Costa del Sol Nachrichten

Immer zu Hause: Das veränderte Leben mit der Ausgangssp­erre

Ausgangssp­erre hat die Menschen in Málaga zu einer Veränderun­g ihrer Gewohnheit­en veranlasst

- Nicolas Hock Málaga

In der Provinzhau­ptstadt Málaga sitzt mittlerwei­le ein Großteil der Bevölkerun­g zuhause fest. Für die einen ist die Situation leichter zu ertragen, da sie im Homeoffice weiterhin arbeiten können und somit ihr Tagesablau­f einigermaß­en strukturie­rt ist, für die anderen stellt sich die Frage, was sie mit der ungewohnt vielen Freizeit machen sollen.

„Ich gehe in meiner 50-Quadratmet­er-Wohnung manchmal die Wände hoch“, meint Elena Pérez. Die 40-Jährige hat bis vergangene­r Woche als Reinigungs­kraft in einem Hotel gearbeitet, doch dann wurde sie wie viele andere im Zuge eines befristete­n Ausstellun­gsverfahre­ns entlassen. „Die Situation macht mir Sorgen. Ich habe schon mehrmals beim Arbeitsamt angerufen, um die mir zustehende Sozialhilf­e zu beantragen, doch dort war immer besetzt“, erzählt sie. „Ich versuche jetzt, mir die Zeit so gut zu vertreiben, wie es geht. Ich habe viel geputzt, bin einkaufen gegangen und habe auch etwas Sport in der Wohnung gemacht, denn mir fehlt ganz einfach die Bewegung durch die Ausgangssp­erre.“

Zeit für den Großputz

Die 48-jährige Nuria Fernández verdient normalerwe­ise ihren Lebensunte­rhalt durch die Vermietung von Touristena­partments, doch bis zum vorvergang­enen Wochenende hatten alle ihre Gäste storniert. Die Mutter eines neunjährig­en Sohnes denkt daher daran, ob sie einen Aufschub ihrer Rechnungen für Strom, Telefon und Internet und vor allem ihrer Hypotheken und Versicheru­ngen beantragen könnte. „Ich warte bis nächste Woche noch ab, was passiert, aber dann muss ich etwas unternehme­n“, sagt sie.

„Im Moment gehe ich ein Apartment nach dem anderen ab und mache dort Großputz. Vormittags helfe ich meinem Sohn bei seinen Schulsache­n. Wir halten dabei den Stundenpla­n seiner Schule ein. Wenn er von 9 bis 10 Uhr Englischun­d von 10 bis 11 Uhr Matheunter­richt hätte, machen wir in diesen Zeiten zu den Fächern Übungen und halten auch wie in der Schule die Pausenzeit­en ein.“

Francisco Velasco hat das Glück, im Homeoffice von Zuhause aus arbeiten zu können. Der 39-Jährige ist Forscher an der Universitä­t Málaga, wo er unter anderem an der Entwicklun­g neuer Software arbeitet. Seit Freitag vor der offizielle­n Ausgangssp­erre sitzt er zuhause und verfasst Berichte für die Universitä­t. Einfach ist die Situation jedoch nicht für ihn, da seine Freundin noch außer Haus arbeitet und der zweijährig­e Sohn den ganzen Tag bei ihm ist.

„Ich stehe wie immer um 7.30 Uhr auf und versuche, denselben Tagesablau­f wie vorher einzuhalte­n“, meint er. „Das geht aber oft nicht so, wie ich es vorhabe. „Schon am Morgen geht es los mit ,Papa, Papa’, und dann muss ich mich mit ihm beschäftig­en und mit ihm Lego, Verstecken oder Fangen spielen, bis meine Freundin um 16 Uhr nach Hause kommt. Ich arbeite also schon noch, aber nicht mehr so viel wie vorher.“

„Online-Klassen praktische­r“

Barbara Sanvido hat keine Probleme damit, ihre Arbeit komplett von Zuhause aus zu machen. Die 48-jährige Italieneri­n, die schon seit mehr als zehn Jahren in Málaga lebt, arbeitet als Englischle­hrerin für drei Sprachakad­emien und arbeitet für zwei von ihnen schon seit einigen Jahren nur noch online. „Für mich ist die neue Situation praktisch, denn ich spare mir Zeit, da ich jetzt alles online machen kann“, sagt sie.

Den Tag beginnt Barbara Sanvido, indem sie früh aufsteht und von 9 bis 11 Uhr im Wohnzimmer ihre erste virtuelle Klasse erteilt. Danach, wenn ihr zehnjährig­er Sohn aufgestand­en ist, der den Großteil des Tages mit seinen Übungen für die Schule beschäftig­t ist, verdrückt sie sich zum Arbeiten in ihr Schlafzimm­er. „Um 20.30 Uhr gibt es dann Abendessen, und danach schaue ich mir mit meinem Sohn meistens noch einen Film an, bevor es dann gegen 22.30 Uhr schon wieder ins Bett geht“, erklärt sie.

Carmen Nicolás ist Orientieru­ngslehreri­n an einer Sekundarsc­hule. Die 47-Jährige arbeitet seit der Ausgangssp­erre ebenfalls von Zuhause aus, hat jedoch, wie sie selbst zugibt, weit weniger zu tun als vorher. „Meine Aufgabe ist ja, mich um die Schüler und die Eltern zu kümmern, deshalb arbeite ich an einer Internetse­ite mit Übungen für die Schüler und Tipps für die Eltern“, sagt sie. „Ich kann mir dabei die Zeit einteilen, wie ich will, und den Rest des Tages wird es mir auch nicht langweilig. Ich lasse mir jetzt für alles wie zum Frühstücke­n und Kochen einfach mehr Zeit. Außerdem lese ich viel auf meiner Terrasse und mache jeden Tag eineinhalb bis zwei Stunden Fitnesstra­ining.“

„Ich spare mir Zeit, wenn ich alles von Zuhause aus machen kann“

Fitness-Training zuhause

Bis vor kurzem ist Carmen Nicolás regelmäßig ins Fitness-Studio und zum Training der neuen Boxsportar­t Body Combat gegangen, doch mittlerwei­le findet sie alle nötigen Anleitunge­n auf You Tube. „Einen Tag mache ich Konditions­training, einen Tag Hanteln und einen anderen Tag Zumba. Ich versuche einfach, neben meinem Geist auch meinen Körper zu trainieren.“

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Fotos: privat Die Lehrerin Barbara Sanvido gibt seit der Ausgangssp­erre nur noch online Unterricht.
 ??  ?? Fran Velasco (l.), Elena Pérez (Mitte) und Carmen Nicolás (r.) versuchen, das Beste aus der Ausgangssp­erre zu machen.
Fran Velasco (l.), Elena Pérez (Mitte) und Carmen Nicolás (r.) versuchen, das Beste aus der Ausgangssp­erre zu machen.
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