Tour durchs Meer
Plastik stellt nach wie vor die größte Gefahr der Unterwasserwelt dar – Interaktives Meeresmuseum klärt auf
Im interaktiven Meeresmuseum der Aula del Mar in Málaga tauchen die Besucher in die Unterwasserwelt des Mittelmeers ein. Dabei lernen sie Tiere kennen, die die meisten wahrscheinlich noch nie live gesehen haben. Ihr Lebensraum wird durch immer mehr Plastikmüll bedroht.
Für viele Urlauber und Einheimische ist das Meer eine Oase der Erholung. Sie sitzen im Sand, der zuvor durch die Sonne aufgewärmt wurde, und lassen sich bei geschlossenen Augen durch die Wellen berauschen. Oder sie gehen barfuß am Strand entlang, so dass das durch den Wellenbruch immer wieder herannahende Meereswasser die Füße ein bisschen bedeckt und abkühlt. Dabei spielt die Jahreszeit für viele Menschen keine Rolle. Auch im Winter lassen es sich Urlauber und Residenten an der Costa del Sol nicht nehmen, möglichst nah an der Natur zu sein.
Doch während die Menschen den Strand und das Meer genießen, kämpfen deren Bewohner oft ums Überleben. Denn der größte Feind, den die Meereswelt hat, ist Plastik. Und davon schwimmt jede Menge im Meer herum – auch im Mittelmeer.
Das wird bei einer Besichtigung des Interaktiven Meeresmuseums der Aula del Mar in Málaga (Alborán-Museum) klar.
Sobald man das Museum durch die schmale Eingangstür betritt, steht man vor einem großen, zusammenschnürten Plastikhaufen. In ihm stecken Flaschen unterschiedlicher Größen, Verpackungen, Kinderspielsachen, leere Creme-Tuben und vieles mehr – alles aus dem Meer gefischt.
Plastik ist ein großes Problem
„Plastik ist nach wie vor das größte Problem, mit dem die Meeresbewohner zu kämpfen haben“, sagt Francisco Pinto. Er ist Hai-Experte im Alborán-Museum und führt die CSN heute durch die Räumlichkeiten. „Oft verwechseln die Meerestiere kleinste Plastikteile mit Nahrung und schlucken sie. Entweder sterben die Tiere direkt daran oder sie werden vorher gefangen und landen dann lecker zubereitet auf unseren Tellern. Essen wir diese Tiere, konsumieren wir automatisch auch die Mikro-Plastikteile in ihnen. Das Leben ist ein ewiger Kreislauf. Zerstören wir die Natur, zerstören wir uns selbst. Aus diesem Grund haben wir den Plastikmüll so zusammengeschnürt, dass er aussieht wie ein Wal.“
Hinter dem Plastikmüll-Konstrukt führt eine Treppe hinauf in den ersten Stock des Museums, wo ein großes Aquarium steht, in dem viele bunte Fische und eine recht große Schildkröte schwimmt. Die Schildkröte habe sich durch eine Schiffsschraube am Bein verletzt. Nun erhole sie sich in diesem Aquarium, so Pinto. Folgt man dem Gang nun
linksseitig, gelangt man in den Bereich, der sich vor allem mit Haien, Walen und Delfinen befasst. Und davon gibt es im Mittelmeer sehr viele und in unterschiedlichen Größen. Besonders beeindruckend sind die vielen Skelette der Tiere, die im Meeresmuseum ausgestellt sind.
„Die Skelette sind echt. Sie stammen von verstorbenen Tieren aus dem Mittelmeer“, erklärt Francisco Pinto, ehe er die Museumsbesucher dazu auffordert, die Ausstellungsstücke ruhig einmal anzufassen. Etwas verhalten berühren einige Besucher die Skelette und streichen mit ihrem Finger sanft darüber. „Das AlboránMusem ist ein Interaktives Meeresmuseum. Das bedeutet, dass die Besucher hier alles anfassen können“, so Pinto.
An einer Wand hängt die gesamte aufgerissene Schnauze eines Hais, die sehr gut erhalten ist. Die Zähne stecken immer noch fest im Kiefer. Streift man mit der Hand über die Hautfläche, fühlt es sich an wie ein Stück rauhes Holz. So ähnlich fühlen sich auch die ausgestellten Wal-Skelette an. Sie befinden sich von der Hai-Sektion nur wenige Fußschritte entfernt nahe dem Balkon des Meeresmuseums, der sich oberhalb des Palmeral de las Sorpresas befindet.
An der Decke hängen zahlreiche unterschiedlich große Hai-, Delfinund Wal-Nachbauten, die man anhand einer großen blauen Tafel, auf der alle diese Tiere zusätzlich noch einmal aufgemalt, nummeriert und beschrieben wurden, zuordnen kann. Darüber hinaus sind einige gut erhaltene Skelette von Delfinen und Walen ausgestellt, die der Besucher ebenfalls berühren darf. Zwischen den Ausstellungsstücken steht auch eine durchsichtige Wassersäule. Hier können die Besucher auf einen kleinen Knopf drücken und dadurch eine Art Unterwasser-Tornado erzeugen. Dieses Phänomen, das im Meer immer wieder vorkommt, entsteht durch einen Druckunterschied und Wasserbewegungen. Zirka zwölf Sekunden muss man nach dem Knopfdruck warten, ehe sich der Unterwasser-Tornado aufgebaut hat.
Über die Abteilung von kleinen Schiffsmodellen, die zeigen, wie man früher gefischt hat beziehungsweise reiste, geht es in das Schildkröten-Eck. Dort werden die verschiedenen Schildkröten-Exemplare präsentiert, die es im Mittelmeer gibt. Eine Familie, die sich gerade die Informationen über die Panzertiere durchliest, kann es kaum fassen, dass es an der Küste Spaniens solche großen Schildkröten geben kann. Einige Exemplare werden über einen Meter groß und wiegen mehr als 100 Kilo. In einem Glasbehälter findet man außerdem die Kieferleiste einer Schildkröte, die aussieht, als hingen zahlreiche spitze Zähne dran.
Einmal um 180 Grad gedreht, befindet sich man direkt in der Steuerkabine eines Schiffs. Die Fenster bestehen aus Computerbildschirmen, über die ein Programm läuft, das den Eindruck vermittelt, man befinde sich direkt auf hoher See. Über einen kleinen Joystick neben dem Steuerrad kann man das Schiff virtuell steuern. Darüber hinaus erfährt man, wie Kapitäne Schiffskarten lesen und welche internationalen Codes für Flaggen es gibt.
Unterwasserwelt erleben
Über den schmalen Gang, der von der Treppe aus in die Ausstellungshalle führt, geht es nun zurück an der Treppe vorbei in den hintersten Ausstellungssaal des Meeresmuseums. Hier werden in einer großen Glasvitrine sämtliche Meeresbewohner präsentiert: von kleinen Tieren über Korallen und Muscheln bis hin zu getrockneten Pflanzen.
Auf einem Tisch ist eine Koralle aufgebahrt, die aussieht wie eine große Ingwer-Wurzel in Weiß. Eine Beschreibung darunter macht deutlich, dass es sich dabei um eine Dendrophyllia Ramea handelt.
Als die vierköpfige Familie, die bereits im Schildkröten-Eck erstaunt war, nun diesen Saal betritt, gibt es für die Kinder kein Halten mehr. Neben der Tür befinden sich in zwei Glasbehältern jeweils eine Krake. Beide Objekte sind mehrere Meter lang. Die Fragen der Kinder an ihre Eltern überhäufen sich. Der Vater liest den Kleinen von den Tafeln vor, die an den Behältnissen angebracht sind, ehe sie den Raum wieder verlassen und die Treppe hinabgehen.
In einem schmalen Gang kurz vor dem Ausgang des Museums sind noch einige Aquarien mit seltenen lebenden Meeresbewohnern wie einem Tarnfisch, einer Moräne, mehreren Krebsen und sogar einem giftigen Drachenkopf ausgestellt.
Das Meeresmuseum eignet sich für die ganze Familie. Dadurch, dass die Besucher alles anfassen dürfen, hilft es dabei, das Verständnis der Besucher für die Umwelt zu stärken und die Besucher für den Schutz dieses einzigartigen Naturraums zu sensibilisieren.
Das Interaktive Meeresmuseum (Alborán-Museum) befindet sich auf dem Palmeral de las Sorpresas (Hafen, Muelle 2) in Málaga. Es ist montags bis mittwochs von 10.30 bis 14 Uhr geöffnet. Donnerstags bis sonntags kann man es von 10.30 bis 14.30 Uhr und von 16.30 bis 18.30 Uhr besuchen.