Kleine Sprünge: Bleibende Enttäuschung auf UN-Klimakonferenz in Madrid
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz in Madrid vertreibt Enttäuschung nicht
Madrid – ck. Der politisch engagierte Schauspieler Javier Bardem und der Sänger Alejandro Sanz legten sich in der zweiten Woche der Klimakonferenz in Madrid ins Zeug: „Wir brauchen verpflichtende Vereinbarungen“und „es ist Zeit zu handeln“, sagten sie dem Motto des Gipfels entsprechend. Dem schloss sich auch Hollywood-Star Harrison Ford am Dienstag an.
Die Konferenz soll helfen, das Pariser Abkommen umzusetzen – etwa Artikel 6 über den Handel mit CO2-Emmissionen zu regeln – und die Länder dazu verpflichten, die Anstrengungen über die Pariser Ziele hinaus zu verstärken.
Hoffnung auf Engagement
Viele Beteiligte hofften fünf vor zwölf auf mehr Engagement. Papst Franziskus bedauerte in einer Botschaft, dass das „Bewusstsein für die Dringlichkeit des Problems immer noch ziemlich schwach ausgeprägt“sei. Länder mit den höchsten CO2-Emissionen wie China, die USA, Japan, Kanada oder Russland schickten keine ranghohen Vertreter nach Madrid, andere nahmen nicht teil, weil sie sich die Umbuchung von Santiago de Chile nach Madrid nicht leisten konnten.
Spaniens Ministerin für Ökologischen Übergang, Teresa Ribera, versuchte die Teilnehmer dennoch einzuschwören: „Wir stehen zur Klimaschutz-Agenda, wir stehen zur internationalen Zusammenarbeit“, sagte sie am Dienstag.
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg war am Freitag in Madrid eingetroffen, hielt sich bei den Veranstaltungen aber eher im Hintergrund. Erst am Mittwoch wollte die 16-Jährige eine Rede
Klimagerechtigkeit fordern Demonstranten in Madrid.
halten. Große Hoffnungen macht sie sich in einem Interview in der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“nicht: „Die Politiker werden vermutlich sehr stolz sein, wenn es vorbei ist. Sie werden sagen,
dass sie Meisterwerke vollbracht hätten. Dann wird das zu nichts führen.“
Bei den Gesprächsrunden mit Wissenschaftlern, die Thunberg eingeladen hatte, fanden sich bezeichnenderweise kaum Politiker. Erschreckende Fakten legte die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Samstag vor: Der Sauerstoffgehalt aller Ozeane sinkt. Das bedeutet für 700 Meeresregionen weltweit ein Abnehmen der Fischbestände. Ausgelöst wird der Sauerstoffverlust durch Erderwärmung und Verschmutzung der Gewässer durch Fischfarmen und Landwirtschaft. Wie das in der Realität aussieht, lässt sich aktuell am Mar Menor beobachten.
„Green Deal“der EU
Maßstäbe für die EU setzte die Präsidentin der Kommission, Ursula von der Leyen. Sie kündigte einen „Green Deal“an, mit dem die EU bis 2050 nicht mehr Treibhausgase produziert als sie binden kann, also klimaneutral werden soll. Sie versprach, dass Emissionen gesenkt, Jobs geschaffen und die Lebensqualität erhöht werden sollen. Die Wirtschaft überraschte mit einem internationalen Bündnis von über 600 institutionellen Anlegern und einem Kapital von rund 37 Billionen Dollar. Damit sollen der Ausstieg aus der Kohle und Klimaschutzmaßnahmen finanziert werden.
Gesunden Menschenverstand führte der Alterspräsident des spanischen Parlaments, Agustín Zamarrón, in der Tageszeitung „El País“an. Auf die Frage nach seinem persönlichen Beitrag gegen das Fortschreiten des Klimawandels sagte er: „Ich benutze keine Klimaanlage. Es ist ja wohl verkehrt, im Sommer Temperaturen haben zu wollen, die unter denen im Winter liegen. Also besser weniger heizen und weniger Air Condition nutzen.“