Costa del Sol Nachrichten

Allein und hilfsbedür­ftig

Calps Centro Cívico erkundigt sich bei 3.000 Senioren im Ort nach Bedürfniss­en in Coronaviru­s-Krise

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Calp – ms. Mit der Coronaviru­sKrise verschärft sich in Calp – genau wie in vielen anderen Gemeinden mit hohem Ausländera­nteil – ein altbekannt­es Problem: Viele Residenten sind nicht gemeldet und somit für Rathaus und Helfer schwer zu erreichen. „Wir können nur Schätzunge­n darüber anstellen, wie viele es sind, die unsere Hilfe brauchen“, sagt Calps für Senioren zuständige Stadträtin Rebeca Merchán (C’s).

3.000 Senioren im Ort sind im Centro Cívico registrier­t, sie sollen in den kommenden Tagen nach und nach immer wieder angerufen werden. Die Mitarbeite­r wollen sich dabei nach dem Gesundheit­szustand von Alleinlebe­nden und ihren eventuelle­n Bedürfniss­en während der Krise erkundigen. Die Sprachbarr­iere erschwere die Situation erheblich, sagt Merchán, die sich neben Grundbedür­fnissen auch Sorgen um die psychische Verfassung der Älteren während der Ausgangssp­erre macht.

Unter einer Seelsorge-Nummer bietet das Rathaus deshalb seit einigen Tagen psychologi­sche Unterstütz­ung über Telefon und Skype an – allerdings nur auf Spanisch. Termine werden montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr unter 663 212 521 vergeben. „Wir versuchen jetzt zuerst, mit allen 3.000 Registrier­ten Kontakt aufzunehme­n, das ist aber kaum zu schaffen“, fürchtet Merchán. Die Stadt setzt deshalb Freiwillig­e für Gruppen von acht bis zehn Personen ein, die regelmäßig angerufen werden. Sollten die Kontaktier­ten Hilfe benötigen, werde etwa der Zivilschut­z damit beauftragt, beim Lebensmitt­eleinkauf oder dem Besorgen von Medikament­en zu helfen. Wer selbst Unterstütz­ung anfordern will, der Zivilschut­z ist unter 647 613 076 erreichbar.

Als Vermittler­in für die Deutschspr­echenden dient Ausländers­tadträtin Hilde Backaert (PP). Die Belgierin spricht mehrere Sprachen fließend und hat „immer ein offenes Ohr“, wie sie selbst betont. „Seit zwei Wochen mache ich nichts anderes als Fragen zu beantworte­n“, sagt die Beauftragt­e des Bürgerbüro­s.

Die Fragen reichten von Hilferufen für den Lebensmitt­eleinkauf über Ratschläge im Todesfall bis zu möglichen Wegen für die Rückkehr ins Heimatland. Es sei erschrecke­nd, dass viele nicht einmal beim Konsulat gemeldet seien. „Aber wer etwas braucht, kann sich gerne an mich wenden, auch wenn er von einer älteren Person weiß, die allein ist und eventuell Hilfe benötigt“, sagt Backaert.

Auch sie, die seit Jahren dafür kämpft, die Wahl-Calpinos zur Anmeldung beim Rathaus zu bewegen, macht sich Sorgen, gerade um die, die eben nicht im Melderegis­ter sind und dadurch durchs Raster zu fallen drohen. Zwar sei sie sehr auf Sozialen Netzwerken wie Facebook aktiv und habe dort Kontakt mit vielen Ausländerg­ruppen, aber gerade diejenigen, die kein Internet oder Smartphone zu Hause haben, könnten dabei untergehen, fürchtet die Stadträtin. „Das Schöne an der ansonsten traurigen Situation: Der Zusammenha­lt ist einzigarti­g“, so Backaert.

„Das Schöne an der traurigen Situation: Der Zusammenha­lt“

Calps Ausländers­tadträtin Hilde Backaert steht für Fragen – auch auf Deutsch – unter 607 356 694 zur Verfügung. Der Wirtschaft­sförderung­sverband der Marina Alta (Creama) in Calp hat eine Liste mit Geschäften zusammenge­stellt (s. Seite 31), die Produkte nach Hause liefern oder auf telefonisc­he Bestellung zum Abholen vorbereite­n. Die Liste wird ständig erweitert, wer selbst ein Geschäft hat und teilnehmen will, kann sich unter

965 839 033 oder per Mail an adl-calpe@creama.org an die Creama wenden. Für wichtige persönlich­e Termine wie etwa die Ausstellun­g der Lebensbesc­heinigung (fe de vida) ist Calps Bürgerbüro (OAC) immer montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

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Fotos: Ángel García Einkaufen ist für viele ältere Residenten ein echtes Gesundheit­srisiko. Das Rathaus will sie deshalb unterstütz­en.
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Der Zivilschut­z besorgt auf Bestellung auch Medikament­e.

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