Wohin geht es?
Noch bis Ende Oktober lohnt sich ein Ausflug zum Río Chillar – Danach wird das Waten im Fluss zur Herausforderung
Wer den Río Chillar, den berühmtesten Fluss der östlichen Costa del Sol, kennenlernen möchte, sollte den Ausflug bis Anfang November planen.
Der erste Teil des Flusses ist trocken. Doch dann steigt das Wasser an.
Es ist ein warmer Sonntag. Am Startbereich der Wanderung des Río Chillar stauen sich die Fahrzeuge. Viele wanderfreudige Familien nutzen die noch übrigen milden Tage des Jahres, um mit ihren Familien gemeinsam den berühmtesten Fluss an der Costa del Sol zu begehen.
Dieser Andrang dürfte aufgrund des langsamen Wetterwechsels in den nächsten Tagen und Wochen jedoch deutlich weniger werden. Eine Wanderung durch das Flussbett lohnt sich in der Regel sowieso nur bis Anfang November. Danach wird das Wasser einfach zu kalt.
Voller Neugier geht es den anderen zahlreichen Wanderern hinterher. Der erste Eindruck ist vielversprechend. Das Flussbett führt direkt durch eine Schlucht. Links und rechts vom Fluss, der die ersten knapp 700 Meter trocken ist, markieren hohe Felsen die Landschaft. Dann füllt sich das Flussbett langsam mit Wasser. Zuerst ein kleiner Rinnsal, der im Sand versickert, ist der Río Chillar schon 500 Meter weiter ein kleiner zirka ein Meter breiter und drei bis fünf Zentimeter tiefer Bach. Je weiter man den Weg geht, desto breiter wird die Wasserfläche. Allerdings übersteigt sie die Höhe von fünf Zentimeter noch nicht.
Dann wird es zum ersten Mal interessant. Aus einem Felsvorsprung spritzt Wasser wie aus einer Duschbrause. Einige Wanderer haben bereits ihr Oberteil vom Leib gerissen und sich unter die Dusche gestellt. Allerdings nur sehr kurz, denn das Wasser scheint schon recht frisch zu sein.
Hinter dem ersten Höhepunkt der Wanderung geht es knapp vier bis fünf Meter steil bergauf. Oben angekommen, ist der Río Chillar bereits ein Bach, dessen Wassertiefe fünf Zentimeter übersteigt. Bis über die Knöchel reicht das dort fließende Wasser nun.
Von hier an führt der Wanderweg nur noch durch das Wasser, vorbei an zahlreichen bunten Pflanzen und unterschiedlich gefärbten Libellen, von denen die meisten schwarz sind. Für Naturliebhaber ist es das reinste Paradies. Je weiter man dem Fluss folgt, desto tiefer wird das Wasser. Nach einer zirka zwei Kilometer langen Wanderung durch das Wasser gelangt man an eine enge, zirka 20 Meter hohe Schlucht, die es zu durchqueren gilt. Bunte Felsen und saftiges Grün Die Felsen, die den Fluss an dieser Stelle links und rechts beschränken, sind teilweise ausgehöhlt und unterschiedlich gefärbt. Das Gestein wirkt durch die Sonneneinstrahlung an einigen Stellen rot und gelb, im schattigen Bereich dunkel- und hellgrau. Da die Schlucht aber nicht sehr lang ist, kann man bis in den Ausgangsbereich schauen. Dieser ist links und rechts des Flusses mit saftig grü
nen Pflanzen bewachsen. Alle Farbkombinationen zusammen genommen, wirkt die Schlucht sehr surreal und deshalb fantastisch.
Hinter der Schlucht geht es etwas bergauf. Das Wasser reicht hier teilweise schon bis zur Kniescheibe. Deshalb ist spätestens ab diesem Punkt Vorsicht geboten. Denn man sieht die im Wasser befindlichen Steine nicht mehr so gut und kann leicht auf ihnen ausrutschen. Nachdem es fünf Minuten dem Wasserfluss entgegen bergauf und an verschiedenen Hindernissen wie umgefallenen und quer über dem Fluss liegenden Bäumen vorbei ging, kommt man an den ersten Mini-See. Wobei „kleiner Teich“die wohl bessere Beschreibung dafür ist. Einige Hartgesottene haben es sich in ihm gemütlich gemacht. Das Wasser in dem Teich ist mittlerweile schon sehr frisch.
Direkt hinter dieser Badestelle gibt es links und rechts vom Fluss eine breite und erhöhte Stelle, die sich für ein Picknick hervorragend eignet. Umgekippte Baumstämme dienen dabei als Sitzfläche. Die Sonnenstrahlen kommen hier zur Mittagszeit immer noch vollständig durch und wärmen die Wanderer auf.
Vom Eingangsbereich des Río Chillar bis zu dieser Picknickstelle dürften es in etwa fünf Kilometer gewesen sein. Man merkt an dieser Stelle bereits, dass die Beine müde werden und die Kraft nachlässt. Immerhin betrug die Wanderzeit für diese eigentlich recht kurze Strecke drei Stunden. Deshalb sollte man sich überlegen, den Rückweg anzutreten. Denn je weiter man den Fluss an dieser Stelle bergauf folgt, desto tiefer wird das Wasser und desto anstrengender und langwieriger die Wanderung.
Bis zu dem genannten Picknick-Platz eignet sich der Ausflug jedoch für die gesamte Familie. Darüber hinaus jedoch sollten nur trainierte Sportler gehen.
Empfangszentrum geplant
Wer die Tour durch den Río Chillar frei genießen will, sollte das am besten noch in diesem Jahr tun. Denn die Gemeindeverwaltung von Nerja prüft bereits die Errichtung eines Besucher-Empfangszentrums, ähnlich wie das am Caminito del Rey.
Damit soll künftig gewährleistet sein, Wanderern schnell zu helfen, die sich während einer Tour durch den Río Chillar verletzen oder die Tour sehr spät beginnen und dabei so weit gehen, dass sie es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit zurückschaffen. Einige vermuten, dass durch ein Besucher-Empfangszentrum den Wanderern viel Freiheit genommen werden kann.
Wer eine Tour durch den Río Chillar unternehmen will, sollte auf alle Fälle festes Schuhwerk tragen. Flip-Flops sind ungeeignet, da die Rutschgefahr sehr hoch ist. Falls man vor dem Eingangsbereich des Río Chillar keine Parkmöglichkeit findet, bietet es sich an, auf dem großen Parkplatz zu parken, auf dem sonntags und dienstags immer Märkte stattfinden.