Turrón und Mandelseufzer
Jede Menge Schmalz: Highlights der spanischen Weihnachtsbäckerei
mar. An Klostertüren findet man besonders häufig vor Ostern und Weihnachten kleine Zettel angeschlagen, die auf den Verkauf von Gebäck hinweisen. Es ist Brauch, dass spanische Nonnen mit Selbstgebackenem milde Gaben einsammeln, die sie an Bedürftige weitergeben oder manchmal auch zur Bezahlung ihrer eigenen Stromrechnung benutzen müssen. Da bleibt beim Vernaschen der Weinröllchen (rollitos de vino) oder Mandelseufzer (suspiros de almendra), wie die Gebäcke nach uralten Rezepten zum Beispiel heißen, schon mal ein schäbiger Nachgeschmack, denkt man an die steuerfreien Reichtümer der Kirche.
1.001 Sorte „Turrón“
Doch natürlich ist in Spanien der Turrón das Weihnachtsgebäck schlechthin. Meterlange Regale in den Supermärkten haben diese uralte Süßigkeit allerdings zu einer Industrie getrimmt, bei der fast alles, was die Form eines dicken Barrens hat, als Turrón verkauft wird und sei es nur ein banales Stück Schokoalde mit Smarties darin. In Jijona und Alicante sind seine eigentlichen Zentren – Fabriken und Manufakturen hüten uralte Rezepte, die auf die maurischen Traditionen zurückgehen und dem „türkischen Honig“ähneln.
Eigentlich sollte der Mix aus Honig und Zuckerwasser, etwas parfümiert mit Orangenblüte nur mit ganzen Mandeln als harter Turrón (duro) oder mit den geriebenen Mandeln und viel Eilgelb als blando, also weicher Turrón existieren. Doch nicht nur Kokos und Vanille, Trockenfrüchte aller Art werden mittlerweile als Turrón verkauft, sondern es gibt sogar schon welche mit „Pommes frites“-Geschmack. Es empfiehlt sich daher, den Turrón in kleinen Läden zu kaufen, in der Alicantiner Alstadt oder in Jijona, wo es sogar ein Turrón-Museum gibt.
Universalgebäck Buñuelos
Auch die Buñuelos tauchen zu verschiedenen Jahreszeiten auf. Sie sind zum Beispiel ein Klassiker zum „Männertag“an San José, dem 19. März, doch waren sie eigentlich mal ein Weihnachtsgebäck. Eine Variante mit Nüssen, Rosinen und Zimt macht sie besonders weihnachtlich.
Zutaten: Für den Spritzteig nehmen Sie: 350 Gramm Weizenmehl (harina de trigo), 1 Liter Sonnenblumenöl (aceite de girasol), frische Hefe (levadura fresca), 2 Gläser lauwarmes Wasser (agua templada), Zucker (azúcar) und
Mantecados – Kleine Küchlein mit gefühlt 1.000 kcal pro Quadratzentimeter
Puderzucker, 1 Messerspitze Salz, etwas agua de azahar, Orangenblütendestillat, grob gehackte Walnüsse, Rosinen.
Zubereitung: Die Hefe ins Wasser einrühren, mit dem Mehl, 2 bis 3 Esslöffeln Zucker und dem Salz sowie der Flüssigkeit einen gleichförmigen, klumpenfreien, mittelflüssigen Teig anrühren. Rund eine halbe Stunde ruhen lassen. Öl in einem Topf erhitzen. Bei rund 170 Grad (Bläschentest mit Holzstäbchen) Löffel für Löffel die Masse ins Öl gleiten lassen oder aus einer Tüte in Ringe spritzen. Zwischendurch wenden, wenn gleichmäßig golden, mit der Schaumkelle herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Dann mit Puderzucker, dem man etwas Zimt beigemischt hat bestreuen, oder auch mit Honig beträufeln.
Das Tolle an Buñuelos ist, dass sie auch jenen gefallen können, die nicht so auf Süßes stehen, mit Käse oder Kabeljau vermengt, natürlich den Zucker weggelassen, dafür nimmt man etwas mehr Salz, Pfeffer und einen Hauch Kurkuma, hat man schnell ein paar wunderbare Tapas zum Wein parat.
Unverstandener Polvorón
Was zu Weihnachten in keinem spanischen Haushalt fehlt, ist Nordeuropäern bis heute ein Mysterium: Polvorones. Staubig und süß, zerfallen sie zunächst im Mund, um sich dann wieder zu Zement zu konvertieren. Auch mit der Zutat Schweineschmalz können viele nichts anfangen.
Dabei ist die manteca nicht nur für Polvorones nötig, sondern für eine ganze Gattung an gehaltvollen, weihnachtlichen Naschwaren, den Mantecados. Kleine Küchlein mit gefühlt 1.000 kcal pro Quadratzentimeter, die mit Mandeln, Schokolade oder Zitrone den Schweineschmalzgeschmack überdecken.
Die berühmtesten kommen aus Portillo und Tordesillas (Valladolid) sowie aus Rute (Toledo) und sind ein geschütztes Warenzeichen. Varianten davon sind die Hojaldrinas aus dem andalusischen Jaén, die zwar ähnliche Zutaten haben, aber auch noch Blätterteig benutzen.
Regionale Varianten
In Murcia und Granada ist der Alfajor beliebt, eine Abwandlung des Turrón aus Mandeln, Nüssen und Honig, die man handgerecht zwischen zwei Obladen packt. Roscos de vino wiederum sind ein Hartgebäck mit Süßwein, also Moscatel oder einem Sherry zubereitet und mit Zuckerguss umhüllt. Nicht zu verwechseln mit dem Roscón de Reyes, der als Mitbringsel, Brunch-Kuchen und Hauptzutat an den Heiligen Drei Königen serviert werden. Dieser ist nämlich ein recht fluffiger „Kuchen-Ring“und schon wieder ein Thema für sich.