Immer zu Hause: Das veränderte Leben mit der Ausgangssperre
Ausgangssperre hat die Menschen in Málaga zu einer Veränderung ihrer Gewohnheiten veranlasst
In der Provinzhauptstadt Málaga sitzt mittlerweile ein Großteil der Bevölkerung zuhause fest. Für die einen ist die Situation leichter zu ertragen, da sie im Homeoffice weiterhin arbeiten können und somit ihr Tagesablauf einigermaßen strukturiert ist, für die anderen stellt sich die Frage, was sie mit der ungewohnt vielen Freizeit machen sollen.
„Ich gehe in meiner 50-Quadratmeter-Wohnung manchmal die Wände hoch“, meint Elena Pérez. Die 40-Jährige hat bis vergangener Woche als Reinigungskraft in einem Hotel gearbeitet, doch dann wurde sie wie viele andere im Zuge eines befristeten Ausstellungsverfahrens entlassen. „Die Situation macht mir Sorgen. Ich habe schon mehrmals beim Arbeitsamt angerufen, um die mir zustehende Sozialhilfe zu beantragen, doch dort war immer besetzt“, erzählt sie. „Ich versuche jetzt, mir die Zeit so gut zu vertreiben, wie es geht. Ich habe viel geputzt, bin einkaufen gegangen und habe auch etwas Sport in der Wohnung gemacht, denn mir fehlt ganz einfach die Bewegung durch die Ausgangssperre.“
Zeit für den Großputz
Die 48-jährige Nuria Fernández verdient normalerweise ihren Lebensunterhalt durch die Vermietung von Touristenapartments, doch bis zum vorvergangenen Wochenende hatten alle ihre Gäste storniert. Die Mutter eines neunjährigen Sohnes denkt daher daran, ob sie einen Aufschub ihrer Rechnungen für Strom, Telefon und Internet und vor allem ihrer Hypotheken und Versicherungen beantragen könnte. „Ich warte bis nächste Woche noch ab, was passiert, aber dann muss ich etwas unternehmen“, sagt sie.
„Im Moment gehe ich ein Apartment nach dem anderen ab und mache dort Großputz. Vormittags helfe ich meinem Sohn bei seinen Schulsachen. Wir halten dabei den Stundenplan seiner Schule ein. Wenn er von 9 bis 10 Uhr Englischund von 10 bis 11 Uhr Matheunterricht hätte, machen wir in diesen Zeiten zu den Fächern Übungen und halten auch wie in der Schule die Pausenzeiten ein.“
Francisco Velasco hat das Glück, im Homeoffice von Zuhause aus arbeiten zu können. Der 39-Jährige ist Forscher an der Universität Málaga, wo er unter anderem an der Entwicklung neuer Software arbeitet. Seit Freitag vor der offiziellen Ausgangssperre sitzt er zuhause und verfasst Berichte für die Universität. Einfach ist die Situation jedoch nicht für ihn, da seine Freundin noch außer Haus arbeitet und der zweijährige Sohn den ganzen Tag bei ihm ist.
„Ich stehe wie immer um 7.30 Uhr auf und versuche, denselben Tagesablauf wie vorher einzuhalten“, meint er. „Das geht aber oft nicht so, wie ich es vorhabe. „Schon am Morgen geht es los mit ,Papa, Papa’, und dann muss ich mich mit ihm beschäftigen und mit ihm Lego, Verstecken oder Fangen spielen, bis meine Freundin um 16 Uhr nach Hause kommt. Ich arbeite also schon noch, aber nicht mehr so viel wie vorher.“
„Online-Klassen praktischer“
Barbara Sanvido hat keine Probleme damit, ihre Arbeit komplett von Zuhause aus zu machen. Die 48-jährige Italienerin, die schon seit mehr als zehn Jahren in Málaga lebt, arbeitet als Englischlehrerin für drei Sprachakademien und arbeitet für zwei von ihnen schon seit einigen Jahren nur noch online. „Für mich ist die neue Situation praktisch, denn ich spare mir Zeit, da ich jetzt alles online machen kann“, sagt sie.
Den Tag beginnt Barbara Sanvido, indem sie früh aufsteht und von 9 bis 11 Uhr im Wohnzimmer ihre erste virtuelle Klasse erteilt. Danach, wenn ihr zehnjähriger Sohn aufgestanden ist, der den Großteil des Tages mit seinen Übungen für die Schule beschäftigt ist, verdrückt sie sich zum Arbeiten in ihr Schlafzimmer. „Um 20.30 Uhr gibt es dann Abendessen, und danach schaue ich mir mit meinem Sohn meistens noch einen Film an, bevor es dann gegen 22.30 Uhr schon wieder ins Bett geht“, erklärt sie.
Carmen Nicolás ist Orientierungslehrerin an einer Sekundarschule. Die 47-Jährige arbeitet seit der Ausgangssperre ebenfalls von Zuhause aus, hat jedoch, wie sie selbst zugibt, weit weniger zu tun als vorher. „Meine Aufgabe ist ja, mich um die Schüler und die Eltern zu kümmern, deshalb arbeite ich an einer Internetseite mit Übungen für die Schüler und Tipps für die Eltern“, sagt sie. „Ich kann mir dabei die Zeit einteilen, wie ich will, und den Rest des Tages wird es mir auch nicht langweilig. Ich lasse mir jetzt für alles wie zum Frühstücken und Kochen einfach mehr Zeit. Außerdem lese ich viel auf meiner Terrasse und mache jeden Tag eineinhalb bis zwei Stunden Fitnesstraining.“
„Ich spare mir Zeit, wenn ich alles von Zuhause aus machen kann“
Fitness-Training zuhause
Bis vor kurzem ist Carmen Nicolás regelmäßig ins Fitness-Studio und zum Training der neuen Boxsportart Body Combat gegangen, doch mittlerweile findet sie alle nötigen Anleitungen auf You Tube. „Einen Tag mache ich Konditionstraining, einen Tag Hanteln und einen anderen Tag Zumba. Ich versuche einfach, neben meinem Geist auch meinen Körper zu trainieren.“