Radiografie der Bar

Kleine Lokale auf dem Land schließen – Restaurants machen auf

Madrid – sk. Die kleinen Bars kämpfen ums Überleben. Als 2013 Coca-Cola mit der Kampagne „Benditos Bares“die Werbetrommel für die speziellen Momente am Tresen rührte, war schon klar, dass ein Teil spanischer Gesellschaftskultur einen brutalen Existenzkampf führte. Seit 2010 schließen im Schnitt 2.400 Bars pro Jahr. Dorfkneipen, die Treffpunkte für Freunde, wo es sonst nichts gibt, diese Anlaufstellen für einen schnellen Kaffee vor der Arbeit, haben einen schweren Stand.

Der Gastro-Sektor ist einem Strukturwandel unterzogen. Die Dorfbevölkerung schwindet, die Bars schließen, dafür machen in den touristischen Ballungsgebieten reihenweise Restaurants auf. Generell geht es der spanischen Gastronomie

DAX 30

auch nicht schlecht. 2018 schloss sie das fünfte Jahr in Folge mit einem Plus ab, der Umsatz betrug über 123 Milliarden Euro, 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Sektor beschäftigt mehr oder weniger regelmäßig 1,7 Millionen Menschen. Allerdings wandelt er sich.

Der Verband Hosteleros de España führt 314.311 Gastrobetriebe, 279.400 gelten als Bars und Restaurants, knapp 35.000 sind dem Hotel,- Pension- und Campingsektor zuzurechnen. Insgesamt gibt es fast 4.700 Betriebe mehr als im Vorjahr. Die kleinen Bars um die Ecke haben in dem Segment einen schweren Stand, weil Leute sich heute über soziale Netzwerke kennenlernen und das Dorfleben an sich eintöniger und einsamer wird.

„Die soziale Bedeutung der Bars nimmt ab. Das ist ein Umstrukturierungsprozess, das hat nichts mit der Konjunktur zu tun. Kleine Bars in den Außenbezirken machen zu, größere Restaurants öffnen“, sagte Verbandschef Emilio Gallego. 2018 nahm das Barsterben etwas an Intensität ab, trotzdem machten laut dem Jahresbericht des spanischen Gastronomieverbands über 1.120 zu. Derzeit gibt es noch um die 183.300, vor zehn Jahren lag die Zahl bei über 200.000. Dafür ist die Zahl der Restaurants in fünf Jahren um 8.000 auf fast 80.000 angestiegen.

Umstrukturierungsprozess verläuft unabhängig von der Konjunktur

DOW JONES