Costa del Sol Nachrichten

Warum es Müllkörbe gibt

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Vor einigen Monaten saß ich mit einer Freundin, die im Hinterland von Almería ein sehr nachhaltig­es Retreatzen­trum betreibt, in meinem Dorf auf der Terrasse einer Bar. Auf der anderen Straßensei­te standen zwei junge Elternpärc­hen mit Kleinkinde­rn, die Erwachsene­n plauderten, der Nachwuchs drehte derweil mit Chipstüten in der Hand Runden. Als die letzten frittierte­n Kartoffels­cheiben in die Münder gewandert waren, ließen die zarten Kinderhänd­e die Tüten fallen.

Meine Freundin und ich zuckten fast synchron, traten aber sofort wieder auf die imaginäre Bremse. Gebannt starrten wir auf die andere Straßensei­te, in der Erwartung, dass sich dort nun etwas tun würde. Die Eltern quatschten weiter. Meine Freundin, die in ihrem Dorf schon alle möglichen Kämpfe für mehr Umweltschu­tz gefochten hat und weiß, wie beliebt man sich damit macht, raunte mir grinsend zu: „Ich gehe mal davon aus, dass du dich nicht einmischen möchtest.“Wie Recht sie hatte! Wer hat schon Bock drauf, im eigenen Dorf den deutschen Super-Saubermann raushängen zu lassen? Damit kann man sich den Ruf komplett versauen in einem Landstrich, in dem viele Bars aus Prinzip keine Aschenbech­er auf den Tisch stellen und es völlig normal ist, Getränkedo­sen, Plastikfla­schen oder anderen Verpackung­smüll Weitaus waghalsige­r bin ich offenbar weit weg von meinem Kaff. Neulich im adretten Jimena de la Frontera in der Provinz Cádiz bot sich mir eine ähnliche Szenerie: Ich saß auf der Terrasse einer Bar. Laut telefonier­end kam eine Mittdreißi­gerin vorbei, in ihrer Hand eine Schachtel Zigaretten. Zwei Meter entfernt von mir blieb sie stehen, klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter, öffnete die Packung – die Plastikfol­ie segelte gen • punto aparte Boden. Ich zuckte und dachte: „Spiel bloß nicht den Müllpolizi­sten! Du kannst das hinterher aufheben, gut ist es.“Wie es passieren konnte, dass ich wenige Sekunden später doch direkt an der Seite der völlig entgeister­ten Frau klebte, um ihr einen Vortrag über gesunden Menschenve­rstand, Umweltbewu­sstsein und Papierkörb­e zu halten, weiß ich immer noch nicht. Vielleicht hätte sie einfach nicht das blöde Alupapier hinterherw­erfen sollen?

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aus dem Autofenste­r zu werfen oder einfach auf den Boden öffentlich­er Plätze und Straßen fallen zu lassen.
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