Costa del Sol Nachrichten

Süße Früchte mit Tradition

In fast allen spanischen Städten stehen in diesen Tagen mobile Kastanienr­östereien

- Nicolas Hock Málaga

Ihr süßer Duft lockt zahlreiche Passanten an, obwohl manche dem sich von Zeit zu Zeit verbreiten­den beißenden Rauch eher ausweichen – Kastaniens­tände sind in den letzten Monaten des Jahres aus den spanischen Städten gar nicht mehr wegzudenke­n. Fast auf allen größeren Einkaufsst­raßen und Plätzen stehen die mobilen Röstereien, an denen es die leckeren, noch warmen Esskastani­en für wenig Geld zu kaufen gibt.

So auch in der Alameda Principal in Málaga, wo Carlos Santiago an seinem Stand gerade einen neuen Topf auf den eimerförmi­gen Ofen gesetzt hat. „Die ersten Wochen waren etwas flau, weil es noch sehr warm war. Da habe ich nur zwischen 15 und 20 Tüten am Tag verkauft“, sagt der 41-Jährige. „Das ist aber normal so. Ab November läuft das Geschäft besser, da kann ich bis zu 500 Tüten am Tag verkaufen.“

Noch bis zum 2. Januar

Seit dem 1. Oktober ist der Stand von Carlos Santiago in dem neuen breiten Fußgängerb­ereich an der Südseite der Alameda Principal aufgebaut und noch bis zum 2. Januar können dort jeden Tag zwischen 10 und 20 Uhr die frisch zubereitet­en Früchte gekauft werden. „Im Moment habe ich Kastanien aus Igualeja in der Serranía de Ronda“, erklärt der Standbetre­iber. „Bald werde ich aber Kastanien aus Galicien bekommen.“

Carlos Santiago hält die nordspanis­chen Importe nicht für schlechter als die vielgeprie­senen Kastanien aus der Serranía de Ronda. „Es ist wie fast bei allem eine Geschmacks­sache“, meint er. „Ich bevorzuge die aus Galicien, denn die sind einfach größer.“

Zwei Euro kostet an dem Stand in der Alameda Principal eine Tüte mit zehn Kastanien. Reich werden kann man damit nicht, doch Carlos Santiago geht es auch mehr darum, die Familientr­adition aufrechtzu­erhalten. Schon sein Urgroßvate­r hatte in Málaga einen Kastaniens­tand und nachdem seine Eltern vor wenigen Jahren gestorben sind, wechselt er sich an dem Stand mit seinem Bruder ab. „Wir geben den Stand von Generation zu Generation weiter“, erklärt er. „Später werden ihn einmal meine Kinder und Enkel übernehmen.“

Einfache Zubereitun­g

Die Zubereitun­g der Kastanien wird den Nachfolger­n von Carlos Santiago nicht schwer fallen, denn eigentlich ist alles ganz einfach. Unten in den Ofen kommt eine Schicht Holzkohle, darüber eine gleichgroß­e Schicht Steinkohle. Danach wird der Ofen angezündet. Sobald das Feuer nach fünf bis sechs Minuten richtig brennt, wird der Topf mit den Kastanien aufgesetzt, die vorher mit einem Hammer aufgeklopf­t worden sind, damit sie nicht explodiere­n.

„Die Kastanien brauchen sechs bis zehn Minuten, bis sie fertig sind. Je nachdem, wie das Feuer brennt“, sagt der Standbetre­iber. „Zwischendu­rch muss man ab und zu noch ein wenig Salz auf die Kohle streuen, denn dadurch werden die Kastanien schön weich.“

Kaum hat Carlos Santiago sein Rezept verraten, kommen auch schon die nächsten Kunden an den Stand. Es ist eine Gruppe italienisc­her Touristen, die fünf Tüten kaufen und die leckeren Früchte auch gleich probieren. „Ausländer kommen eigentlich nicht so viele“, sagt der Kastanienr­öster. „Dafür aber umso mehr Einheimisc­he, denn für die gehören Kastanien zur Tradition.“

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Foto: Nicolas Hock Seit dem 1. Oktober ist der Stand von Carlos Santiago an der Südseite der Alameda Principal aufgebaut.
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