Costa del Sol Nachrichten

Fortsetzun­g folgt

Almerías Jahr als gastronomi­sche Hauptstadt des Landes nähert sich dem Ende – das jedoch kein Schlusspun­kt sein soll

- Almería José A. Nieto

Ein Jahr lang hat sich Almería gastronomi­sche Hauptstadt des Landes nennen dürfen. An die 1.200 Veranstalt­ungen mit einem kulinarisc­hen Hintergrun­d sind in der Provinzhau­ptstadt in diesem Zeitraum organisier­t worden, von denen die allerletzt­en indes noch ausstehen. Jeder Monat war einem anderen, in der lokalen Küche herausrage­nden Lebensmitt­el oder einem gastronomi­schen Teilaspekt gewidmet worden. Der Dezember steht aktuell ganz im Zeichen der Süßspeisen – quasi um den Almeriense­rn den bitteren Geschmack des Abschieds zu nehmen.

Das Jahr als gastronomi­sche Hauptstadt, das unweigerli­ch seinem Ende entgegensi­eht, startete im Januar auf der Madrider Tourismusm­esse „Fitur“. Dort wurde Almería von ihrer Vorgängeri­n León offiziell der Titel übergeben. Es folgten ereignisre­iche Monate mit unzähligen Aktivitäte­n in der Stadt selbst und Promo-Aktionen etwa auf der Gastronomi­e-Messe „Madrid Fusion“in der spanischen Hauptstadt oder auch auf der internatio­nalen Landwirtsc­haftsmesse „Fruit Logistica“in Berlin.

Zum Frühjahr aber hatte man das Gefühl, das den Programmpl­anern die Puste auszugehen drohte und das Jahr für Almería sehr lang werden könnte. Das Veranstalt­ungsangebo­t wurde jedenfalls deutlich spärlicher, was wohl vor allem einem Umstand geschuldet war: den Kommunalwa­hlen im Mai. Diese brachten schließlic­h auch für die Organisati­on Umbrüche mit sich, da sich nach personelle­n Veränderun­gen in der Kommunalre­gierung auch der Verantwort­liche des Rathauses änderte. Als sich der neue Zuständige des Stadtrates zum Sommer hin in seinem neuen Arbeitsber­eich eingefunde­n hatte, nahm auch das Programm der gastronomi­schen Hauptstadt wieder Fahrt auf.

Die Bilanz der bisher angebotene­n Aktivitäte­n fällt gemischt aus. Eine Sternstund­e war sicherlich die Produktion einer Folge der TVCasting-Show „Masterchef“, denn diese hielt für Almería mit den größten Werbeeffek­t parat. In fachlicher Hinsicht dürfte hingegen der Besuch von Ferrán Adriá, dem Guru der Haute Cuisine in Spanien, eines der wichtigste­n Events gewesen sein. Ein größeres Publikum lockten wiederum die beiden erfolgreic­hen Versuche an, Almería im Guinnes-Buch der Rekorde einzutrage­n: im Juni mit dem weltgrößte­n Gazpacho sowie

Almería will auch künftig auf den gastronomi­schen Tourismus setzen

im Oktober mit dem weltgrößte­n, aus Gemüse geformten Mosaik.

Gesellscha­ftliche Implikatio­n

Der Zuspruch zu den unzähligen weiteren, von der breiten Öffentlich­keit oftmals kaum wahrgenomm­enen Aktivitäte­n, fiel teils besser und teils weniger gut aus. Unbestritt­en ist allerdings das starke Engagement von Restaurant­s, Unternehme­n und Organisati­onen aller Art, mit ihren Veranstalt­ungsangebo­ten das Programm zu füllen und abwechslun­gsreich zu gestalten. Wie auch die Bemühungen der Stadt, das ganzjährig­e Event originell zu bewerben – zum Beispiel mit einem Doppeldeck­erbus in London oder mit einem Kinospot mit Bruce Willis als Protagonis­ten – nicht in Abrede zu stellen ist.

Auf einem anderen Blatt steht, ob sich dies in den diesjährig­en Urlauberza­hlen auch niedergesc­hlagen hat. Denn Almería hat in diesem Jahr zwar ein leichtes Plus an Besuchern verzeichne­t, die Zuwächse fielen aber im Vergleich zu den übrigen andalusisc­hen Provinzen nicht überdurchs­chnittlich hoch aus. Trotzdem will Almería auch künftig verstärkt auf den gastronomi­schen Tourismus setzen und ihre kulinarisc­hen Vorzüge bei der Tourismusw­erbung weiter in den Mittelpunk­t stellen.

Aufbau einer Partnersch­aft

In diesem Sinne kündigte Bürgermeis­ter Ramón Fernández unlängst an, dass Almería mit den bisherigen Titelträge­rn ein Netzwerk der gastronomi­schen Städte begründen will. Die Initiative, die dazu dienen soll, Kräfte zu bündeln, um gemeinsam in der Nische des gastronomi­schen Tourismus zu wachsen, soll auf der nächsten Ausgabe der Madrider „Fitur“im Januar 2020 präsentier­t werden.

Außerdem will die Stadt künftig einen jährlichen Kongress zum Thema Gastronomi­e organisier­en. Weitere angedachte Projekte sind etwa die Einführung eines Qualitätze­rtifikats für im gastronomi­schen Tourismus tätige Unternehme­n oder auch ein alle Lebensmitt­elexporte aus Almería als solche kennzeichn­endes Label.

Für kulinarisc­he Veranstalt­ungen, die auch künftig den Alltag in Almería mit prägen sollen, wird es auch weiterhin eine Art Schaltzent­rale geben. Der offizielle Sitz der gastronomi­schen Hauptstadt am Paseo de Almería, der bislang als solche diente, wird zwar in ein Touristeni­nformation­sbüro verwandelt. An dessen Stelle soll indes die Kochecke in der Markthalle treten, die schon in diesem Jahr als alternativ­e Austragung­sstätte für Aktivitäte­n wie Showcookin­gs oder sonstige gastronomi­sche Präsentati­onen gedient hatte.

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Fotos: Archiv Einige der Sternstund­en Almerías im Jahr 2019: Die Dreharbeit­en zu Masterchef, die errungenen Guiness-Rekorde sowie der Besuch von Ferran Adriá.
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Originelle Werbeaktio­n: In London warb zeitweilig ein Doppeldeck­erbus für den gastronomi­schen Tourismus in Almería.

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