„Dénia macht da keine Ausnahme“
Stadtrat für Bürgersicherheit Javier Scotto zur Situation nach Verhängung der Ausgangssperre
Dénia – ab. Fast menschenleere Straßen, hier und da ein Spaziergänger beim Gassigehen mit dem Hund. Die sonst so pulsierende Küstenstadt Dénia wirkt wie ausgestorben. Fast schon beklemmend das Ambiente im Zentrum wie etwa in der Calle Marqués de Campo mit ihren Geschäften und Lokalen, deren Terrassen unter normalen Umständen ausgelassenes Leben signalisieren. Auch Kinderlachen auf Spielplätzen und Promenaden sowie in öffentlichen Parkanlagen ist längst verstummt. Hin und wieder ernst dreinblickende Sicherheitsbeamte, die kontrollieren, dass sich die Einwohner an das von der Regierung verhängte Ausgangsverbot zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie halten. Die Redaktion sprach mit Dénias Stadtrat für Bürgersicherheit, Javier Scotto (PSOE).
CN: Herr Scotto, wie gestaltet sich die Situation in Dénia? Hält man sich an den verordneten Hausarrest?
Scotto: Größtenteils halten sich die Leute inzwischen daran. In den ersten Tagen des Ausgangsverbots war es noch etwas schwierig. Viele Leute wollten nicht verstehen, dass es da klare Regeln gibt, die einzuhalten sind. Die Schließung von Geschäften, Lokalen,
Schulen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Leute daheim bleiben. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen.
Wie geht Dénias Polizei vor?
Es gibt zeitweise Kontrollen an Dénias Stadteinfahrten. Verkehrsteilnehmer müssen berechtigte Gründe nachweisen können, damit ihnen gestattet wird, in die Stadt zu fahren. Wir lassen beispielsweise auch Lokale kontrollieren, um sicherzugehen, dass nicht heimlich der Betrieb weitergeführt oder zeitweise aufgenommen wird.
Vielerorts wurden auch die Kontrollen von Passanten verschärft. Wie ist das in Dénia?
Dénia macht da keine Ausnahme. Passanten müssen während der Ausgangssperre damit rechnen, dass sie von Polizeibeamten – hauptsächlich Orts- und Nationalpolizei (aber zuweilen auch Guardia Civil, Anm.d.R.) – angehalten und gefragt werden, warum sie unterwegs sind. Es muss niemand mit einer Sanktion rechnen, wenn er auf dem Weg in den Supermarkt oder in die Apotheke ist. Eine Verwarnung gibt es aber dann, wenn ein Passant keinen plausiblen Grund nennen kann, warum er auf der Straße
unterwegs ist.
Werden Leute bei Zuwiderhandlungen nur verwarnt?
Das kommt darauf an. Wenn jemand mehrmals hintereinander auffällig wird, weil er ohne berechtigten Grund auf der Straße unterwegs ist, muss er mit einer Sanktion rechnen.
Wie hoch können solche Geldstrafen ausfallen?
Die Sanktionen fangen bei 600 Euro an. Das Gesetz sieht je nach Schwere des Vergehens Strafen von bis zu 30.000 Euro vor.
Die gebührenpflichtige Blaue Zone ist in Dénia bis auf weiteres aufgehoben worden.
Das ist richtig. Wir wollen damit den Leuten die Möglichkeit geben, so nah wie möglich an Apotheken oder Lebensmittelläden parken zu können. Je schneller die Leute ihre Besorgungen erledigen können, desto kürzer halten sie sich auf der Straße auf.
Gibt es Probleme bei der Verständigung mit ausländischen Urlaubern oder Bewohnern?
Probleme hat es, soweit ich informiert bin, bislang nicht gegeben. Ausländische Residenten scheinen gut darüber informiert zu sein, wie sie sich in dieser Situation zu verhalten haben.
Wie geht man in Dénia mit Menschen um, die auf der Straße leben?
Wir haben allen Obdachlosen in Dénia angeboten, dass wir ihnen die Fahrtkosten in den Ort ihrer Wahl erstatten, wenn sie bei Freunden oder der Familie unterkommen können. Einige haben das Angebot auch angenommen. Viele Obdachlose wollen aber gar keine Hilfe. Diejenigen, die partout nicht von der Straße wegwollen, werden von städtischen Sozialarbeitern und der Ortspolizei betreut.