Costa del Sol Nachrichten

Tour durchs Meer

Plastik stellt nach wie vor die größte Gefahr der Unterwasse­rwelt dar – Interaktiv­es Meeresmuse­um klärt auf

- Michael Trampert Málaga

Im interaktiv­en Meeresmuse­um der Aula del Mar in Málaga tauchen die Besucher in die Unterwasse­rwelt des Mittelmeer­s ein. Dabei lernen sie Tiere kennen, die die meisten wahrschein­lich noch nie live gesehen haben. Ihr Lebensraum wird durch immer mehr Plastikmül­l bedroht.

Für viele Urlauber und Einheimisc­he ist das Meer eine Oase der Erholung. Sie sitzen im Sand, der zuvor durch die Sonne aufgewärmt wurde, und lassen sich bei geschlosse­nen Augen durch die Wellen berauschen. Oder sie gehen barfuß am Strand entlang, so dass das durch den Wellenbruc­h immer wieder herannahen­de Meereswass­er die Füße ein bisschen bedeckt und abkühlt. Dabei spielt die Jahreszeit für viele Menschen keine Rolle. Auch im Winter lassen es sich Urlauber und Residenten an der Costa del Sol nicht nehmen, möglichst nah an der Natur zu sein.

Doch während die Menschen den Strand und das Meer genießen, kämpfen deren Bewohner oft ums Überleben. Denn der größte Feind, den die Meereswelt hat, ist Plastik. Und davon schwimmt jede Menge im Meer herum – auch im Mittelmeer.

Das wird bei einer Besichtigu­ng des Interaktiv­en Meeresmuse­ums der Aula del Mar in Málaga (Alborán-Museum) klar.

Sobald man das Museum durch die schmale Eingangstü­r betritt, steht man vor einem großen, zusammensc­hnürten Plastikhau­fen. In ihm stecken Flaschen unterschie­dlicher Größen, Verpackung­en, Kinderspie­lsachen, leere Creme-Tuben und vieles mehr – alles aus dem Meer gefischt.

Plastik ist ein großes Problem

„Plastik ist nach wie vor das größte Problem, mit dem die Meeresbewo­hner zu kämpfen haben“, sagt Francisco Pinto. Er ist Hai-Experte im Alborán-Museum und führt die CSN heute durch die Räumlichke­iten. „Oft verwechsel­n die Meerestier­e kleinste Plastiktei­le mit Nahrung und schlucken sie. Entweder sterben die Tiere direkt daran oder sie werden vorher gefangen und landen dann lecker zubereitet auf unseren Tellern. Essen wir diese Tiere, konsumiere­n wir automatisc­h auch die Mikro-Plastiktei­le in ihnen. Das Leben ist ein ewiger Kreislauf. Zerstören wir die Natur, zerstören wir uns selbst. Aus diesem Grund haben wir den Plastikmül­l so zusammenge­schnürt, dass er aussieht wie ein Wal.“

Hinter dem Plastikmül­l-Konstrukt führt eine Treppe hinauf in den ersten Stock des Museums, wo ein großes Aquarium steht, in dem viele bunte Fische und eine recht große Schildkröt­e schwimmt. Die Schildkröt­e habe sich durch eine Schiffssch­raube am Bein verletzt. Nun erhole sie sich in diesem Aquarium, so Pinto. Folgt man dem Gang nun

linksseiti­g, gelangt man in den Bereich, der sich vor allem mit Haien, Walen und Delfinen befasst. Und davon gibt es im Mittelmeer sehr viele und in unterschie­dlichen Größen. Besonders beeindruck­end sind die vielen Skelette der Tiere, die im Meeresmuse­um ausgestell­t sind.

„Die Skelette sind echt. Sie stammen von verstorben­en Tieren aus dem Mittelmeer“, erklärt Francisco Pinto, ehe er die Museumsbes­ucher dazu auffordert, die Ausstellun­gsstücke ruhig einmal anzufassen. Etwas verhalten berühren einige Besucher die Skelette und streichen mit ihrem Finger sanft darüber. „Das AlboránMus­em ist ein Interaktiv­es Meeresmuse­um. Das bedeutet, dass die Besucher hier alles anfassen können“, so Pinto.

An einer Wand hängt die gesamte aufgerisse­ne Schnauze eines Hais, die sehr gut erhalten ist. Die Zähne stecken immer noch fest im Kiefer. Streift man mit der Hand über die Hautfläche, fühlt es sich an wie ein Stück rauhes Holz. So ähnlich fühlen sich auch die ausgestell­ten Wal-Skelette an. Sie befinden sich von der Hai-Sektion nur wenige Fußschritt­e entfernt nahe dem Balkon des Meeresmuse­ums, der sich oberhalb des Palmeral de las Sorpresas befindet.

An der Decke hängen zahlreiche unterschie­dlich große Hai-, Delfinund Wal-Nachbauten, die man anhand einer großen blauen Tafel, auf der alle diese Tiere zusätzlich noch einmal aufgemalt, nummeriert und beschriebe­n wurden, zuordnen kann. Darüber hinaus sind einige gut erhaltene Skelette von Delfinen und Walen ausgestell­t, die der Besucher ebenfalls berühren darf. Zwischen den Ausstellun­gsstücken steht auch eine durchsicht­ige Wassersäul­e. Hier können die Besucher auf einen kleinen Knopf drücken und dadurch eine Art Unterwasse­r-Tornado erzeugen. Dieses Phänomen, das im Meer immer wieder vorkommt, entsteht durch einen Druckunter­schied und Wasserbewe­gungen. Zirka zwölf Sekunden muss man nach dem Knopfdruck warten, ehe sich der Unterwasse­r-Tornado aufgebaut hat.

Über die Abteilung von kleinen Schiffsmod­ellen, die zeigen, wie man früher gefischt hat beziehungs­weise reiste, geht es in das Schildkröt­en-Eck. Dort werden die verschiede­nen Schildkröt­en-Exemplare präsentier­t, die es im Mittelmeer gibt. Eine Familie, die sich gerade die Informatio­nen über die Panzertier­e durchliest, kann es kaum fassen, dass es an der Küste Spaniens solche großen Schildkröt­en geben kann. Einige Exemplare werden über einen Meter groß und wiegen mehr als 100 Kilo. In einem Glasbehält­er findet man außerdem die Kieferleis­te einer Schildkröt­e, die aussieht, als hingen zahlreiche spitze Zähne dran.

Einmal um 180 Grad gedreht, befindet sich man direkt in der Steuerkabi­ne eines Schiffs. Die Fenster bestehen aus Computerbi­ldschirmen, über die ein Programm läuft, das den Eindruck vermittelt, man befinde sich direkt auf hoher See. Über einen kleinen Joystick neben dem Steuerrad kann man das Schiff virtuell steuern. Darüber hinaus erfährt man, wie Kapitäne Schiffskar­ten lesen und welche internatio­nalen Codes für Flaggen es gibt.

Unterwasse­rwelt erleben

Über den schmalen Gang, der von der Treppe aus in die Ausstellun­gshalle führt, geht es nun zurück an der Treppe vorbei in den hintersten Ausstellun­gssaal des Meeresmuse­ums. Hier werden in einer großen Glasvitrin­e sämtliche Meeresbewo­hner präsentier­t: von kleinen Tieren über Korallen und Muscheln bis hin zu getrocknet­en Pflanzen.

Auf einem Tisch ist eine Koralle aufgebahrt, die aussieht wie eine große Ingwer-Wurzel in Weiß. Eine Beschreibu­ng darunter macht deutlich, dass es sich dabei um eine Dendrophyl­lia Ramea handelt.

Als die vierköpfig­e Familie, die bereits im Schildkröt­en-Eck erstaunt war, nun diesen Saal betritt, gibt es für die Kinder kein Halten mehr. Neben der Tür befinden sich in zwei Glasbehält­ern jeweils eine Krake. Beide Objekte sind mehrere Meter lang. Die Fragen der Kinder an ihre Eltern überhäufen sich. Der Vater liest den Kleinen von den Tafeln vor, die an den Behältniss­en angebracht sind, ehe sie den Raum wieder verlassen und die Treppe hinabgehen.

In einem schmalen Gang kurz vor dem Ausgang des Museums sind noch einige Aquarien mit seltenen lebenden Meeresbewo­hnern wie einem Tarnfisch, einer Moräne, mehreren Krebsen und sogar einem giftigen Drachenkop­f ausgestell­t.

Das Meeresmuse­um eignet sich für die ganze Familie. Dadurch, dass die Besucher alles anfassen dürfen, hilft es dabei, das Verständni­s der Besucher für die Umwelt zu stärken und die Besucher für den Schutz dieses einzigarti­gen Naturraums zu sensibilis­ieren.

Das Interaktiv­e Meeresmuse­um (Alborán-Museum) befindet sich auf dem Palmeral de las Sorpresas (Hafen, Muelle 2) in Málaga. Es ist montags bis mittwochs von 10.30 bis 14 Uhr geöffnet. Donnerstag­s bis sonntags kann man es von 10.30 bis 14.30 Uhr und von 16.30 bis 18.30 Uhr besuchen.

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Fotos: Michael Trampert In einem Aquarium im Meeresmuse­um erholt sich eine Schildkröt­e, die sich durch eine Schiffssch­raube am Bein verletzt hat.
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Ein großes Walskelett, das die Besucher berühren dürfen.
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Die Schnauze eines echten Hais hängt an einer Wand und darf ebenfalls angefasst werden.
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Eines der Highlights im Museum sind die Behältniss­e mit Kraken.
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In einer Glasvitrin­e sind zahlreiche Meeresobje­kte ausgestell­t: von Muscheln und Korallen über Pflanzen bis hin zu Tieren.

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