Fortsetzung folgt
Almerías Jahr als gastronomische Hauptstadt des Landes nähert sich dem Ende – das jedoch kein Schlusspunkt sein soll
Ein Jahr lang hat sich Almería gastronomische Hauptstadt des Landes nennen dürfen. An die 1.200 Veranstaltungen mit einem kulinarischen Hintergrund sind in der Provinzhauptstadt in diesem Zeitraum organisiert worden, von denen die allerletzten indes noch ausstehen. Jeder Monat war einem anderen, in der lokalen Küche herausragenden Lebensmittel oder einem gastronomischen Teilaspekt gewidmet worden. Der Dezember steht aktuell ganz im Zeichen der Süßspeisen – quasi um den Almeriensern den bitteren Geschmack des Abschieds zu nehmen.
Das Jahr als gastronomische Hauptstadt, das unweigerlich seinem Ende entgegensieht, startete im Januar auf der Madrider Tourismusmesse „Fitur“. Dort wurde Almería von ihrer Vorgängerin León offiziell der Titel übergeben. Es folgten ereignisreiche Monate mit unzähligen Aktivitäten in der Stadt selbst und Promo-Aktionen etwa auf der Gastronomie-Messe „Madrid Fusion“in der spanischen Hauptstadt oder auch auf der internationalen Landwirtschaftsmesse „Fruit Logistica“in Berlin.
Zum Frühjahr aber hatte man das Gefühl, das den Programmplanern die Puste auszugehen drohte und das Jahr für Almería sehr lang werden könnte. Das Veranstaltungsangebot wurde jedenfalls deutlich spärlicher, was wohl vor allem einem Umstand geschuldet war: den Kommunalwahlen im Mai. Diese brachten schließlich auch für die Organisation Umbrüche mit sich, da sich nach personellen Veränderungen in der Kommunalregierung auch der Verantwortliche des Rathauses änderte. Als sich der neue Zuständige des Stadtrates zum Sommer hin in seinem neuen Arbeitsbereich eingefunden hatte, nahm auch das Programm der gastronomischen Hauptstadt wieder Fahrt auf.
Die Bilanz der bisher angebotenen Aktivitäten fällt gemischt aus. Eine Sternstunde war sicherlich die Produktion einer Folge der TVCasting-Show „Masterchef“, denn diese hielt für Almería mit den größten Werbeeffekt parat. In fachlicher Hinsicht dürfte hingegen der Besuch von Ferrán Adriá, dem Guru der Haute Cuisine in Spanien, eines der wichtigsten Events gewesen sein. Ein größeres Publikum lockten wiederum die beiden erfolgreichen Versuche an, Almería im Guinnes-Buch der Rekorde einzutragen: im Juni mit dem weltgrößten Gazpacho sowie
Almería will auch künftig auf den gastronomischen Tourismus setzen
im Oktober mit dem weltgrößten, aus Gemüse geformten Mosaik.
Gesellschaftliche Implikation
Der Zuspruch zu den unzähligen weiteren, von der breiten Öffentlichkeit oftmals kaum wahrgenommenen Aktivitäten, fiel teils besser und teils weniger gut aus. Unbestritten ist allerdings das starke Engagement von Restaurants, Unternehmen und Organisationen aller Art, mit ihren Veranstaltungsangeboten das Programm zu füllen und abwechslungsreich zu gestalten. Wie auch die Bemühungen der Stadt, das ganzjährige Event originell zu bewerben – zum Beispiel mit einem Doppeldeckerbus in London oder mit einem Kinospot mit Bruce Willis als Protagonisten – nicht in Abrede zu stellen ist.
Auf einem anderen Blatt steht, ob sich dies in den diesjährigen Urlauberzahlen auch niedergeschlagen hat. Denn Almería hat in diesem Jahr zwar ein leichtes Plus an Besuchern verzeichnet, die Zuwächse fielen aber im Vergleich zu den übrigen andalusischen Provinzen nicht überdurchschnittlich hoch aus. Trotzdem will Almería auch künftig verstärkt auf den gastronomischen Tourismus setzen und ihre kulinarischen Vorzüge bei der Tourismuswerbung weiter in den Mittelpunkt stellen.
Aufbau einer Partnerschaft
In diesem Sinne kündigte Bürgermeister Ramón Fernández unlängst an, dass Almería mit den bisherigen Titelträgern ein Netzwerk der gastronomischen Städte begründen will. Die Initiative, die dazu dienen soll, Kräfte zu bündeln, um gemeinsam in der Nische des gastronomischen Tourismus zu wachsen, soll auf der nächsten Ausgabe der Madrider „Fitur“im Januar 2020 präsentiert werden.
Außerdem will die Stadt künftig einen jährlichen Kongress zum Thema Gastronomie organisieren. Weitere angedachte Projekte sind etwa die Einführung eines Qualitätzertifikats für im gastronomischen Tourismus tätige Unternehmen oder auch ein alle Lebensmittelexporte aus Almería als solche kennzeichnendes Label.
Für kulinarische Veranstaltungen, die auch künftig den Alltag in Almería mit prägen sollen, wird es auch weiterhin eine Art Schaltzentrale geben. Der offizielle Sitz der gastronomischen Hauptstadt am Paseo de Almería, der bislang als solche diente, wird zwar in ein Touristeninformationsbüro verwandelt. An dessen Stelle soll indes die Kochecke in der Markthalle treten, die schon in diesem Jahr als alternative Austragungsstätte für Aktivitäten wie Showcookings oder sonstige gastronomische Präsentationen gedient hatte.