ohne ihre charakteristischen künstlichen Fingernägel. Rosalía war nervös, weil sie Lindbergh verehrte. „Seine Arbeit ist unserem Land und unseren Wurzeln sehr verbunden. Mit ihm zu arbeiten ist ein ganz besonderer Traum, ein Geschenk, das ich in meinem Leben nicht vergessen werde“, sagte sie. Ebenso erging es der Schauspielerin Maribel Verdú. „Was hatte ich für ein Glück! Leb` wohl, Meister. Ich werde diesen Tag unter deinem Blick nicht vergessen“, schrieb sie zum Abschied.
„Er ist unglaublich gut darin, das Echte festzuhalten“, jubelte die Schauspielerin Penélope Cruz nach einem Shooting 2016 in New York. Das Echte sind ihre Sommersprossen und die Falten reifer Frauen, die vom Leben erzählen.
„Ich arbeite hier nur, wenn es nötig ist. Ich will dieses Haus nicht zum Arbeitsplatz machen“
Meister ewiger Momente
Neben vielen Stars hat sich der Schauspieler Antonio Banderas von Lindbergh verabschiedet. Er war ein „großer Meister der immerwährenden Momente“, schrieb Banderas auf Englisch und Spanisch auf Instagram. Lindbergh war in zweiter Ehe mit der deutschen Fotografin Petra Sedlaczek verheiratet und hinterlässt vier Söhne.