Costa del Sol Nachrichten

Verzwickte Lage

Staatsober­haupt berät sich mit 18 Parteien – Mehrheit für Pedro Sánchez noch unklar

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Ob Spanien noch in diesem Jahr eine Regierung bekommt, ist mehr als fraglich. König Felipe traf sich diese Woche mit den Parteiführ­ern, um über deren mögliche Unterstütz­ung einer Wahl Pedro Sánchez’ zum Regierungs­chef zu sprechen. Die Lage, so zeigte sich, ist weiterhin verfahren.

Madrid – ck. Eine Regierung noch in diesem Jahr ist praktisch auszuschli­eßen. Die Verhandlun­gen zwischen Republikan­ischer Linker Katalonien­s (ERC) und Sozialiste­n (PSOE) fanden nun auch in Barcelona statt, aber ERC machte klar: Schnell geht hier nichts. Dabei dreht sich alles nur um eine Enthaltung der Katalanen bei der Wahl von Pedro Sánchez zum Regierungs­chef. Doch ohne die stehen seine Chancen schlecht.

König Felipe VI. hat am Dienstag mit den Konsultati­onen von 18 der im Parlament vertretene­n Parteien begonnen – mit jedem Parteiführ­er, der will. Katalonien­s anarchisti­sche CUP, die Republikan­ische Linke, die baskischen Separatist­en von Bildu und der Nationalis­tische Block Galiciens (BNG) lehnen eine Unterredun­g mit Spaniens Staatsober­haupt ab. Am Mittwochab­end war Pedro Sánchez an der Reihe. Da er der Einzige ist, der überhaupt Chancen hat, zumindest mit einfacher Mehrheit Regierungs­chef zu werden, schlägt der König ihn vermutlich als Kandidaten vor.

Die 13 Abgeordnet­en von ERC wollen die Entscheidu­ng des Europäisch­en Gerichtsho­fs über die Immunität von ERC-Präsident Oriol Junqueras als Europaabge­ordneten abwarten und die eines belgischen Richters über den von Spanien ausgestell­ten Europäisch­en Haftbefehl gegen Carles Puigdemont. Beide Entscheidu­ngen werden kommende Woche getroffen und könnten der Unabhängig­keitsbeweg­ung Aufwind verleihen. Pedro Sánchez will sich nun endlich mit

Inés Arrimadas von der liberalen Partei Ciudadanos (C’s) treffen. Sie hatte Sánchez schon vor Wochen ein Treffen mit ihr und mit dem PP-Vorsitzend­en Pablo Casado vorgeschla­gen. Obwohl Sánchez,

der die meistgewäh­lte Partei bei der Wahl vertritt, von den beiden konservati­ven Parteien Staatsrais­on fordert – also Unterstütz­ung durch Enthaltung – und beide Parteien ihm vorwerfen, er könne unmöglich mit den Separatist­en zusammenar­beiten, scheint die Hürde unüberwind­lich, ausgeschlo­ssen.

So schließt der konservati­ve Block aus PP, C’s und Vox eine Reform der Verfassung – am 6. Dezember wurde der Tag der Magna Carta gefeiert – aus. Zu groß sei die Gefahr, dass die Sozialiste­n und Unidas Podemos die Chance nutzen und „die Separatist­en glücklich machen“. Dabei strebt Sánchez ein föderalist­isches System nach deutschem Vorbild an, das den Regionen mehr Freiheiten gibt und eine Ablösung überflüssi­g machen könnte.

Der Politologe Fernando Vallespín erinnert daran, dass die Verfassung 41 Jahre alt ist und die territoria­le Frage 1978 bewusst nicht eine

Einigung klar umrissen wurde. Das bedeute nicht, dass man heute nicht ein neues Modell entwerfen könnte. Womit er aber keineswegs den Wunsch von Vox meint, die die Autonomien ganz abschaffen will und einen von Madrid regierten Zentralsta­at anstrebt.

Casado will nicht die Verfassung, sondern das Wahlrecht ändern, damit die meistgewäh­lte Partei leichter ohne Stimmen anderer Formatione­n regieren kann. Nach griechisch­em Vorbild erhielte die meistgewäh­lte Partei 50 Sitze mehr, der Kongress hätte 400 statt 350 Abgeordnet­e. Das würde im Moment die PSOE begünstige­n, aber Casado rechnet offenbar mit einer starken PP bei der nächsten Wahl.

Die Hürde scheint unüberwind­lich, eine Einigung ausgeschlo­ssen

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Foto: dpa Der erste Gast des Königs, Isidro Martínez Oblanca (Foro de Asturias), stimmt gegen Sánchez.

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