„Let it snow! Let it snow! Let it snow!
Im Dezember haben die Weihnachtsmärkte, hierzulande heißen sie Mercadillos de Navidad, Hochkonjunktur. Viele Gemeinden stellen auf einem Platz Holzbüdchen auf, aus denen Glühwein- und Bratwurstduft quillt. Schneekanonen sorgen für Kunstschnee, unter Palmen fahren die Kinder emsig Schlittschuh und der Glühwein schmeckt auch im Muskelshirt. Skurril ist diese Atmosphäre schon, vor allem wenn man Minusgrade gewohnt ist, sich sonst im Winter mit Fäustlingen die Finger am Glühweinglas wärmt und mit rotgefrorener Nase in den Lebkuchen beißt.
Eine Freundin hatte die glorreiche Idee, mit einem Stand an einem Weihnachtsmarkt in einer „completely british“geprägten Urbanisation teilzunehmen. Umgeben von Minced Pies, Mango Chutney und Schneeschüttelkugeln bauten wir unseren Stand auf, natürlich mit deutschem Weihnachtsgebäck und selbstgemachten Pralinés. Ich bot an meinem Stand einige Gemälde an, die ich hübsch drapiert hatte. Ein Sänger mit prallem Bauch und Schneemannstrickpullover betrat die Bühne und trällerte Evergreens wie „Let it snow! Let it snow! Let it snow!“Mir wurde heiß. Im T-Shirt blickte ich über den Platz. Keiner der Besucher würdigte die Stände auch nur eines Blickes, vielmehr richteten sie ihre Blicke tief ins
Tags darauf heizten die Jersey Boys mit flotten Songs aus den 1950er und 1960er Jahren ein. Weihnachtlich war die Stimmung nicht, aber immerhin lockte die fetzige Musik mehr Leute an, die Süßigkeiten und Weihnachtsplätzchen an unserem Stand kauften. Unsere britischen Standnachbarinnen trugen FilzWeihnachtsbäume
• punto aparte
und Sternchen-Haarreifen auf dem Kopf. Das war wohl ein guter Verkaufstrick. Einige Spanier verirrten sich auf den Platz, die vergeblich nach Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und Turrón suchten. Und auch einige Deutsche wagten sich auf den Weihnachtsmarkt, kauften schnell ein Tütchen Weihnachtsgebäck und verschwanden schnell wieder in der dunklen
Nacht.