Tödlicher Anschlag auf Regierungschef
Am 12. November 1912 wurde ein tödlicher Anschlag auf das Leben des spanischen Präsidenten José Canalejas verübt. Der im galicischen Ferrol beheimatete Politiker, Jurist und Philosoph wurde von dem Anarchisten Manuel Pardiñas im Stadtzentrum von Madrid auf offener Straße erschossen.
Der intellektuell hochbegabte Canalejas machte erst als Akademiker und später in der Wirtschaft Karriere, bevor er schließlich in die Politik wechselte. In der Folge bekleidete er vier verschiedene Ministerien und saß dem Parlament vor, ehe er im Februar 1910 von König Alfonso XIII. zum Regierungschef bestimmt wurde. In dem höchsten Amt trat der liberale Politiker unter anderem für eine Säkularisierung des Staates und eine Auflösung des oligarchisch geprägten Klientelsystem ein.
Canalejas schaute sich am Vormittag des besagten 12. November das Schaufenster einer Buchhandlung an der Puerta del Sol an, als Pardiñas aus nächster Nähe mit einer Pistole drei Schüsse auf ihn abfeuerte. Zwei Kugeln verfehlten ihr Ziel, die dritte indes war ein Volltreffer und traf den Politiker tödlich am Kopf.
Manuel Pardiñas starb ebenfalls durch einen Kopfschuss, als er unmittelbar nach seiner Tat von Polizisten überwältigt wurde, wobei unklar blieb, ob er Selbstmord beging oder getötet wurde. Das Motiv des aus Aragón stammenden Anarchisten konnte nie geklärt werden, auch nicht, ob er den Mord überhaupt geplant hatte.
Canalejas war nach Juan Prim 1870 und Canovas del Castillo 1897 bereits der dritte Regierungschef, der innerhalb weniger Jahrzehnte bei einem Attentat ums Leben kam. Sein Tod hatte eine Neustrukturierung von Polizei und Sicherheitsdiensten zur Folge sowie die Schaffung von Sonderbrigaden zur Bekämpfung des anarchistischen Terrorismus. (jan)