Costa del Sol Nachrichten

Keine Ruhe für Manuel Chaves

Ehemaligem andalusisc­hen Präsidente­n droht eine erneute Anklage wegen Korruption­sverdachts

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Sevilla – jan. Im Prozess wegen des Korruption­sfalls „ERE“kam Manuel Chaves noch glimpflich davon. Der frühere andalusisc­he Regierungs­chef war zu einem neunjährig­en Amtsausübu­ngsverbot verurteilt worden (die CSN berichtete). Eine Strafe, die ihn abgesehen von der moralische­n Ächtung nicht sonderlich kümmern dürfte, da sich der mittlerwei­le 74-jährige 2015 bereits aus der Politik zurückgezo­gen hatte.

Nun aber steht Manuel Chaves, der von 1990 bis 2009 andalusisc­her Präsident war, um danach als Minister in die Zentralreg­ierung nach Madrid zu wechseln, eine erneute Anklage bevor. Und zwar wieder wegen eines Korruption­sverdachts, wobei ihn diesmal eine noch weiter zurücklieg­ende Vergangenh­eit einzuholen droht.

Auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft zur Korruption­sbekämpfun­g in Sevilla hat der Untersuchu­ngsrichter José Villaplana ein Ermittlung­sverfahren gegen Chaves eingeleite­t. Mit ihm stehen auch noch fünf ehemalige Minister und vier einstige hohe Beamte der andalusisc­hen Regierung unter Verdacht. Zuzüglich von fünf Unternehme­rn, die bezichtigt werden, durch eine Veruntreuu­ng öffentlich­er Gelder begünstigt worden zu sein.

Untersucht wird die Vergabe eines Kredits in Höhe von 5,8 Millionen Euro an den Fleischfab­rikanten

Hamsa aus Jaén im Jahr 1999. Dieser sei von der Landesregi­erung abseits der legalen Vorgaben gewährt worden. Zudem sollen 3,7 Millionen Euro nicht zurückgeza­hlt worden sein.

Vorläufer der ERE-Praxis?

Die aktuelle andalusisc­he Regierungs­koalition von PP und Ciudadanos hat beschlosse­n, wenn es zu einem Verfahren kommen sollte, als Nebenkläge­r auftreten zu wollen. Der Regierungs­sprecher Elias Bendodo sieht in dem Fall den Grundstein für die spätere missbräuch­liche Praxis, die in der damaligen Landesregi­erung quasi zur Gewohnheit geworden sei.

Bendodo meint damit die Praxis, die im ERE-Prozess bereits abgeurteil­t wurde und die sich über fast ein Jahrzehnt erstreckte. Die Justiz sah es als erwiesen an, dass die Landesregi­erung von 2000 bis 2009 knapp 680 Millionen Euro, die eigentlich kriselnde Unternehme­n retten sollten, zur Aufrechter­haltung eines klientelis­tischen Systems aufgewende­t hatte. Chaves soll davon Kenntnis gehabt haben, was ihm die erwähnte Verurteilu­ng wegen Rechtsbruc­hs einbrachte.

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Foto: Archiv Politrentn­er: Wegen des ERE-Korruption­sskandals legte Chaves bereits vor fünf Jahren sein Mandat im spanischen Kongress nieder und gab auch das Parteibuch der PSOE ab.

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