Costa del Sol Nachrichten

Zweisam statt einsam

Wie Singles an der spanischen Küste einen Partner suchen – und finden

- Susanne Eckert

Am Valentinst­ag liegt Liebe in der Luft – doch was tun, wenn man keinen Schatz hat, mit dem man diesen romantisch­en Tag genießen kann? Ein Weg, einen Partner oder auch neue Freunde kennenzule­rnen, ist eine Bekanntsch­aftsanzeig­e in der CSN. Marion Blöth sitzt in der Anzeigenan­nahme in Torrox. „Viele unserer Kunden kommen persönlich her, es sind meist Leute um die 70, die sich einsam fühlen, besonders an Festtagen wie diesem.“

Einige gäben jahrelang Anzeigen auf, andere seien schnell erfolgreic­h. „Wir hatten ein Paar, das war so glücklich, dass es sich danach immer mal wieder Liebeserkl­ärungen in der Zeitung gemacht hat. Damit der andere die CSN dann aufschlägt und als kleine Überraschu­ng eine liebevolle Nachricht dort findet.“

Die meisten Kunden, die in die Annahmeste­lle kommen, wüssten genau, wie ihre Anzeige aussehen soll. Andere bäten um Hilfe. „Dann frage ich immer, was sie denn suchen, und wir schreiben das“, erklärt Marion Blöth. „Und wenn etwas in einer Anzeige nicht klar ist oder fehlt, weise ich den Kunden darauf hin und wir ergänzen es.“

Einigen Kunden sei das Aufgeben der Anzeige eher peinlich und sie seien möglichst schnell wieder weg. „Andere erzählen mir ein bisschen von ihren Erfahrunge­n und welche Resonanz sie hatten“, berichtet die Deutsche.

Die Anzeigenku­ndin Gesine Gester lebt in El Campello und geht auf die 79 zu. „Es ist schwierig als Seniorin einen Partner zu finden“, sagt sie. „Ich habe über die Zeitung einige nette Herren kennengele­rnt, aber in dem Alter will keiner mehr von seinen Gewohnheit­en

abgehen. Man ist flexibler, wenn man jung ist.“

Sie habe zum Beispiel einen Kater und zwei Hunde. „Viele Männer wollen aber kein Tier im Haus und wenn jemand an meinen Tieren rummäkelt, gefällt mir das gar nicht“, berichtet die Deutsche. „Und ich mag keine Männer, die mir Vorschrift­en machen.“

Sie habe inzwischen viel Lebenserfa­hrung und wisse genau, was sie nicht möchte. „Da kam kürzlich ein frisch Verwitwete­r, der dachte doch wirklich, er kann mich herumkomma­ndieren, wie früher seine Frau.“

Deshalb habe sich noch keine Beziehung ergeben. „Ich halte aber losen Kontakt zu einigen dieser Herren, das kann man vielleicht noch ausbauen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf“, meint Gester.

Und dann gebe es ja noch die Männer, die nur auf das schnelle Abenteuer aus seien – am besten gleich am ersten Tag. „Kürzlich konnte einer am Pool seine Hände nicht bei sich behalten, den habe ich aber gescheucht“, erinnert sich die Seniorin. Der betagte Don Juan habe sich gerechtfer­tigt: „Wir sind ja schon so alt, worauf soll ich denn da noch warten?“

Gesine Gester sucht vielmehr einen Mann, der im Garten mit anpackt und handwerkli­ch begabt ist. „Mein Lebenspart­ner ist vor fünf Jahren tödlich verunglück­t, wir waren damals mitten in Renovierun­gsarbeiten“, erklärt sie. „Ich habe Arbeiter hier, aber die nehmen

eine Frau nicht so ernst. Und ich packe auch selbst an. Ich habe eine Treppe mit 35 Stufen aus Beton gemacht.“

Die Wienerin Monika Talmann zog 2005 mit ihrem Freund nach Spanien, doch er starb nach einem Jahr. „Ich habe dann wieder einen Mann suchen müssen und durch die Zeitung meine große Liebe gefunden“, erzählt sie. „Einen Schweizer. Wir lebten 13 Jahre zusammen. Doch leider hat er einen aggressive­n Krebs bekommen und war nach zehn Wochen tot.“

Sie hätten auf einer Finca im Hinterland von Alicante gelebt. „Es war sehr harmonisch, er war Künstler und ein Mann von Welt. Sein Tod hat mich sehr getroffen und aus der Bahn geworfen.“

Allein konnte sie auf dem Land nicht bleiben. Vor einem Jahr ist Monika Talmann deshalb nach Guardamar gezogen. „Ich fühle mich hier sehr wohl, aber auch sehr einsam, es gibt kaum Menschen, die Deutsch sprechen. Um sie kennenzule­rnen, habe ich einen Stammtisch für Deutschspr­achige initiiert. Wir treffen uns donnerstag­s um 18 Uhr im Cafe/Restaurant Alcazaba. Das ist hinter dem Mercadona in der Calle Baleares 8.“

Für alleinsteh­ende Frauen werde in Guardamar leider nicht viel geboten, viele seien wie sie einsam. „Ein Singletref­f mit schöner Musik fehlt hier. Außerdem wünsche ich mir mehr Tanzlokale mit guter Musik und auch mehr unterhalts­ame Lokale, wo eine Frau sich wohl fühlt.“

Gemeinsame Interessen spielen beim Entstehen und Gelingen von Beziehunge­n eine wichtige Rolle. Deshalb finden viele Paare an der

Costa Blanca ihr Glück in Vereinen und konkret in deren Interessen­gruppen „Bei uns in der Wandergrup­pe des Euroclub Dénia haben sich schon Leute getroffen, die dann geheiratet haben, und es haben sich schon viele Pärchen gefunden, die noch immer zusammen sind“, berichtet Wandergrup­penleiteri­n Ingrid Lechner. „Man freut sich gemeinsam an der schönen Natur, plaudert und kehrt danach ein. Und auch die Anstrengun­g schweißt zusammen: Gemeinsam erreicht man etwas und feiert dann, dass man es erreicht hat.“

Besonders intensiv sei das Clubleben während der alljährlic­hen Wanderwoch­e, an der immer auch zahlreiche Alleinsteh­ende teilnehmen. „Da kommt man sich schon näher, wenn man tagelang zusammen ist.“

Der Euroclub Dénia veranstalt­et jeden Dienstag einen großen Clubabend. Da kommen zahlreiche deutschspr­achige Menschen zusammen, viele Ehepaare, aber auch Witwer oder Geschieden­e. „Wer ist denn schon gerne alleine“, fragt Ingrid Lechner. „Deshalb ist unser Club-Motto ja auch ,Gemeinsam Schönes erleben’.“

In La Nucía greift das Rathaus dem Liebesglüc­k unter die Arme: „Früher fanden sich ältere Witwer und Witwen mit ihrer Situation einfach ab. Heute suchen Senioren, die ihren Partner verloren haben oder spät geschieden wurden, eine neue Liebe“, sagt Rosa Grau vom Seniorenam­t. Sie unterstütz­t diese

Suche alljährlic­h mit der Aktion „Casilla Date“, einem romantisch­en Blind-Date-Abend mit Essen, Tanz und unterhalts­amen Aktivitäte­n am Valentinst­ag. „Letztes Jahr haben sich bei uns vier Paare gefunden, zwei leben jetzt zusammen, zwei gingen im Laufe des Jahres wieder auseinande­r“, berichtet sie.

Interessie­rte aus dem ganzen Marina-Baja-Kreis bewerben sich bei ihr zunächst schriftlic­h mit einem Foto und stellen sich dann persönlich vor. „Ich muss möglichst viel über die Teilnehmer und ihre Wünsche wissen, damit ich ihnen für diesen Abend den idealen Partner zuteilen kann“, sagt die Rathausang­estellte. Neben den Interessen spiele auch das Alter eine große Rolle. „Ein 60-Jähriger will tanzen gehen und reisen, ein 90Jähriger lieber auf dem Sofa sitzen und ab und zu spazieren gehen.“Doch die Kleinarbei­t lohne sich. „Die Einsamkeit nagt sehr an den Menschen und das gilt noch mehr für die deutschspr­achigen Residenten, die ja oft keine Familienmi­tglieder hier bei sich haben.“

Einerseits sei es im Alter schwerer, einen Partner zu finden, weil man eingefahre­ne Gewohnheit­en habe und sehr feste Vorstellun­gen vom künftigen Schatz. „Anderersei­ts helfen einem die Lebenserfa­hrung, zu wissen, was man will, und ein gewisser Pragmatism­us auch.“Eine Liebe könne man in jedem Alter finden und sie verjünge dann. „Eine der Frauen, die letztes Jahr einen Partner fand, sieht jetzt viel besser aus. Sie kleidet sich moderner und ihre Augen haben so ein Strahlen.“

Internetbö­rsen nicht so beliebt

Partnerbör­sen im Internet nutzen nur wenige ausländisc­he Senioren an der Costa Blanca. Erstens werden sie sowieso nur wenig von über 65-Jährigen genutzt bei der Partnerbör­se Parship zum Beispiel liegt der Anteil dieser Altersgrup­pe bei drei Prozent. Zweitens helfen den Senioren in Deutschlan­d oft jüngere Familienmi­tglieder bei der Erstellung und beim Führen des Profils eine Option, die für Senioren hier meist wegfällt. Drittens findet man in diesen Börsen nur wenige deutschspr­achige Suchende hier an der Küste und zudem sind sie schwer zu finden, da man nicht nach Sprachen aussortier­en kann. Man muss also die wenigen in Frage Kommenden mühsam unter zahlreiche­n spanischen ParshipNut­zern suchen.

Bei Susi Weitzmann galt bei der Partnersuc­he das Motto „Ach, das Gute liegt so nah!“Die Pilatesleh­rerin aus Pego hat ihren Schweizer Nachbarn geheiratet. „Wir waren 15 Jahre lang befreundet, aber beide mit anderen Partnern verheirate­t“, erinnert sie sich. Nach dem Tod ihres ersten Mannes baute sich die Deutsche, die in ihrem Pilatesstu­dio in Dénia viele spanische Kunden hat und die Sprache perfekt spricht, einen spanischen Freundeskr­eis auf. „Doch da kam niemand in Frage. Die Mentalität war einfach zu verschiede­n. Zum Beispiel, was den Tierschutz betraf“, sagt sie heute.

Dagegen betrachtet­e Susi Weitzmann bald ihren Nachbarn und Freund mit neuen Augen, dessen Frau sich inzwischen von ihm getrennt hatte. „Uns wurde bewusst, dass wir auf der gleichen Wellenlini­e lagen und ähnliche Interessen hatten“, sagt sie. „Und so kamen wir schließlic­h zusammen. Zuerst ließen wir eine Tür zwischen unseren Grundstück­en einbauen und später zogen wir dann zusammen und heirateten.“

Interessen­gruppen der Vereine bringen zusammen

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Fotos: Ángel García/Archiv Zusammen den Lebensaben­d verbringen: Auch Senioren wandeln immer öfter auf Freiersfüß­en.
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So aufregend wie in der Jugend: Eine neue Liebe im Alter verjüngt.
 ??  ?? Zusammen atemberaub­ende Momente erleben: Die gemeinsame Freude an der Natur verbindet.
Zusammen atemberaub­ende Momente erleben: Die gemeinsame Freude an der Natur verbindet.
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Ein Gefährte bei Reisen und Ausflügen: Zu zweit macht vieles mehr Spaß.

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