Süße Früchte mit Tradition
In fast allen spanischen Städten stehen in diesen Tagen mobile Kastanienröstereien
Ihr süßer Duft lockt zahlreiche Passanten an, obwohl manche dem sich von Zeit zu Zeit verbreitenden beißenden Rauch eher ausweichen – Kastanienstände sind in den letzten Monaten des Jahres aus den spanischen Städten gar nicht mehr wegzudenken. Fast auf allen größeren Einkaufsstraßen und Plätzen stehen die mobilen Röstereien, an denen es die leckeren, noch warmen Esskastanien für wenig Geld zu kaufen gibt.
So auch in der Alameda Principal in Málaga, wo Carlos Santiago an seinem Stand gerade einen neuen Topf auf den eimerförmigen Ofen gesetzt hat. „Die ersten Wochen waren etwas flau, weil es noch sehr warm war. Da habe ich nur zwischen 15 und 20 Tüten am Tag verkauft“, sagt der 41-Jährige. „Das ist aber normal so. Ab November läuft das Geschäft besser, da kann ich bis zu 500 Tüten am Tag verkaufen.“
Noch bis zum 2. Januar
Seit dem 1. Oktober ist der Stand von Carlos Santiago in dem neuen breiten Fußgängerbereich an der Südseite der Alameda Principal aufgebaut und noch bis zum 2. Januar können dort jeden Tag zwischen 10 und 20 Uhr die frisch zubereiteten Früchte gekauft werden. „Im Moment habe ich Kastanien aus Igualeja in der Serranía de Ronda“, erklärt der Standbetreiber. „Bald werde ich aber Kastanien aus Galicien bekommen.“
Carlos Santiago hält die nordspanischen Importe nicht für schlechter als die vielgepriesenen Kastanien aus der Serranía de Ronda. „Es ist wie fast bei allem eine Geschmackssache“, meint er. „Ich bevorzuge die aus Galicien, denn die sind einfach größer.“
Zwei Euro kostet an dem Stand in der Alameda Principal eine Tüte mit zehn Kastanien. Reich werden kann man damit nicht, doch Carlos Santiago geht es auch mehr darum, die Familientradition aufrechtzuerhalten. Schon sein Urgroßvater hatte in Málaga einen Kastanienstand und nachdem seine Eltern vor wenigen Jahren gestorben sind, wechselt er sich an dem Stand mit seinem Bruder ab. „Wir geben den Stand von Generation zu Generation weiter“, erklärt er. „Später werden ihn einmal meine Kinder und Enkel übernehmen.“
Einfache Zubereitung
Die Zubereitung der Kastanien wird den Nachfolgern von Carlos Santiago nicht schwer fallen, denn eigentlich ist alles ganz einfach. Unten in den Ofen kommt eine Schicht Holzkohle, darüber eine gleichgroße Schicht Steinkohle. Danach wird der Ofen angezündet. Sobald das Feuer nach fünf bis sechs Minuten richtig brennt, wird der Topf mit den Kastanien aufgesetzt, die vorher mit einem Hammer aufgeklopft worden sind, damit sie nicht explodieren.
„Die Kastanien brauchen sechs bis zehn Minuten, bis sie fertig sind. Je nachdem, wie das Feuer brennt“, sagt der Standbetreiber. „Zwischendurch muss man ab und zu noch ein wenig Salz auf die Kohle streuen, denn dadurch werden die Kastanien schön weich.“
Kaum hat Carlos Santiago sein Rezept verraten, kommen auch schon die nächsten Kunden an den Stand. Es ist eine Gruppe italienischer Touristen, die fünf Tüten kaufen und die leckeren Früchte auch gleich probieren. „Ausländer kommen eigentlich nicht so viele“, sagt der Kastanienröster. „Dafür aber umso mehr Einheimische, denn für die gehören Kastanien zur Tradition.“