Banken droht Klagewelle
IRPH-Leitzins wird von EU-Generalanwaltschaft als undurchsichtig eingestuft
Brüssel – sk. Spanischen Banken droht erneut ein schwerer Schlag vom Europäischen Gerichtshof. Die dortige Generalanwaltschaft schätzt den früheren Leitzins Índice de Referencia de Préstamos Hipotecarios (IRPH) für undurchschaubar und als „komplex“für normale Bankkunden ein. Damit greift die EU-Anwaltschaft womöglich dem für Januar zu erwartenden Urteil des Europäischen Gerichtshofs über den eigentlich schon 1994 verbotenen, aber oft bis 2013 gebrauchten, Alternativleitzins zum Euribor vor.
Dieser gerne von Banken wie Santander, Caixabank und Sabadell verwendete Leitzins rechnet auch Kommissionen und andere Hypothekenkosten mit ein. Daher wirkt er eher wie ein TAE als wie
DAX 30
ein Leitzins und ist als ein Mittelwert aller Bankzinsen zu verstehen, während der Euribor ein Leitzins ist, zu dem sich Geldhäuser untereinander Kapital verleihen.
Rund 1,2 Millionen Kunden wurde der IRPH als ein stabiler Zins verkauft, tatsächlich erwies er sich als das Gegenteil. Schlimmer noch: Während in der Wirtschaftskrise der Euribor sank, blieb der IRPH in stratosphärischen Höhen. Versuche unkundiger Bankkunden, die vertraglichen Konditionen im Nachhinein zu ändern, schlugen fehl. Viele Normalverdiener mit Wohnungen zahlten in der Krise mit dem IRPH oft über 200 Euro pro Monat mehr als Immobilienbesitzer mit Euribor-Hypotheken, bei Häusern konnte der Unterschied leicht 500 Euro betragen.
Hält das Europäische Gericht die Berechnungsgrundlage für den IRPH für nicht nachvollziehbar oder betrügerisch und die spanischen Gerichte folgen seinem Urteil, dann könnten Forderungen in Milliardenhöhe auf die Geldhäuser zukommen. Die ersten Schätzungen gingen bis zu 40 Milliarden Euro, woraufhin die Börsenkurse kurzfristig in den Keller rauschten. Realistisch gesehen, dürfte die Summe weit geringer ausfallen. Der Bankensektor reagierte auch mit „Optimismus“auf das Urteil der EU-Generalanwaltschaft.
1,2 Millionen Bankkunden wurde der IRPH als stabiler Zins verkauft
DOW JONES