Fließband in die Zukunft
Lonja de Santa Pola: Wie die Fischauktionshalle den Spagat zwischen Zweck und Form, Tradition und Neuzeit meistert
Könnte man auf Wasser Gebäude errichten, wäre der Architekt Procoro Del Real wohl einer der ersten, der es täte. Sehnsüchtig biegt sich sein bekanntestes Bauwerk im Raum Elche gen Meer und die Insel Tabarca: die metallene Aussichtsplattform oben am Leuchtturm auf dem Kap von Santa Pola. Der Mirador punktet nicht nur unter Verliebten, die ihre Schlösser an die Geländer ketten. Auch hat es seinem Architektenbüro Estudio Ras aus Elche in der Fischerstadt reichlich Renommee gebracht.
So war es kein Wunder, dass Del Real und sein bewährtes Team um Antoni Baile, María Jesús Baeza und P.R. López auch gefragt wurden, als sich Santa Pola endlich aufmachte, die Casa del Mar – das Haus des Meeres – zu reaktivieren. Der grünliche Würfel ragt zwischen dem Rathaus und dem Hafenrestaurant heraus, als stünde er auf Zehenspitzen, um über das Museumsboot Esteban González hinweg den Meereshorizont zu erhaschen.
Das tut die Casa del Mar jedoch immer noch mit verschlossenen Türen. Am Ende wurde nämlich – vorerst – nichts aus dem Auftrag. Der Grund: Estudio Ras erhielt eine größere Aufgabe. Eine, die noch etwas näher am Meer auszuführen war. „Die Fischereigenossenschaft (Cofradía de Pescadores de Santa Pola) hatte vergangenes Jahr beschlossen, das Fischauktionshaus (Lonja) zu modernisieren“, erzählt Del Real. „Da wir gerade
Der Internet-Verkauf macht mittlerweile ein Fünftel der Auktionen aus
hier waren, fragten sie uns um einige Ratschläge.“
Der Plan der Fischer: Die Lonja sollte ein zweites Laufband für die Kisten erhalten, von denen pro Auktionstag mehrere Tausend verkauft werden. Bei gestiegener Nachfrage nach den Meeresprodukten der Marke Peix de Santa Pola war das bisherige Band nicht mehr genug, um möglichst vielen Fischen, Krabben und Garnelen angemessene Gebote zu garantieren.
„Je länger sich der Verkauf verzögert, desto schneller fallen die Preise“, erklärt Del Real. „Da kann in kurzer Zeit ein Einbruch um bis zu 40 Prozent eintreten.“Schneller, praktischer, und zugleich jünger und moderner zu werden, schwebte der von einer Nachwuchskrise geplagten
Fischer-Cofradía vor. Für das junge Estudio Ras – weit mehr als Fachidioten für Architektur – ein gefundenes Fressen.
„Wir sagten ihnen: Dieser Teil muss weg, hier muss mehr Raum geschaffen werden, und so könnte das Design aussehen.“Schnell hatten Del Real und Crew den Auftrag im Netz. Austoben durften sie sich gehörig.
Für den Umbau stand der Genossenschaft fast eine Million Euro aus dem EU-Fonds für Fischerei zur Verfügung. Ende 2018 legten die Architekten los, um das Fischhaus so umzubauen, dass mehr Produkte aus dem Meer hinein- und hinauskommen.
Mit Del Real betreten wir zunächst das Herz des umgebauten Gebäudes: die Versteigerungshalle. Wir sind am Feiertag da, die Bänder stehen still. Wüssten wir nicht, was hier getrieben wird, könnte es sich aufgrund der Tribünen links und rechts der Bänder auch um eine Sporthalle handeln.
Heller und weiter wirkt der Raum im Vergleich zu früheren CSN-Besuchen. Auffällig ist auch gleich die in glänzenden
Meeresfarben gestaltete Kachelwand, statt des früheren blassen Gelb-Grau an den Wänden.
„Die beiden neuen Bänder sind jeweils 25 Meter lang und beginnen in der Lagerhalle in dem neu hinzugebauten Teil des Hauses“, erklärt Del Real. „Sie können 40 Kisten zugleich tragen, sodass nun statt der früheren 700 nun 1.100 pro Stunde einfahren.“Die neue Software erlaube es unter anderem, jedes
Die Arbeiten des Estudio Ras sind echte Hingucker der Costa Blanca. So wie der Mirador am Leuchtturm von Santa Pola. Neben der Metallstruktur am Abhang versahen Del Real und Co. die Landzunge mit Wanderwegen, Radrouten, Picknicktischen. In einer zweiten Phase planen sie die praktische Nutzung von Bürgerkriegsbunkern. Auch sehenswert: die „geflochtenen“Flussbrücken im Nordteil von Elche, das sogenannte „Valle Trenzado“. Eine Übersicht: www.estudioras.com