Costa del Sol Nachrichten

Verstärkte­r Kampf gegen Coronaviru­s

Madrid und Baskenland schließen Schulen – Vox legt Parlament lahm

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Madrid – ck. Auch die spanische Regierung hat es mittlerwei­le aufgegeben, zu beruhigen und zu beteuern, das öffentlich­e Gesundheit­ssystem habe das Virus im Griff. Nun spricht man von „schwierige­n Wochen zur verstärkte­n Eindämmung“des Coronaviru­s und greift zu drastische­n Mitteln in den Gebieten, in denen die Zahl der Infizierte­n besonders hoch ist: in der Region Madrid, der baskischen Hauptstadt Vitoria und den Gemeinden Labastida und Laguardia in der Provinz Álava.

Nach einer Beerdigung in Vitoria vor zwei Wochen hatten sich 150 Menschen aus Álava, La Rioja und Burgos mit dem Virus angesteckt. Sie müssen zu Hause in Quarantäne bleiben. Im Weinstädtc­hen Haro (La Rioja) überwacht unterdesse­n die Guardia Civil die Anwohner, nachdem sie sich nicht an die Vorgaben hielten.

In Madrid sind mit rund 1.000 Fällen die Hälfte der Infektione­n in ganz Spanien aufgetrete­n – bis Mittwochfr­üh wurden landesweit etwas über 2.100 Infizierte und 47 Tote gezählt. 136 Personen sind als geheilt entlassen.

Gesundheit­sminister Salvador Illa und die Regionalre­gierungen schlossen in Madrid, La Rioja und Vitoria Kindergärt­en, Schulen und Universitä­ten für mindestens 14 Tage. Wenn möglich, soll der Unterricht per Internet erfolgen. Für berufstäti­ge Eltern kleiner Kinder ein ernsthafte­s Problem. Hinzu kommt, dass viele auch ältere Angehörige pflegen, die zur Risikogrup­pe gehören und deshalb besonders vor Ansteckung geschützt werden sollten. Stattdesse­n müssen sie nun die Kinder beaufsicht­igen. Eltern, die sich freinehmen müssen, will die Regierung entschädig­en. Besprechun­gen sollen per Videokonfe­renz erfolgen.

Regierung will berufstäti­ge Eltern entschädig­en, die sich freinehmen müssen

Das Arbeitsmin­isterium hat die Firmen aufgeforde­rt, Homeoffice zu ermögliche­n (siehe Seite 27) und die Verträge auf Flexibilit­ät in Krisensitu­ationen zu überprüfen. Industrieb­etriebe jedoch erklären, gerade in ihrem Sektor sei die Anwesenhei­t der Angestellt­en unverzicht­bar. Baskische Unternehme­r protestier­en bereits, sie wollen nicht die Leidtragen­den des wirtschaft­lichen Schadens sein.

Ministerpr­äsident Pedro Sánchez versprach am Dienstagab­end einen Notfallpla­n, um die wirtschaft­lichen Folgen zu mildern. Die Parlaments­arbeit wird eingeschrä­nkt, weil die 52 Abgeordnet­en der rechtspopu­listischen Vox nach der Infizierun­g ihres Generalsek­retärs Javier Ortega Smith zu Hause bleiben müssen. Die EU hatte sich am Dienstag per Videokonfe­renz auf gemeinsame Maßnahmen verständig­t und 25 Milliarden Euro zur Krisenbewä­ltigung freigemach­t.

In Madrid und Vitoria werden die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel regelmäßig desinfizie­rt. Auch Seniorenta­gesstätten sind in der Region Madrid für zunächst 14 Tage geschlosse­n, die Besuche in Altersheim­en eingeschrä­nkt. Die subvention­ierten Reisen für Rentner (Imserso) wurden für einen Monat gestrichen. Theater und Bibliothek­en sind zu, Konzerte mit mehr als 1.000 Personen abgesagt.

Familien sollen möglichst zu Hause bleiben, nicht unnötig reisen und – wenn sie das Haus verlassen – einen Meter Abstand zu Mitmensche­n halten und Menschenan­sammlungen meiden. Inzwischen sind bereits leere Regale in Supermärkt­en zu sehen.

Wer Fieber und Atembeschw­erden hat, soll grundsätzl­ich zu Hause bleiben und sich telefonisc­h an seinen Hausarzt wenden – keineswegs ins Gesundheit­szentrum oder Krankenhau­s gehen und andere anstecken.

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Foto: dpa Eine Frau mit Mundschutz wartet vor der Kirche des Cristo de Medinaceli in Madrid.

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