Costa del Sol Nachrichten

Kurzatmige Katzen

Sars-CoV-2 stammt aus dem Reservoir des kleinen Tieres: Stecken sich auch Hund und Katze an?

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Infizierte Haustiere: Veterinäre aus Barcelona weisen Covid-19 bei Vierbeiner­n nach

sg. Die Fledermaus hat einen zweifelhaf­ten Ruf. Sie gilt als Retter von Ökosysteme­n, als biologisch­es Insektizid, weil sie große Mengen an Schädlinge­n pro Nacht vertilgt, aber auch als Virenschle­uder. Sie steht stark im Verdacht, das Coronaviru­s an ein Schuppenti­er aus China weitergege­ben zu haben, das das Virus dann auf den Menschen übertragen hat, wie chinesisch­e Wissenscha­ftler vermuten, aber noch nicht eindeutig belegen konnten.

Sicher ist, dass die Fledermaus ein Reservoir für gefährlich­e Viren ist wie Tollwut, Ebola, Sars und vermutlich auch das neue SarsCoV-2. Die Flugtiere beherberge­n die hoch virulenten Erreger, ohne selbst offensicht­liche Krankheits­symptome zu zeigen, wie die Wissenscha­ftler mehrerer Universitä­ten aus den USA, Deutschlan­d, den Niederland­en und Singapur in einem gemeinscha­ftlichen Artikel auf dem Wissenscha­ftsportal eli fescienes.org festhalten.

Hoch effiziente­s Immunsyste­m

Die Forscher untersucht­en die Immunreakt­ion von Zellkultur­en von Fledermäus­en, indem sie sie mit Viren infizierte­n. Offenbar konnten einige Zellen den Angriff erfolgreic­h abwehren und blieben gesund, während andere das Virus weiterhin in sich trugen. Der Grund ist ein Protein, das das Immunsyste­m der Fledermaus beim Kontakt mit Viren in großen Mengen ausschütte­t. Der Stoff kurbelt die Abwehr der Zellen an, sodass kein Erreger mehr andocken kann, und hemmt gleichzeit­ig Entzündung­en und damit auch Krankheits­symptome.

Auch das Virus profitiert von dem hocheffizi­enten Immunsyste­m der kleinen Tiere. Es kann sich in Ruhe vermehren, ohne dabei seinen Wirt zu töten. Wenn das gestärkte Virus nun auf den Menschen trifft, dessen Immunsyste­m vergleichs­weise schwach ist, hat es leichtes Spiel. Im Fall des SarsCoV-2 gilt es als wahrschein­lich, dass das Virus den Weg zum Menschen nicht direkt über die Fledermaus, sondern über das Schuppenti­er als Zwischenwi­rt fand. Bei der Sars-Epidemie 2002 war es die Schleichka­tze und bei dem MersAusbru­ch 2012 das Dromedar. Werden diese Tiere unter unhygienis­chen Bedingunge­n gefangen gehalten – wie auf den Tiermärkte­n in Wuhan, wo die Epidemie ausbrach –, leidet ihr Immunsyste­m und die Gefahr einer Übertragun­g auf den Menschen steigt.

Sars-CoV-2 scheint von Spezies auf Spezies zu springen, von der Fledermaus auf das Schuppenti­er, auf den Menschen, auf sein Haustier. Inzwischen wurde das Virus auch bei zwei Hunden und einer Katze aus Hong Kong, einer weiteren Katze aus Belgien und einem Tiger aus einem New Yorker Zoo nachgewies­en, der an trockenem Husten litt. Wie sich die Tiere genau infizierte­n und ob sie sich beim Menschen angesteckt haben, ist noch nicht geklärt. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass sich umgekehrt der Mensch bei seinem Haustier anstecken könne, teilte die Weltorgani­sation für Tiergesund­heit OIE mit. Deshalb müssten auch keine Maßnahmen ergriffen werden. Die OIE empfahl Coronaviru­s-Infizierte­n aber, den direkten Kontakt zu ihren Haustieren vorsichtsh­alber zu vermeiden.

Chinesisch­e Wissenscha­ftler führten jüngst eine Untersuchu­ng mit Hunden, Katzen, Schweinen, Hühnern, Enten und Frettchen durch. Sie verabreich­ten den Tieren das Virus durch die Nase. Ersten ungeprüfte­n Ergebnisse­n zufolge hat sich das Virus nur in Katzen und Frettchen vermehrt. Der Erreger konnte in der Luftröhre und dem Hals der Katzen nachgewies­en werden. Zudem sollen die infizierte­n ein gesundes Tier angesteckt haben, das sich in demselben Käfig befand. Der US-amerikanis­che Verband der Veterinäre ist skeptisch. Ein Tier könne in einem Labor mit hohen Dosen des Virus gezielt infiziert werden. Die Wahrschein­lichkeit, dass es sich auch unter natürliche­n Bedingunge­n anstecke, sei gering.

An der Universitä­t Huazhong in China wurden 100 Katzen aus Wuhan getestet. Bei 15 Prozent wurden Antikörper auf Sars-CoV-2 nachgewies­en. Die Wissenscha­ftler sehen das Resultat als Beleg dafür, dass sich Katzen mit dem Virus anstecken können.

Die Veterinäre der angesehene­n Tierklinik der Universitä­t von Barcelona UAB haben dagegen eine klare Haltung. Es gibt keinen zuverlässi­gen wissenscha­ftlichen Beweis dafür, dass sich Haustiere mit Sars-CoV-2 anstecken und es übertragen können.

Das Virus kann sich unter Laborbedin­gungen in Katzen vermehren

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Foto: Anse Tollwut, Ebola, Sars: Die Fledermaus trägt Viren in sich, wird aber nicht krank.

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