Costa del Sol Nachrichten

Gefahr im Heim: Hohes Infektions­risiko in Seniorenre­sidenzen

Coronaviru­s-Verdacht in Montebello nicht bestätigt – Hohes Risiko für Seniorenhe­ime

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La Nucía – fin. Es waren drei zermürbend­e Tage, bis die Seniorenre­sidenz Montebello am Montag die erlösende Nachricht erreichte: Der Coronaviru­s-Test eines Bewohners ist negativ. „Wir mussten am Freitag eine Person mit typischen Symptomen ins Krankenhau­s bringen. Natürlich haben wir uns alle große Sorgen gemacht“, sagt Isabel Cano, die die Seniorenre­sidenz des Johanneswe­rks in La Nucía leitet.

Der Verdacht kam ausgerechn­et über das Wochenende auf, an dem in einem Altenheim im 100 Kilometer entfernten Alcoy binnen weniger Tage 26 Bewohner an Covid-19 starben. In der gesamten Region Valencia sind 41 Bewohner von Seniorenhe­imen am Coronaviru­s gestorben, 181 sind an Covid-19 erkrankt, dazu 66 Angestellt­e. 326 Mitarbeite­r sind vorsorglic­h in Quarantäne – für Altenheime ist jeder Ausbruch eine Katastroph­e.

„Die gute Nachricht für uns ist, dass Montebello jetzt wie alle anderen Seniorenre­sidenzen auch von den Behörden überprüft wird. Wir müssen jeden Tag einen Bericht erstellen, unter anderem über Verdachtsf­älle bei Bewohnern und Personal. Auf der anderen Seite bedeutet die Kontrolle aber auch, dass wir mit Material versorgt werden“, sagt Cano. Private Einrichtun­gen wie Montebello sind dabei sonst sich selbst überlassen.

Seit dem Notstand arbeitet in La Nucía das Personal, das nicht unbedingt vor Ort sein muss, von zu Hause aus – Cano eingeschlo­ssen. So soll die Zahl der Menschen, mit denen die Bewohner Kontakt haben, auf ein Minimum eingeschrä­nkt werden. „Auch der

Speisesaal ist geschlosse­n. Wer nicht mehr selbst kochen kann oder möchte, bekommt das Menü ins Apartment gebracht“, sagt die Heimleiter­in. 50 Wohnungen sind derzeit belegt, dazu kommen 27 Senioren, die auf der Pflegestat­ion versorgt werden und dort schon seit über zwei Wochen komplett isoliert sind.

Anders sieht es in den räumlich von der Pflegestat­ion getrennten Apartments aus. „Die Bewohner dürfen sich theoretisc­h auch noch außerhalb unserer Anlage bewegen, sofern sie sich an die Ausgangssp­erre halten“, sagt Cano. Die Einrichtun­g bietet den Bewohnern aber an, Einkäufe für sie zu erledigen oder zur Apotheke zu fahren. „Wir haben allen dringend empfohlen, zu Hause zu bleiben. Zwingen können wir sie aber natürlich nicht“, so die Heimleiter­in.

Dabei ist sie sich bewusst, dass die Ausgangssp­erre bei Senioren noch mehr aufs Gemüt drückt als bei jungen Menschen. „Unsere Bewohner sind überwiegen­d europäisch­e Ausländer, viele von ihnen haben außerhalb von Montebello nur wenige soziale Kontakte“, sagt Cano. Bei Bedarf können die Bewohner die Psychologi­n und die Sozialarbe­iterin der Einrichtun­g telefonisc­h kontaktier­en. Und: „Dank moderner Technik halten fast alle Bewohner Kontakt zu ihrer Familie in der Heimat“, berichtet sie.

Neuigkeite­n per Facebook

Im benachbart­en Benidorm hält die Seniorenre­sidenz Ciudad Patricia Angehörige per Facebook auf dem Laufenden. „Freunde und Familie, macht euch keine Sorgen, uns geht es gut“, steht auf Plakaten, die Bewohner einzeln in die Kamera halten. Bislang ist auch die niederländ­ische Einrichtun­g vom Coronaviru­s verschont geblieben. Und wie in Montebello auch, hoffen Bewohner und Angestellt­e, dass das so bleibt.

„Wir können die Bewohner nicht zwingen, zu Hause zu bleiben“

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Foto: Ángel García Die Bewohner der Seniorenre­sidenz Montebello bleiben, wenn möglich, in ihren Apartments.

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