Elf Poeten sollt ihr sein
Wie weit darf im Schulunterricht das didaktische Reduzieren von Themen gehen? Das fragte sich ganz Spanien, nachdem auf Twitter das Foto einer Seite aus einem valencianischen Schulbuch gepostet wurde. Zu sehen waren die Namen der wichtigsten elf Poeten der „Generation 27“– auf einem grünen Feld, als Fußballmannschaft dargestellt!
Auf diese Weise sollen sich Oberstufenschüler Autoren wie Bergamín, Aleixandre, Alberti und García Lorca fürs Abitur merken. „Ein genialer Einfall!“, jubeln die einen. Von „völlig ohne Respekt“bis zu „absolut bescheuert“, dominieren jedoch die kritischen Tweets auf die literarische Fußballnationalmannschaft von 1927.
Am kürzesten fallen die Kommentare aus, die an der Taktik etwas zu bemängeln haben. „Madre mía, García Lorca als Neuner?! Welch schlechte Aufstellung“, empört sich ein Tweet. Einen Alberti solle man statt als linken Stürmer im zentralen Mittelfeld einsetzen, sagt ein anderer.
Auch Dámaso Alonso im Tor sei nicht der allersicherste Rückhalt. Doch andere gehen ins Detail, und schauen lieber auf die, die von den Herausgebern des Buches auf die Ersatzbank gesetzt wurden. „Auf die linke Flanke gehört María Zambrano“, fordert wieder ein Experte.
Doch Frauen fehlen in der offenbar besonders für Jungs verfassten Aufstellung gänzlich. „¿Wo sind Concha Méndez, Rosa Chacel, María Teresa León, María Zambrano?“, ärgert sich eine Twitter-Nutzerin. Als wären sie nie dagewesen, ist keine Poetin der 27-er Generation vertreten. Und, für unsere Costa Blanca besonders interessant, auch nicht der Dichter aus Orihuela, Miguel Hernández.
Aber der „Universaldichter“(siehe Seite 21) gehört eh nirgendwo richtig hin. Manche sehen ihn im 27er Team, andere in der Generation 36. Im Krieg bekam er letztendlich von allen, auch von seinen Mitspielern, die rote Karte gezeigt.
Der Choreograph und Tänzer Bolewa Sabourin und der Wirtschaftswissenschaftler William Njaboum schreiben in „El País“anlässlich des Weltfrauentags:
Von Anne Zinga über Rosa Parks bis zur Bewegung Me Too haben Frauen nicht aufgehört, sich für eine menschlichere Gesellschaft einzusetzen. Auch heute stellt sich Frauen ein schweres und bedeutsames Schweigen in den Weg: das der Männer. Was bedeutet es, ein Mann zu sein im 21. Jahrhundert? Wir, die Männer, beuten ein System aus, in dem alle Vorteile auf unserer Seite liegen und das wir deshalb aufgebaut haben. Männer, die heute über Männlichkeit reden
Trump, Putin, Bolsonaro und andere sind unfähig eine humanistische Vision zum Wohl aller zu entwickeln. Männlichkeit bedeutet für sie die Verteidigung des bestehenden Systems. Sie machen Maskulinität zu einem Synonym für Freiheit auf Kosten der anderen. Es gibt etwas Böses in den Beziehungen, die mit Macht zu tun haben. Das ist die vermeintliche Unverletzlichkeit und die Kontrolle der Emotionen. Wir Männer müssen uns neu erfinden und aufhören, aus emotionaler Kälte eine Tugend zu machen.